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Chronik der Vampire 07 - Merrick oder die Schuld des Vampirs

Chronik der Vampire 07 - Merrick oder die Schuld des Vampirs

Titel: Chronik der Vampire 07 - Merrick oder die Schuld des Vampirs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Rice
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im Spiegel, auch wenn die alten Sagen dem widersprechen‹, schrie sie mich an. ›Aber was ist mit dieser Art Spiegel? Ist das nicht wie die drohende Strafe Gottes?‹ Ich sagte, dass das absolut nicht stimmte. Ich erinnere mich, wie Lestat sie auslachte. Er sagte, sie sei unersättlich und dumm und sie solle mit dem, was sie habe, glücklich sein. Sie hatte jede Geduld mit ihm verloren und gab ihm nicht einmal eine Antwort. Nach diesem Vorfall ließ er die Miniatur von ihr für sein Medaillon malen - das, welches du für ihn in einem Talamasca-Safe ausgrubst.«
    »Ich verstehe«, antwortete ich. »Lestat hat mir davon nie etwas erzählt.«
    »Lestat vergisst eine Menge«, sagte er nachdenklich, ohne Vorwurf. »Er hat später noch weitere Porträts von ihr malen lassen. Ein sehr großes, wunderschönes hat hier gehangen. Wir nahmen es mit nach Europa. Ganze Schrankkoffer haben wir mit unseren Besitztümern gefüllt, aber ich will nicht an diese Zeit denken. Ich will nicht daran denken, wie sie versuchte, Lestat etwas anzutun.« Ich schwieg respektvoll.
    »Aber die Fotografien, die Daguerreotypien, das war es, was sie eigentlich wollte, ihr ganz reales Bild auf einer Glasplatte. Sie war ganz wild, das sagte ich ja. Aber dann, Jahre später, als wir in Paris ankamen, in jenen schönen Nächten, ehe wir auf das Théâtre des Vampires und diese Ungeheuer, die sie vernichteten, stießen, fand sie heraus, dass die magischen Bilder auch nachts gemacht werden konnten, unter künstlichem Licht!«
    Er schien das Erlebte schmerzlich nachzuempfinden. Ich verhielt mich still.
    »Du kannst dir nicht vorstellen, wie aufgeregt sie war. Sie hatte eine Ausstellung des berühmten Fotografen Nadar gesehen, die Bilder von den Pariser Katakomben, Bilder mit ganzen Wagenladungen menschlicher Gebeine. Nadar war damals der Mann, wie du sicher weißt. Seine Bilder erregten sie zutiefst. Sie verabredete einen Termin mit ihm und ging abends in sein Studio, und da wurde dieses Bild gemacht.« Er kam zu mir.
    »Das Foto ist ziemlich dunkel. Es dauerte mit all den Spiegeln und künstlichen Lampen eine Ewigkeit, bis es fertig war. Und Claudia hielt so endlos lange still - nun, nur ein Vampirkind konnte das durchhalten. Aber sie war ganz entzückt davon. Sie stellte es auf ihren Frisiertisch im Hotel Saint-Gabriel, dem Ort, den wir als Letztes unser Heim nannten. Wir ha tten so schöne Zimmer dort. Es lag in der Nähe der Oper. Das war ihr nämlich sehr wichtig. Ich hatte wirklich geglaubt, sie würde in Paris glücklich werden. Vielleicht wäre es so gekommen … Aber ihre Zeit lief ab. Dieses kleine Foto, sie hatte das Gefühl, das wäre erst der Anfang, und sie plante, noch einmal zu Nadar zu gehen, mit einem noch schöneren Kleid.« Er sah mich an.
    Ich stand auf, um das Bild entgegenzunehmen, und er legte es sehr sorgsam in meine Hand, als könne es von ganz allein zerbrechen.
    Ich war sprachlos. Wie klein und unschuldig es schien, dieses einzigartige Kind, in weißer Spitze, mit blonden Locken und runden Wangen und dem klassischen Schwung der Lippen. Seine Augen funkelten mich förmlich aus dem dunklen Glas heraus an, als ich es betrachtete. Und wieder kam mir der Verdacht, den ich schon damals, vor Jahren bei Merricks Bildern, so intensiv gefühlt hatte: dass das Porträt mich ansah.
    Ich muss ein winziges Geräusch von mir gegeben haben. Ich weiß nicht. Ich klappte die Hülle zu. Ich schob sogar die winzige goldene Schließe zu.
    »War sie nicht wunderschön?«, fragte er. »Sag doch. Es ist keine Frage des Geschmacks, nicht wahr? Sie war schön. Die schlichte Tatsache kann man nicht leugnen.«
    Ich sah ihn an, und ich wollte sagen, dass sie schön war, dass sie tatsächlich schön war, dass sie lieblich war. Aber die Worte wollten nicht über meine Lippen.
    »Das hier haben wir«, sagte er, »für die Magie, die Merrick wirken soll. Nicht Claudias Blut, nichts von ihrer Kleidung oder eine Haarlocke. Aber dies haben wir. Nachdem sie tot war, ging ich zurück in die Hotelzimmer, in denen wir so glücklich gewesen waren, und ich nahm es an mich, und alles andere ließ ich dort.« Er öffnete sein Jackett und schob das Bild in seine Brusttasche. Er wirkte ein wenig erschüttert, seine Augen waren bewusst aus druckslos, und dann schüttelte er kaum merklich den Kopf. »Glaubst du nicht, dass es eine große Wirkung für den Zauber haben wird?«, fragte er.
    »Ja«, sagte ich. So viele tröstliche Worte wirbelten in meinem Kopf durcheinander,

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