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Chronik der Vampire 08 - Blut und Gold

Chronik der Vampire 08 - Blut und Gold

Titel: Chronik der Vampire 08 - Blut und Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Rice
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gelernt, als er hier malte?«, fragte ich. Wieder nur ein Schulterzucken.
    »Aber findest du nicht, dass die Gemälde unvergleichlich schön sind?«, fragte ich ihn.
    Er sah mich mit einem dümmlichem Blick an. Dass ich hier mit diesem armen Kerl sprach und versuchte, so etwas wie Verständnis für das, was ich fühlte, bei ihm zu erzeugen, zeigte mir, wie einsam ich war.
    »Überall sieht man jetzt hübsche Gemälde«, sagte er.
    »Ja«, gab ich zu, »ja, ich weiß. Aber keine so wie diese.« Ich gab ihm eine paar Goldmünzen und verließ die Kapelle. Es blieb mir gerade noch genügend Zeit, die Gruft Jener, die bewahrt werden müssen vor Sonnenaufgang zu erreichen. Als ich mich zum Schlaf niederlegte, träumte ich von Botticelli, aber es war die Stimme von Santino, die mich in den Schlaf verfolgte. Und ich wünschte, ich hätte ihn doch vernichtet, was, alles in allem, für mich ein sehr ungewöhnlicher Wunsch war.

 
     
     
15
     
    A m nächsten Abend begab ich mich nach Florenz. Natürlich war es großartig, zu sehen, wie gut sich die Stadt von den Verheerungen der Pest erholt hatte; in der Tat übertraf sie Rom sogar, sowohl an Wohlstand als auch an Erfindungsgeist und Tatkraft.
    Ich fand bald meine Vermutungen bestätigt – da ihr Wachstum von Handel und Geldgeschäften begleitet gewesen war, hatte der Niedergang der klassischen Ära sie nicht in Mitleidenschaft gezogen; sie war im Gegenteil im Laufe der Jahrhunderte erstarkt, da die herrschende Familie der Medici ihre Macht mittels einer großen über das Land Italien hinaus agierenden Bank aufrechterhielt. Wohin ich sah, fand ich für die Stadt charakteristische Elemente – im Bau befindliche architektonische Werke, Wandmalereien, kluge Gelehrte –, die eine starke Anziehungskraft auf mich ausübten, aber das konnte mich alles nicht davon abhalten, herauszufinden, wer Botticelli nun wirklich war, und mit eigenen Augen nicht nur seine Arbeiten zu sehen, sondern auch den Mann selbst kennen zu lernen.
    Trotzdem spannte ich mich selbst ein wenig auf die Folter. In einem Palazzo nahe des Hauptplatzes mietete ich einige Räume, nahm einen stotternden, bemerkenswert einfältigen Diener in Lohn, der Berge teurer Gewänder für mich beschaffen musste – natürlich alle in Rot, damals wie heute meine Lieblingsfarbe –, und dann ging ich als Nächstes zu einem Buchhändler und pochte so lange an dessen Tür, bis er mir öffnete, das gebotene Gold nahm und mir dafür die neusten Bücher aushändigte, alles an Dichtung, Kunst und Philosophie, womit sich die Menschen hier beschäftigten.
    Damit zog ich mich in meine Räume zurück, setzte mich beim Licht einer einzelnen Lampe hin und verschlang das Gedankengut dieser Epoche, und danach lag ich auf dem Boden und starrte an die Decke, völlig überwältigt von der Energie, mit der sich diese Epoche wieder der Klassik zugewandt hatte, und von ihrer leidenschaftlichen Begeisterung für die alten griechischen und römischen Dichter, von ihrem Glauben an die Sinnlichkeit.
    Lass mich kurz anmerken, dass dank der erstaunlichen Erfindung der Druckerpresse auch gedruckte Bücher unter meinen Erwerbungen waren, und sie verblüfften mich, obwohl ich die Schönheit der alten, handgeschriebenen Ausgaben bevorzugte, wie viele Menschen dieser Zeit. Aber ich schweife ab.
    Ich sprach davon, dass man sich allgemein wieder auf die griechischen und römischen Dichter der Antike besann, davon, wie sehr dieses Jahrhundert in die Ära vernarrt war, in der ich einst geboren wurde.
    Die römische Kirche besaß eine überwältigende Macht, worauf ich ja schon hinwies. Doch diese Zeit war nicht nur von einem ungeheuren Aufschwung geprägt, es verschmolz auch vieles miteinander, und das spiegelte sich in Botticellis Malerei, die Lieblichkeit und natürliche Schönheit ausstrahlte und doch für die Kapelle eines Papstes bestimmt war.
    Gegen Mitternacht stolperte ich aus meinem Quartier und stellte fest, dass in der Stadt schon die Sperrstunde eingeläutet war, die jedoch von manchen Wirten nicht eingehalten wurde, ebenso wenig wie von den obligatorischen umherziehenden Raufbolden. Leicht benommen betrat ich eine geräumige Schenke voller ausgelassener, trinkfreudiger junger Männer, wo ein rosenwangiger Knabe die Laute spielte und dazu sang. Dort setzte ich mich in eine Ecke, mit dem Vorsatz, erst einmal meiner übersteigerten Gefühle, meiner verrückten Leidenschaft Herr zu werden. Aber ich musste herausfinden, wo Botticelli wohnte! Ich musste

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