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Chronik der Vampire 08 - Blut und Gold

Chronik der Vampire 08 - Blut und Gold

Titel: Chronik der Vampire 08 - Blut und Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Rice
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wiederholte er und kam auf mich zu. »Ich habe keine Angst vor dir. Ich suche dich auf, weil wir dich brauchen. Du weißt, wer wir sind.«
    »Satansanbeter!«, sagte ich angeekelt. »Ich sehe dieses alberne Schmuckstück um deinen Hals. Wenn Christus tatsächlich existiert, glaubst du, dass Er euch beachtet? Also haltet ihr noch immer eure dummen, kleinen Zusammenkünfte ab und pflegt eure Lügen.«
    »Dumm?«, antwortete er ruhig. »Dumm waren wir nie. Wir tun Gottes Werk, indem wir Satan dienen. Wie hätte es Christus ohne Satan geben können?« Ich machte ein verscheuchende Geste.
    »Geh weg«, sagte ich, »ich will nichts mit euch zu tun haben.« Das Geheimnis um Jene, die bewahrt werden müssen lag tief in meinem Herzen verschlossen. Ich richtete meine Gedanken auf die Gemälde in der Sixtinischen Kapelle. Ach, diese wunderbaren Gestalten, diese Farben…
    »Aber verstehst du nicht?«, war seine Entgegnung. »Wenn einer wie du, der so alt und mächtig ist, unser Anführer würde, könnten wir in den Katakomben unter dieser Stadt ein ganzes Heer bilden! Zurzeit sind wir erschreckend wenige.« Aus seinen großen schwarzen Augen leuchtete der obligatorische Fanatismus. Und sein dichtes schwarzes Haar glänzte im Dämmerlicht. Er war ein ansehnlicher Geselle, selbst so schmutz- und staubverkrustet, wie er war. Der Geruch der Katakomben hing in seinen Kleidern. Ich konnte den Tod an ihm riechen, als hätte er neben Leichen gelegen. Aber er war gut aussehend und von edler Gestalt wie Avicus, er war Avicus sogar recht ähnlich.
    »Ihr wollt ein Heer bilden?«, fragte ich. »Du redest Unsinn! Ich habe schon gelebt, als von Satan und von Christus noch keine Rede war! Ihr seid Bluttrinker, mehr nicht, und ihr erfindet diese Geschichten für euch selbst. Wie könnt ihr glauben, dass ich mich euch anschlösse, und gar als euer Anführer?«
    Er rückte näher, sodass ich sein Gesicht umso deutlicher sehen konnte. Er platzte vor Überschwang und Aufrichtigkeit und hielt den Kopf stolz erhoben.
    »Komm mit in unsere Katakombe«, sagte er, »komm, triff dich morgen Nacht mit uns, nimm an unserem Ritual teil. Stimm in unsere Gesänge ein, bevor wir hinaus zum Jagen gehen.« Er sprach mit Leidenschaft und wartete schweigend meine Antwort ab. Er war keineswegs dumm, und er schien kein grüner, unerfahrener Bursche zu sein wie die Satansjünger, auf die ich in vergangenen Jahrhunderten gestoßen war. Ich schüttelte den Kopf, aber er setzte mir weiter zu:
    »Mein Name ist Santino«, sagte er. »Ich höre seit hundert Jahren immer wieder von dir. Ich habe immer davon geträumt, dir zu begegnen. Nun hat Satan uns zusammengeführt. Du musst unser Anführer sein. Nur für dich würde ich den Platz an der Spitze freimachen. Komm und lass dir meinen Unterschlupf zeigen, mit seinen Hunderten von Totenschädeln.« Seine Stimme war kultiviert und wohlklingend. Er sprach ein sehr gutes Italienisch. »Komm mit, ich stelle dir meine Anhänger vor, die den Gehörnten aus tiefster Seele anbeten. Es ist der Wille des Gehörnten, dass du uns anführst. Es ist Gottes Wille.«
    Wie mich das anwiderte! Wie sehr ich ihn und seine Anhänger bedauerte! Aber ich sah auch, dass er Geist besaß. Ich sah seinen Scharfsinn, sein Verstehenwollen, seine Klugheit. Ich wünschte, dass Avicus und Mael hier wären; sie würden ihm und seiner ganzen Sippschaft den Garaus machen. »Deinen Unterschlupf mit seinen Hunderten von Totenschädeln?«, wiederholte ich. »Du glaubst, da wollte ich herrschen? Ich habe heute Nacht Gemälde von unbeschreiblicher Schönheit gesehen. Herrliche Werke voller Glanz und Farbenpracht. Diese Stadt umfängt mich mit dem Zauber ihrer Schönheit.«
    »Wo hast du solche Malereien gesehen?«, fragte er.
    »In der Papstkapelle«, erklärte ich. »Aber wie konntest du dich da hineinwagen?«
    »Das war doch eine Kleinigkeit. Ich kann dich lehren, deine Gaben richtig zu nutzen…«
    »Aber wir sind Geschöpfe der Finsternis«, sagte er mit naiver Schlichtheit. »Wir dürfen die Orte des Lichtes nicht betreten. Gott hat uns ins Dunkel verbannt.«
    »Welcher Gott?«, fragte ich. »Ich gehe, wohin ich will. Ich trinke das Blut der Übeltäter. Und die Welt ist mein. Und du verlangst, dass ich mit dir unter der Erde herumkrieche? In einer Katakombe voller Totenschädel? Du verlangst von mir, im Namen eines Dämons über Bluttrinker zu herrschen? Du bist zu klug für deinen Glauben, mein Freund. Gib ihn auf.«
    »Nein«, sagte er und ging

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