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Chronik der Vampire 08 - Blut und Gold

Chronik der Vampire 08 - Blut und Gold

Titel: Chronik der Vampire 08 - Blut und Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Rice
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einfach. Ich musste mehr von seinem Werk sehen. Was hielt mich davon ab? Wovor hatte ich Angst? Was ging eigentlich in meinem Kopf vor sich? Die Götter wussten, ich hatte mich selbst eisern unter Kontrolle! Hatte ich das nicht schon tausendmal bewiesen? Hatte ich nicht, um ein heiliges Geheimnis zu wahren, Zenobia im Stich gelassen? Und litt ich nicht immer noch, und zu Recht, weil ich meine unvergleichliche Pandora verlassen hatte, die ich vielleicht nie wieder finden würde? Schließlich konnte ich meine konfusen Gedanken nicht länger ertragen. Ich ging zu einem der älteren Männer im Schankraum, der nicht in das Singen des jungen Volkes eingestimmt hatte. »Ich bin in die Stadt gekommen, um einen berühmten Maler zu finden«, sagte ich zu ihm. Er zuckte mit den Schultern und nahm einen Schluck von seinem Wein.
    »Ich war einmal ein berühmter Maler«, sagte er, »aber das ist vorbei. Jetzt trinke ich nur noch.«
    Ich lachte. Ich rief nach dem Schankmädchen, damit sie ihm Wein nachschenkte. Er nickte mir dankend zu.
    »Der Mann, nach dem ich suche – er heißt Botticelli, so sagte man mir wenigstens.« Nun lachte er seinerseits.
    »Da sucht Ihr den berühmtesten Maler von Florenz«, sagte er. »Den zu finden dürfte Euch nicht schwer fallen. Der ist immer bei der Arbeit, gleichgültig, wie viele Müßiggänger um seine Werkstatt herumlungern. Könnte sein, dass er sogar jetzt noch malt.«
    »Und wo hat er sein Werkstatt?«, fragte ich. »Er wohnt in der Via Nuova, kurz vor der Via Paolino.«
    »Aber sagt mir doch…« Ich zögerte. »Wie ist er denn so? Ich meine, was denkt Ihr von ihm?«
    Abermals zuckte er mit den Schultern. »Nicht schlecht, nicht gut, obwohl – er hat Humor. Er ist nicht besonders beeindruckend, sieht man von seiner Malerei ab. Ihr werdet schon sehen, wenn Ihr ihm begegnet. Aber erwartet nicht, ihm ein Gemälde in Auftrag geben zu können. Er hat schon jede Menge Arbeit.« Ich dankte dem Mann, ließ einige Münzen für weiteren Wein auf dem Tisch zurück und schlüpfte aus der Schenke. Ein paar Fragen führten mich zur Via Nuova. Ein Nachtwächter zeigte mir, wo Botticelli wohnte, indem er mit dem Finger auf ein recht ansehnliches Haus – jedoch keineswegs einen Palazzo – wies, wo der Maler mit seinem Bruder und dessen Familie lebte. Ich stand vor diesem schlichten Gebäude, als wäre es ein Heiligtum. Die großen Türen zur Straße hin, die wohl tagsüber stets offen standen, sagten mir, dass dort die Werkstatt sein musste. Alle Räume im Erdgeschoss und im darüber liegenden Stockwerk waren dunkel.
    Wie aber konnte ich in die Werkstatt gelangen? Wie konnte ich sehen, woran er im Moment arbeitete? Ich konnte doch nur nachts herkommen. Nie zuvor habe ich die Nacht derart verflucht. Gold musste der Schlüssel sein. Gold und die Gabe der Suggestion, wenn ich auch nicht wusste, ob ich überhaupt wagen würde, sie bei Botticelli anzuwenden.
    Plötzlich konnte ich nicht länger an mich halten und schlug mit der Faust gegen die Haustür. Natürlich kam niemand, also hämmerte ich abermals dagegen. Endlich flammte hinter einem der oberen Fenster Licht auf, und ich hörte Schritte.
    Dann verlangte jemand zu wissen, wer ich sei und was ich wolle. Was sollte ich darauf antworten? Sollte ich jemanden anlügen, den ich verehrte? Ah, aber ich musste hinein!
    »Marius de Romanus«, antwortete ich. In ebendem Augenblick hatte ich mir diesen Namen ausgedacht! »Ich möchte zu Botticelli, ich habe einen Börse voller Gold für ihn. Ich sah in Rom seine Bilder, und ich bewundere ihn über alle Maßen. Ich muss ihm diese Börse unbedingt persönlich überreichen.«
    Eine Pause entstand. Stimmen murmelten hinter der Tür. Zwei Männer berieten darüber, wer ich sein könnte und warum jemand etwas derart Unwahrscheinliches behauptete. Der eine Mann meinte, man solle besser nicht öffnen, der andere sagte, die Sache wäre wohl einen kurzen Blick wert, und der war es auch, der den Riegel zurückschob und die Tür öffnete. Der andere hinter ihm hielt die Lampe erhoben, sodass ich nur ein beschattetes Gesicht sah.
    »Ich bin Sandro«, sagte er ganz ungeziert. »Ich bin Botticelli. Aus welchem Grund solltet Ihr wohl eine ganze Börse voller Gold für mich haben?« Eine ganze Weile war ich sprachlos. Aber immerhin war ich noch geistesgegenwärtig genug, ihm die Börse hinzuhalten. Ich übergab sie ihm und beobachtete wortlos, wie er sie öffnete, die Goldflorine herausnahm und in der Hand wog.
    »Was wünscht

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