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Chronik der Vampire 08 - Blut und Gold

Chronik der Vampire 08 - Blut und Gold

Titel: Chronik der Vampire 08 - Blut und Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Rice
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würde. Nein, mir genügten meine jungen Assistenten, fand ich, ob als Gesellschaft oder auch als meine Helfer, denn es gab eine Menge Arbeit – die Wände mussten mit der richtigen Grundierung für die Fresken versehen werden, ebenso wie die Holzpaneele und Leinwände, ehe ich mich ans Malen machte. Es stelle sich jedoch heraus, dass es für die ersten paar Wochen doch nicht so viel zu tun gab, da ich zuerst einmal durch die Werkstätten hier streifte und mich gründlich mit den Bildern der venezianischen Maler beschäftigte, wie ich es zuvor in Florenz gemacht hatte.
    Nach dieser Begutachtung hatte ich keinerlei Zweifel, dass ich die Arbeiten Sterblicher weitgehend nachahmen konnte, wenn ich auch nicht hoffen durfte, sie zu übertreffen. Und ich fürchtete mich vor dem, was ich zustande bringen würde. Ich fasste den Entschluss, Fremden mein Haus verschlossen zu lassen, nur meine Lehrlinge und ihre Tutoren gingen wie vorgesehen ein und aus. Ich zog mich in mein Schlaf- und Studierzimmer zurück und begann, meine Gedanken in ein Tagebuch einzutragen, zum ersten Mal wieder seit jenen Tagen im alten Rom. Ich beschrieb, wie wohl es mir erging. Und ich geißelte mich auf dem Papier schärfer als in meinen Gedanken:
     
    Du hast dich töricht der Liebe der Menschen ausgeliefert, schrieb ich, heftiger als je in den alten Zeiten. Denn du weißt, dass du diese Knaben auswähltest, damit du sie lehren und sie formen kannst, und dazu gehört Liebe und Hoffnung; und du hast vor, sie später zur weiteren Ausbildung auf die Hohe Schule nach Padua zu schicken, als wären sie deine leiblichen Kinder.
    Aber was ist, wenn sie herausfinden sollten, dass du im tiefsten Inneren ein Ungeheuer bist, wenn sie vor deiner Berührung fliehen, was dann? Wirst du sie abschlachten in ihrer Unschuld? Hier ist nicht das alte Rom mit seinen Millionen Namenloser. Dies ist die Republik Venedig mit ihren strengen Gesetzen, wo du deine Spielchen treibst, und weswegen? Wegen der Farbe des Abendhimmels über der Piazza, das Erste, was du siehst, wenn du dich aus deiner Gruft erhebst? Wegen der Kirchenkuppeln im Mondlicht? Wegen der schwarzen Wasser der Kanäle im Sternenglanz, deren Farbe nur du so wahrnehmen kannst? Du bist ein böses, gieriges Geschöpf.
    Wird die Kunst dir Befriedigung schenken? Du jagst außerhalb, in den umliegenden Städtchen und Dörfern oder gar in ganz fernen Städten, da du dich mit der Schnelligkeit eines Gottes fortbewegen kannst. Aber du trägst das Böse nach Venedig, denn du selbst bist böse, und in deinem feinen Palazzo werden Lügen erzählt und Lügen gelebt, und Lügen können ihren Zweck verfehlen.
     
    Ich legte die Feder nieder. Ich las die Worte und prägte sie mir auf immer ins Gedächtnis wie eine fremde Sprache, und erst danach hob ich den Blick und sah Vincenzo dort stehen. Höflich und ergeben und in seinen neuen Kleidern sehr würdevoll, wartete er darauf, mich ansprechen zu dürfen.
    »Was ist?«, fragte ich freundlich, damit er nicht dächte, ich missbilligte sein Eintreten.
    »Herr, ich möchte Euch nur sagen…«, begann er. Er sah in dem neuen Samtanzug sehr elegant aus, beinahe wie ein adeliger Höfling.
    »Ja? Sprich doch«, sagte ich.
    »Es ist nur… die Knaben sind so glücklich. Sie sind nun alle in ihren Betten und schlafen. Aber wisst Ihr, was es für sie bedeutet, genug zu essen und ordentliche Kleider zu haben und dass sie eine Ausbildung bekommen? Ich könnte Euch vieles erzählen… zu viel, glaube ich. Und unter ihnen ist nicht ein Dummkopf. Das ist wirklich ein Glück.« Ich lächelte.
    »Das ist sehr gut, Vincenzo«, erwiderte ich. »Jetzt geh, setz dich zu deinem Nachtmahl. Nimm Wein, so viel du magst.« Nachdem er gegangen war, saß ich in der nächtlichen Stille. Es war kaum zu glauben, dass ich mich in diesem herrschaftlichen Haus niederlassen konnte, dass ich durch nichts davon abgehalten worden war. Nun blieben mir bis zur Morgendämmerung noch viele Stunden, die ich auf meinem Bett ruhend verbringen mochte, oder ich könnte in meinen neuen Büchern stöbern, ehe ich den kurzen Weg zu einem anderen Haus hier in der Stadt zurücklegte, wo ich in einer goldverzierten Kammer einen Sarkophag verborgen hatte, in dem ich bei Tage schlafen würde. Aber stattdessen ging ich in den großen Raum hinüber, den ich als Malstudio vorgesehen hatte, und dort fand ich die Farbpigmente und sonstigen Materialien bereit, einschließlich mehrerer Holzpaneele, die meine jugendlichen Lehrlinge schon

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