Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Chronik der Vampire 08 - Blut und Gold

Chronik der Vampire 08 - Blut und Gold

Titel: Chronik der Vampire 08 - Blut und Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Rice
Vom Netzwerk:
zufällig auf ihn gestoßen war und er ihr Leid tat, und so ließ sie des Öfteren seine wilden Reden über sich ergehen. Aber er beschrieb sie genauso wie du gerade. Und er erzählte uns von den Trümmern des Hauses in Antiochia, wo wir die besagten Worte finden könnten. Sie erzählte ihm dann von Marius, und so erfuhren wir von dir, dem großen Vampir mit den blauen Augen, von Marius, dessen Mutter aus Gallien kam und dessen Vater ein Römer war.« Er hielt inne, immer noch sichtlich verängstigt. »Oh, sprich doch weiter, bitte, ich bitte dich!«, drängte ich. »Diesen jungen Vampir gibt es nicht mehr; er hat sich selbst getötet, wir haben nichts damit zu tun. Er ging hinaus in die Morgensonne.«
    »Wo hatte er Pandora getroffen?«, fragte ich. »Wo war das? Und wann war das?«
    »Es ist noch nicht sehr lange her«, antwortete er, »obwohl ich selbst diesen Bluttrinker nie traf. Bitte, dränge mich nicht so, ich bemühe mich schon, dir alles zu erzählen, was ich weiß. Der junge Vampir sagte, dass sie ständig unterwegs war, in den nördlicher gelegenen Ländern, wie ich schon sagte, jedoch unter dem Deckmantel, eine reiche Sterbliche zu sein, und sie hatte einen Begleiter mit Anfällen von jäher Grausamkeit – einen schönen asiatischen Vampir. Der schien sie zu tyrannisieren und sie zu Dingen zu zwingen, die sie nicht tun wollte.«
    »Das ist unerträglich!«, entfuhr es mir. »Sprich weiter – welche Länder? Ich kann in deinen Gedanken nicht schneller lesen, als du sprichst. Erzähl mir alles, was der Junge sagte.«
    »Die Länder weiß ich nicht«, antwortete er. Meine leidenschaftliche Erregung machte ihn ganz nervös.
    »Dieser Junge, er liebte sie. Und er bildete sich ein, sie werde den asiatischen Bluttrinker wegschicken. Was sie nicht tat. Diese Niederlage machte ihn wahnsinnig. Und während er sich in einer deutschen Kleinstadt seine Opfer suchte, stolperte er uns in die Arme.« Er hielt inne, raffte seinen Mut zusammen und fuhr dann mit fester Stimme fort: »Bei uns im Mutterhaus redete er dann unablässig von ihr, doch immer das gleiche Lied – wie lieblich sie war, wie gütig und wie grausam der Asiat, von dem sie sich nicht trennen wollte.«
    »Nenn mir die Namen, unter denen sie reisten«, verlangte ich, »denn sie müssen Namen genannt haben, wenn sie sich als reiche Sterbliche ausgaben. Nenne mir die Namen!«
    »Die kenne ich nicht«, sagte er. Er sammelte seine letzten Kräfte. »Lass mir Zeit, dann kann ich sie vielleicht erfahren. Aber ich weiß ehrlich gesagt nicht, ob der Orden mir diese Informationen für dich geben wird.«
    Wieder wandte ich mich von ihm ab und legte eine Hand über die Augen. Welche Gesten macht ein Sterblicher in einer solchen Situation? Ich ballte meine rechte Hand zur Faust und umklammerte mit der linken das Gelenk. Pandora lebte! War ich damit nicht zufrieden? Sie lebte! Die Jahrhunderte hatten sie nicht zerstört. Genügte das nicht?
    Ich drehte mich um und sah Gallant, wie er da so tapfer stand, obwohl ihm die Hände zitterten.
    »Wieso vergehst du nicht vor Entsetzen«, flüsterte ich, »vor Furcht, dass ich zu eurem Mutterhaus kommen und mir das Wissen selbst beschaffen könnte?«
    »Vielleicht bedarf es ja einer solchen Aktion gar nicht«, entgegnete er rasch. »Vielleicht kann ich dir die Informationen besorgen, wenn es so wichtig für dich ist, denn ich breche damit kein Ordensgelübde. Schließlich hat Pandora nicht um unseren Schutz nachgesucht.«
    »Du argumentierst wie ein Rechtsgelehrter«, gab ich zurück. »Kannst du mir mehr sagen? Was hat Pandora dem jungen Vampir noch von mir erzählt?«
    »Nichts sonst.«
    »Der Junge, er sagte, er hätte den Namen Marius von Pandora gehört…«, wiederholte ich.
    »Ja, und dann entdeckten wir dich hier in Venedig. Ich habe dir alles gesagt.«
    Ich trat von ihm zurück. Ich hatte ihn erschöpft, und er hatte solche Angst vor mir, dass sein Geist kaum noch standhielt. Noch einmal sagte er ganz ernst: »Ich habe dir alles gesagt.«
    »Ja, ich weiß«, antwortete ich, »ich sehe, dass du Geheimnisse bewahren, aber nicht lügen kannst.«
    Darauf sagte er nichts. Ich zog die goldene Münze, die er mir gegeben hatte, aus der Tasche und las, was darauf stand: Talamasca. Ich drehte sie um, und auf der Rückseite war das Bild einer hoch gelegenen, befestigten Burg eingeprägt und darunter der Name: Lorwich, East Anglia.
    Ich sah auf und sagte: »Raymond Gallant, ich danke dir.« Er nickte, und dann, unvermittelt, als

Weitere Kostenlose Bücher