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Chronik der Vampire 08 - Blut und Gold

Chronik der Vampire 08 - Blut und Gold

Titel: Chronik der Vampire 08 - Blut und Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Rice
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Auch die Rückkehr ging rasch vonstatten, ich traf rechtzeitig wieder in dem goldenen Gelass ein und legte mich leise zur Ruhe. Der Wind hatte meiner versengten Haut nicht gut getan, doch das spielte jetzt keine Rolle, ich war überglücklich zu wissen, dass ich mich so leicht wie zuvor in die Lüfte erheben konnte. Das hieß, dass ich nun die Reise zu Jenen, die bewahrt werden müssen in Angriff nehmen konnte.
    Am folgenden Abend erwachte mein Schöne nicht mehr unter entsetzten Schreien. Sie war bereit zur Jagd und floss über von Fragen.
    Während wir auf den Kanälen unterwegs waren, erzählte ich ihr die Geschichte von dem Druidenhain – wie man mich dorthin verschleppt hatte und wie in der Eiche der Zauber an mir gewirkt worden war. Ich erzählte von Mael und wie sehr ich ihn immer noch verachtete, wie er mich in Venedig aufgesucht hatte und wie seltsam mir das alles erschienen war.
    »Aber den habe ich doch gesehen!«, sagte sie in gedämpftem Flüsterton, der dennoch von den Wänden widerhallte. »Ich kann mich an den Abend erinnern, an dem er kam. Ich war da gerade aus Florenz zurückgekehrt.«
    Das alles war in meinem Kopf noch nicht wieder richtig klar, deshalb fand ich es beruhigend, sie darüber sprechen zu hören.
    »Botticelli hatte mir ein Gemälde für dich mitgegeben, ein kleines, wunderschönes, und du hast dich hinterher bei mir dafür bedankt. Als ich kam, wartete dieser große Blonde auf dich; er war schmutzig und abgerissen.«
    Nun erinnerte ich mich wieder deutlich, und das munterte mich doch etwas auf.
    Und dann wieder die Jagd, der Blutstrom, der Tod und ein Körper, der im Kanal versank, und wieder der scharfe Schmerz, der das herrliche Gefühl des Genesens begleitete und mich schwach vor Wonne in die Gondel niedersinken ließ.
    »Das brauche ich noch einmal«, erklärte ich, und so setzten wir unsere Suche fort, obwohl Bianca gesättigt war. Also zerrte ich ein weiteres Opfer aus seiner Bleibe, dem ich, ungeschickt vor Gier, das Genick brach, und ein nächstes folgte und noch eines, bis ich schließlich aus purer Erschöpfung innehielt, obwohl meine Verletzungen immer noch nach mehr Blut schrien. Nachdem wir die Gondel festgemacht hatten, nahm ich Bianca in die Arme, hielt sie an meine Brust gedrückt, wie ich es so oft mit Amadeo gemacht hatte, und erhob mich mit ihr hoch in die Luft, bis ich Venedig nicht mehr sah. Ich vernahm von ihr ein leises, verzweifeltes Rufen, doch ich flüsterte ihr zu, dass sie still sein und mir vertrauen solle. Dann machte ich mich auf den Rückweg und setzte sie auf den Stufen oberhalb des Kais ab. Dabei sagte ich: »Wir waren oben in den Wolken, meine kleine Prinzessin, in Wind und reinster Himmelsluft.«
    Sie zitterte vor Kälte, und ich brachte sie hinunter in die goldene Kammer. Der Wind hatte ihr das Haar zerzaust und die Wangen und Lippen kräftig gerötet.
    »Aber wie hast du das gemacht?«, fragte sie. »Hast du wie ein Vogel die Flügel ausgebreitet?«
    »Nein, Flügel brauche ich dazu nicht«, erklärte ich, während ich von unseren vielen Kerzen eine nach der anderen entzündete, bis der Raum angenehm warm erschien.
    Ich griff nach der Maske, nahm sie ab und wandte mich Bianca zu. Sie war entsetzt, doch nur kurz, dann kam sie zu mir, schaute mir in die Augen und küsste meine Lippen.
    »Marius, endlich sehe ich dich«, sagte sie, »da bist du wieder.« Ich lächelte und griff nach dem Spiegel. Ich erkannte mich in diesem monströsen Abbild noch nicht, aber immerhin bedeckten meine Lippen nun die Zähne, die Nase hatte wieder eine gewisse Form, und die Augenlider waren nachgewachsen. Mein Haar war dicht und weißblond wie zuvor und fiel mir auf die Schultern nieder, ließ das Gesicht allerdings umso dunkler erscheinen. Ich legte den Spiegel fort.
    »Wohin gehen wir?«, fragte Bianca. Sie war anscheinend ganz gefasst und furchtlos.
    »Zu einem Ort der Magie; wenn ich dir davon erzählte, würdest du es nicht glauben, meine Himmelsprinzessin«, antwortete ich. »Komm, lass dich umarmen«, bat sie, aber ich schüttelte den Kopf. »Dann erzähl mir etwas. Erzähl mir von Mael.« Wir machten es uns an die Wand gelehnt gemütlich und wärmten uns gegenseitig, und ich begann langsam zu erzählen, breitete alte Erlebnisse vor ihr aus. Sie machte große Augen, als ich mehr von dem Druidenhain erzählte – dass ich dort ein Gott gewesen, aber dann meinen Wächtern entflohen war. Ich erzählte von Avicus und Zenobia, davon, wie wir in Konstantinopel gejagt

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