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Chronik der Vampire 08 - Blut und Gold

Chronik der Vampire 08 - Blut und Gold

Titel: Chronik der Vampire 08 - Blut und Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Rice
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danebengehen.«

 
     
     
26
     
    A ls ich erwachte, blieb ich für die nächste Stunde still liegen, so schwach und schmerzgeplagt war ich. Der Schmerz war sogar so stark, dass mir schien, Schlafen wäre dem Wachsein vorzuziehen, und ich träumte von längst vergangenen Dingen, von Zeiten, in denen ich mit Pandora zusammen gewesen war und nie in Betracht gezogen hatte, dass es je anders sein könnte. Was mich schließlich aus meinem unruhigen Schlummer riss, waren Biancas Schreie.
    Immer wieder schrie sie voller Entsetzen!
    Ich fühlte mich etwas kräftiger als am Abend zuvor und stand auf, nachdem ich mich vergewissert hatte, dass Maske und Handschuhe noch an ihrem Platz waren. Ich hockte mich neben ihren Sarg und rief sie an. Zuerst hörte sie mich nicht, aber dann verstummten ihre Schreie trotz ihrer Verzweiflung.
    »Hör mir zu«, sagte ich, »du bist stark genug, den Sarg zu öffnen, das habe ich dir letzte Nacht erklärt. Leg die Hände gegen den Deckel und drück ihn nach oben.«
    »Mach auf, Marius, lass mich heraus«, bettelte sie unter Schluchzern.
    »Nein, du musst es selbst machen.«
    Schließlich tat sie, wie ich ihr geheißen hatte. Der Marmor knirschte, der Deckel hob sich auf einer Seite, und dann stand sie auf, stieß ihn ganz zurück und war befreit.
    »Komm her zu mir«, sagte ich.
    Sie gehorchte, immer noch von Schluchzern geschüttelt, und ich streichelte mit meiner verhüllten Hand ihr wirres Haar.
    »Du wusstest doch, dass du stark genug bist«, sagte ich, »ich habe dir doch gezeigt, dass du den Deckel sogar mit Gedankenkraft bewegen kannst.«
    »Bitte, zünde die Kerze an«, bat sie, »ich muss Licht haben.« Ich tat ihr den Gefallen. »Du musst versuchen, dich zu beruhigen«, erklärte ich ihr. Ich atmete tief ein. »Du bist jetzt stark, und wenn wir gleich erst gejagt haben, wirst du noch stärker sein. Und wenn meine Kraft wieder zunimmt, wirst du auch von mir noch mehr Blut bekommen.«
    »Verzeih, dass ich solche Angst hatte«, flüsterte sie. Ich hatte selbst kaum die Kraft, sie zu trösten, aber ich wusste, dass sie diese Unterstützung dringend brauchte. Meine ganze Welt war ein Scherbenhaufen, mein Haus lag in Trümmern, Amadeo war entführt worden! Das alles prasselte wieder auf mich nieder, wie ein Hagel von Schlägen. Und dann sah ich, in einer Art milder Verzückung, Pandora, die Pandora von einst, wie sie mir zulächelte, nicht vorwurfsvoll oder um mich zu quälen, nein, sie sprach einfach mit mir, als säßen wir gerade – wie einst – im Garten an dem steinernen Tisch und unterhielten uns über alles Mögliche.
    Aber auch das war dahin. Alles war dahin. Amadeo war dahin. All meine Gemälde waren dahin.
    Und wieder überfiel mich Verzweiflung, Bitterkeit, Demütigung. Ich hätte nie gedacht, dass mir so etwas geschehen könnte. Nie hätte ich mir vorgestellt, dass ich so unglücklich sein könnte. Ich hatte mich für so mächtig, für so überaus klug gehalten, für so ganz über diesen abgrundtiefen Gram erhaben.
    »Komm jetzt, Bianca«, sagte ich. »Wir müssen hinaus, wir müssen uns Blut beschaffen. Komm.« Ich tröstete sie, indem ich mich tröstete. »Hier, wo ist dein Spiegel? Dein Kamm? Komm, lass dir dein schönes Haar kämmen. Nun schau dich im Spiegel an. Hat Botticelli je eine Frau gemalt, die schöner ist als du?« Sie tupfte sich die blutigen Tränen ab.
    »Geht es dir nun wieder gut?«, fragte ich. »Such tief in deiner Seele, sage dir, dass du unsterblich bist. Sage dir, dass der Tod keine Macht über dich hat. Etwas Herrliches ist dir hier in der Finsternis widerfahren: Du hast ewige Jugend, ewige Schönheit erhalten.«
    Ich hätte sie so gern geküsst, aber das ging ja nicht, und so gab ich mir Mühe, meine Worte wie tausend Küsse klingen zu lassen. Sie nickte, und als sie mich ansah, erhellte plötzlich ein entzückendes Lächeln ihr Gesicht, und einen Augenblick lang versank sie in einen Traumzustand, der in mir alle Erinnerungen an Botticellis Genie erweckte, sogar an den Mann selbst, der so weit und so sicher von all diesen Schrecknissen entfernt war und in Florenz sein Leben lebte, unerreicht von all meinen zukünftigen Taten. Ich holte den Kamm aus einem der Bündel und zog ihn durch ihr Haar. Ich beobachtete den Blick, mit dem sie die Maske, die mein Gesicht war, anstarrte.
    »Was ist?«, fragte ich sanft. »Ich möchte sehen, wie schlimm…«
    »Nein, nicht«, entgegnete ich.
    Sie begann wieder zu weinen. »Aber wie willst du je wieder geheilt

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