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Chronik der Vampire 08 - Blut und Gold

Chronik der Vampire 08 - Blut und Gold

Titel: Chronik der Vampire 08 - Blut und Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Rice
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schreiben.«
    »Schreiben kann ich selbst«, erklärte ich, »gebt mir nur Pergament und Feder. Euch brauche ich, ihn zu versenden und dieses Kloster als Absender anzugeben, als Empfangsadresse für eine Antwort. Die Antwort ist für mich wichtig.«
    Er folgte meinen Worten sofort, und ich machte mich an die Arbeit, nachdem ich die Feder von ihm entgegengenommen hatte.
    Ich wusste, er beobachtete mich beim Schreiben, aber es machte mir nichts aus.
     
Raymond Gallant,
    mir ist Katastrophales widerfahren, direkt im Anschluss an die Nacht unseres Treffens. Mein Palazzo in Venedig wurde von Feuer zerstört, und ich selbst erlitt sehr böse Verletzungen. Ich kann dir versichern, dass keine sterblichen Hände am Werk waren, und sollten wir uns einmal treffen, will ich dir gern erklären, was genau geschah. Es würde mich sogar zutiefst befriedigen, dir denjenigen zu beschreiben, der seine Schergen ausschickte, um mich zu vernichten. Zurzeit bin ich zu geschwächt, um in Worten oder Taten Rache zu üben.
    Auch bin ich zu schwach, um die Reise zu eurer Burg nach East Anglia zu unternehmen, doch dank bestimmter Mächte, die ich nicht näher beschreiben kann, habe ich ebenso sicheren Unterschlupf gefunden, wie du ihn mir anbotest.
    Aber ich bitte dich, mir mitzuteilen, ob ihr in letzter Zeit Nachricht über Pandora hattet. Wenn ihr etwas von ihr gehört habt, lass es mich bitte wissen, ebenso, wenn ich sie per Brief erreichen könnte.
    Marius
     
    Nachdem ich geendet hatte, gab ich dem Priester die Zeilen, der unverzüglich die Adresse seines Klosters hinzufügte und das Pergament dann faltete und versiegelte. Eine ganze Weile saßen wir und schwiegen. Schließlich fragte der Mönch: »Wie kann ich Euch finden, wenn die Antwort eingetroffen ist?«
    »Ich werde es wissen«, sagte ich, »so, wie Ihr von den Kerzen wusstet. Verzeiht, dass ich sie genommen habe. Ich hätte sie in der Stadt bei einem Händler kaufen sollen. Aber ich habe mir angewöhnt, zu nachtschlafener Zeit umherzuwandern, und tue vieles eher zufällig.«
    »Das sehe ich«, antwortete er, »denn obwohl Ihr anfangs deutsch mit mir spracht, seid Ihr nun zum Lateinischen übergegangen, wie Ihr es auch in Eurem Brief benutztet. Oh, seid nicht erzürnt. Ich habe kein Wort davon gelesen, aber natürlich erkannte ich es als Latein. Perfektes Latein, wie es heute niemand mehr spricht.«
    »Ist mein Gold Entschädigung genug?«, fragte ich, als ich mich von der Bank erhob. Es war Zeit zu gehen. »O ja, und ich freue mich auf Eure Rückkehr. Ich sorge dafür, dass der Brief morgen schon abgeschickt wird. Wenn der Herr von Lorwich Castle Heinrich VIII. Gefolgschaft geschworen hat, wird die Antwort nicht auf sich warten lassen.«
    Ich war so schnell fort, dass mein neuer Freund zweifellos annahm, ich hätte mich in Luft aufgelöst.
    Bei meiner Rückkehr zum Schrein bemerkte ich zum ersten Mal, dass sich nicht weit entfernt eine menschliche Siedlung auszubreiten begann. Natürlich waren wir in einem winzigen Tal weit oben auf einer verborgenen Bergzinne versteckt. Dennoch hatte mein Auge unten am Fuß dieser Zinne einige sich zusammendrängende Hütten erspäht, und die zukünftigen Folgen waren mir klar. Im Schrein fand ich Bianca schlafend vor, sodass es keine Fragen über mein Woher gab. Ich fragte mich, ob ich es bis nach England schaffte, wenn ich allein, ohne Biancas Gewicht, durch die Lüfte reiste. Aber was sollte ich ihr sagen? Ich hatte sie noch nie allein gelassen, und es jetzt zu tun schien mir nicht richtig. Fast ein Jahr lang bewegte ich mich jede Nacht in Hörweite an dem Kloster vorbei, dem ich meinen Brief anvertraut hatte. Während dieser Zeit jagten Bianca und ich in Verkleidung in kleinen Alpenstädtchen, in denen wir auch, in anderer Garderobe, bei den Händlern kauften.
    Dann und wann mieteten wir Räume, um uns auch ganz gewöhnlicher Dinge erfreuen zu können, aber wir blieben nie bis zum Morgen, sondern kehrten stets in den Schrein zurück. Ich fuhr fort, die Königin in Abständen um Blut zu bitten. Wie ich den rechten Zeitpunkt erkannte, weiß ich nicht. Vielleicht sprach sie im Stillen zu mir. Was ich versichern kann, ist nur, dass ich wusste, wann ich von ihr trinken durfte, und anschließend folgte jedes Mal ein schneller Genesungsschub, das Aufleben neuer Kräfte und mein Verlangen, die wiedererlangten Fähigkeiten mit Bianca zu teilen.
    Dann endlich eines Nachts – Bianca hatte ich erschöpft im Schrein zurückgelassen – näherte ich mich

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