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Chronik der Vampire 08 - Blut und Gold

Chronik der Vampire 08 - Blut und Gold

Titel: Chronik der Vampire 08 - Blut und Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Rice
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aufgeregt, mein guter, alter Freund«, erklärte er. »Kümmere dich nicht um mich. Komm, setz dich. Hast du es auch bequem?«
    Wie die restliche Ausstattung des Zimmers waren auch die Stühle reich mit Schnitzwerk versehen und hatten Armlehnen in Form von Löwenklauen. Ich fand sie ebenso schön wie bequem. Ich ließ meinen Blick auf den vielen Bücherborden ruhen und grübelte wie schon so oft darüber, dass ich mich von Bibliotheken stets besänftigen und verführen lasse. Und ich dachte an Bücher, die ich verloren hatte, Bücher, die verbrannt waren. Möge dies hier, die Talamasca, ein sicherer Hort für Bücher sein, dachte ich.
    »Ich habe Jahrzehnte in einem Raum auf Steinblöcken zugebracht«, sagte ich mit unterdrückter Stimme, »ich habe es hier ganz bequem. Schickst du die Jungen jetzt fort?«
    »Ja, ja, sicher, nur erlaube, dass sie mir noch ein wenig gewärmten Wein bringen, das brauche ich jetzt.«
    »Ja, bitte! Wie gedankenlos von mir!«
    Wir saßen nun einander gegenüber, das Feuer knisterte laut, und zusammen mit der Wärme, die ich zugegebenermaßen ebenfalls genoss, strömten die brennenden Eichenklötze einen guten, kräftigen Duft aus.
    Einer der Jungen hatte Raymond einen roten Samtschlafrock gebracht, und als er den erst einmal trug und sich in seinem Stuhl eingerichtet hatte, wirkte er nicht mehr ganz so zerbrechlich. Immerhin strahlte sein Gesicht, seine Wangen waren rosig, und es fiel mir nicht schwer, in ihm den jungen Mann wiederzufinden, den ich einst gekannt hatte.
    »Mein Freund«, sagte er jetzt, »falls uns etwas dazwischenkommen sollte, lass dir zuerst sagen, dass sie immer noch auf die bekannte Weise umherreist, von einer Stadt Europas zur anderen, in höchster Geschwindigkeit. In England war sie noch nie, ich denke, weil sie das Meer nicht überqueren wollen, obwohl sie das natürlich – entgegen dem Volksglauben – können.«
    Ich lachte. »Das ist der Volksglaube? Dass wir kein Gewässer überqueren können? So ein Unsinn!« Ich hätte mehr sagen können, fragte mich jedoch, ob das klug wäre. Er bemerkte mein Zögern offensichtlich nicht, sondern stürzte sich wieder in seinen Bericht: »Sie reiste in den letzten Jahrzehnten unter dem Namen Marquise de Malvrier, und ihr Begleiter nennt sich genauso; allerdings besucht sie die Fürstenhöfe wesentlich häufiger als er. Sie wurden in Russland, in Bayern und Sachsen gesehen – in Ländern, wo man Wert auf Etikette im alten Stil legt und sie scheint von Zeit zu Zeit das Bedürfnis nach höfischen Vergnügungen und den pompösen Zeremonien der römisch-katholischen Kirche zu haben. Aber das weiß ich natürlich nur aus den diversen Berichten, die hier eingehen, ich kann nicht dafür garantieren.«
    Der gewärmte Wein wurde neben ihm auf ein kleines Tischchen gestellt. Er nahm den Becher mit zitternden Händen auf und trank.
    »Aber wie erreichen dich diese Berichte?«, wollte ich wissen. Ich war fasziniert, denn was er sagte, war zweifellos die Wahrheit. Was die übrigen Bewohner des Hauses anging, so konnte ich sie rings um uns hören, sie schienen stumm lauschend auf irgendeinen Ruf zu warten.
    »Vergiss sie«, sagte Raymond und fragte dann: »Was können sie aus dem Gehörten schon erfahren? Sie sind alle getreue Mitglieder. Um deine Frage zu beantworten – wir verkleiden uns manchmal als Priester, um über die, die wir als Vampire bezeichnen, Informationen zu bekommen. Wir untersuchen mysteriöse Todesfälle. Und so sammeln wir Informationen, die für uns bedeutungsvoll sind, Außenstehenden aber gar nichts sagen.«
    »Ah, natürlich. Und ihr vermerkt den Namen, wenn er irgendwo in Russland oder Sachsen oder Bayern erwähnt wird.«
    »Genau. Ich sagte dir, sie nennen sich de Malvrier. Sie haben eine Vorliebe für den Namen. Und ich sage dir noch etwas…«
    »Ja, bitte, unbedingt.«
    »Wir haben schon mehrfach den Namen Pandora auf einer Kirchenmauer eingeritzt gefunden.«
    »Ah, das war sie!«, sagte ich und versuchte verzweifelt, meine Gefühle zu verbergen. »Sie will, dass ich sie finde.« Ich hielt inne. »Das schmerzt mich. Ich frage mich, ob ihr Reisebegleiter sie überhaupt unter diesem Namen kennt. Aber warum hilfst du mir?«
    »Bei meinem Leben, ich weiß es nicht!«, sagte er. »Außer vielleicht, weil ich irgendwie an dich glaube.«
    »Was meinst du mit glauben? Glauben wie an ein Wunder? Oder dass ich ein Dämon bin? Du glaubst was, Raymond? Bitte! Ach, egal, es hat nichts zu sagen, oder? Wir tun Dinge, weil

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