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Chronik der Vampire 08 - Blut und Gold

Chronik der Vampire 08 - Blut und Gold

Titel: Chronik der Vampire 08 - Blut und Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Rice
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uns unser Herz dazu drängt.«
    »Marius, mein Freund«, sagte er, indem er sich vorbeugte und mit der Hand mein Knie tätschelte, »es ist schon lange her, aber damals in Venedig, als ich dir nachspionierte, da sprach ich aus reinem Herzen zu dir, das weißt du. Ich las auch deine Gedanken, und ich wusste, dass du nur die tötetest, die abartige Mörder ihrer Mitbrüder waren.«
    »Das ist wahr, Raymond, und Pandora handelte genauso. Aber wie sieht es heute aus?«
    »Ich denke, noch ebenso. Denn jedes scheußliche Verbrechen, das man den Vampiren nachsagt – und diese beiden können sehr wohl Vampire sein –, wurde bisher an jemandem begangen, der vieler Morde beschuldigt wird. Du siehst also, es fällt mir nicht schwer, dir zu helfen.«
    »Oh, dann hält sie sich also an unseren Schwur«, flüsterte ich. »Ich hätte es nicht gedacht, vor allem nicht, nachdem ich von ihrem grimmigen Begleiter hörte.«
    Ich sah Raymond durchdringend an, und je länger ich ihn betrachtete, desto mehr fand ich den jungen Mann in ihm, den ich nur so kurz gekannt hatte. Es machte mich traurig, es war schrecklich. Und je stärker das Gefühl wurde, umso mehr versuchte ich, es zu verbergen. Weshalb schmerzte mich der schleichende Triumph des Alters nur so sehr? »Wo hat man sie zuletzt gesehen?«, fragte ich.
    »An dieser Stelle möchte ich dir zuerst einmal erklären, wie ich ihr Verhalten beurteile«, sagte er. »Die beiden folgen einem festen Muster. Sie reisen grob betrachtet im Kreis, suchen also mehr oder weniger regelmäßig immer wieder die gleichen Städte auf, der Kreis dehnt sich bis nach Russland aus, und der Mittelpunkt des Kreises ist Dresden.«
    »Dresden!«, rief ich aus. »Diese Stadt kenne ich nicht. Ich war noch nie da.«
    »Ah, sie kann sich natürlich nicht mit euren italienischen Städten messen, oder mit Paris oder London. Aber es ist die Hauptstadt Sachsens und liegt an der Elbe, einem großen Fluss. Die diversen Herzöge, die dort ihren Regierungssitz hatten, haben die Stadt herausgeputzt. Und diese beiden – Pandora und ihr Begleiter – kehren unweigerlich, ich sage unweigerlich, nach Dresden zurück. Manchmal zwar zwanzig Jahre nicht, aber sie kehren irgendwann zurück.«
    Ich verfiel vor gespannter Erregung in Schweigen. Diese Reiseroute, war sie als Botschaft an mich gemeint? Als Rätsel, das ich lösen sollte? Ein großes, kreisrundes Spinnennetz, in dem ich mich verstricken sollte?
    Ich konnte mir nicht vorstellen, warum sonst Pandora mit ihrem Gefährten dieses Leben führen sollte. Aber wie konnte ich wagen zu glauben, dass Pandora sich überhaupt noch an mich erinnerte? Sie hatte ihren Namen in die Steine der Kirchen geritzt, nicht meinen. Ich seufzte laut auf.
    »Ich kann dir gar nicht sagen, wie viel mir das alles bedeutet!«, sagte ich. »Das sind phantastische Neuigkeiten! Ich werde sie finden.«
    »Nun«, sagte er in zuversichtlichem Tonfall, »sollen wir uns dann der anderen Sache zuwenden, die ich in meinem Brief erwähnte?«
    »Amadeo«, hauchte ich. »Was ist mit diesem Abtrünnigen? Ich spüre hier nicht die Gegenwart eines Bluttrinkers. Das Geschöpf ist entweder sehr weit weg oder ganz fort.«
    »Das ungeheuerliche Geschöpf verließ uns, kurz nachdem ich den Brief an dich geschrieben hatte. Als ihm klar wurde, dass er überall auf dem Land seine Opfer jagen konnte, war er verschwunden. Wir hatten keine Möglichkeit, ihn zurückzuhalten. Unsere dringenden Bitten, dass er sich nur von den Übeltätern nähren sollte, stießen auf taube Ohren. Ich weiß nicht einmal, ob er noch existiert.«
    »Du musst dich vor ihm in Acht nehmen«, erklärte ich. Ich sah mich in den geräumigen Mauern um. »Diese große Burg scheint mir zwar bemerkenswert gut befestigt zu sein, aber trotzdem – es geht hier um Bluttrinker.« Raymond nickte.
    »Wir sind hier gut behütet, Marius. Wir lassen nicht jeden ein, darauf gebe ich dir mein Wort. Aber willst du dir nun anhören, was er uns erzählte?«
    Ich ahnte schon, was er mir sagen würde.
    »Die Satansanbeter«, sagte ich, die präzisere Bezeichnung wählend, »ebendie, die mein Haus in Venedig in Flammen setzten, sie machen in Paris Jagd auf Menschen. Und mein glanzvoller rothaariger Schüler, Amadeo, ist immer noch der Anführer dort?«
    »Soweit wir wissen«, antwortete er, »doch sie sind sehr gerissen. Sie jagen die Armen, die Kranken und Ausgestoßenen. Der Abtrünnige, von dem wir das wissen, erklärte, dass sie, wie sie es nennen, die › Orte des

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