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Chronik der Vampire 08 - Blut und Gold

Chronik der Vampire 08 - Blut und Gold

Titel: Chronik der Vampire 08 - Blut und Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Rice
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hatte, dass er nie wieder nach Rom kommen werde.
    Das brachte mich ins Grübeln. Würden Mael und Avicus die Stadt von anderen Bluttrinkern freihalten, während sie mich in Ruhe ließen?
    Im Laufe der Monate schien es mir so.
    Ein Trüppchen christlicher Bluttrinker versuchte, in unsere Jagdgründe einzudringen. Sie kamen aus ebender Brut der Schlangenverehrer, die mich schon in Antiochia aufgesucht und mir unterstellt hatten, dass ich im Besitz uralter Wahrheiten wäre. Mit der Gabe des Geistes sah ich sie voller Eifer ihren Tempel errichten, in dem sie Sterbliche opfern wollten. Ich fühlte mich zutiefst abgestoßen.
    Doch Mael und Avicus vertrieben auch sie, offensichtlich ohne von ihren exzentrischen Vorstellungen angesteckt worden zu sein, dass wir Bluttrinker Satan dienten – eine Idee, mit der Avicus und Mael nichts anfangen konnten, da sie Heiden waren. Und so gehörte die Stadt wieder uns allein. Was mir jedoch auffiel, während ich die beiden aus der Ferne beobachtete, war, dass weder der eine noch der andere seine Kräfte wirklich kannte. Sie mochten zwar mit Hilfe ihrer übernatürlichen Fähigkeiten den britannischen Druiden entkommen sein, doch eines speziellen Geheimnisses waren sie sich nicht bewusst, das ich mir schon angeeignet hatte – dass ihre Kräfte im Laufe der Zeit zunahmen.
    Nun hatte ich das Blut Der Mutter getrunken, deshalb wusste ich, dass ich viel, viel stärker war als einer von ihnen. Aber davon abgesehen war meine Kraft mit den Jahrhunderten gewachsen. Ich konnte mich jetzt problemlos auf ein vierstöckiges Gebäude schwingen – und davon gab es viele in Rom. Und keine römische Garde konnte mich je gefangen nehmen. Dazu war ich inzwischen viel zu schnell geworden.
    Tatsächlich hatte ich, wenn ich ein Opfer packte, sogar das Problem der ganz alten Bluttrinker, dass meine starken Hände das Leben zerquetschen konnten, das mir das Blut in den Mund pumpte. Und wie sehr ich immer noch nach diesem Blut dürstete! Aber während ich dies alles belauerte – die marodierenden Vampire des Satanskultes –, blieb ich dem Schrein Der Eltern zu lange fern.
    Eines Abends schließlich tarnte ich mich mit allem mir zu Verfügung stehenden Geschick und ging hinaus in die Hügel, zum Schrein. Ich hatte das Gefühl, dass ich diesen Besuch jetzt machen musste. Noch nie hatte ich das Hohe Paar so lange Zeit unbetreut gelassen, und ich wusste nicht, ob diese Vernachlässigung Konsequenzen haben könnte. Heute ist mir klar, dass diese Furcht ganz und gar lächerlich war. In späteren Zeiten vernachlässigte ich den Schrein über Jahrhunderte. Es hatte keinerlei Folgen. Aber damals lernte ich ja noch.
    Und so erreichte ich also die neue, schmucklose Kapelle. Ich hatte die nötigen Blumen und Weihrauch mitgebracht, dazu mehrere Flaschen mit Duftwässern, die ich auf Akashas Gewänder träufeln wollte, und als ich die Lampen entzündet und den Weihrauch angesteckt hatte, als die Blumen in den Vasen standen, spürte ich eine Schwäche im ganzen Körper, sodass ich auf die Knie sank. Lass mich dir noch einmal ins Gedächtnis rufen, dass ich während der mit Pandora verbrachten Jahre so gut wie nie auf diese Weise gebetet hatte. Aber nun gehörte Akasha ganz allein mir. Ich hob den Blick zu dem unwandelbaren Paar mit den langen, schwarzen Flechten, das auf seinem Thron saß, wie ich es dort zurückgelassen hatte. Nun waren sie beide in ihre ägyptische Tracht aus frischem weißem Leinen gekleidet, Akasha in dem gefältelten langen Kleid, der König in seinem knielangen Schurz. Akashas Augen waren immer noch von der unvergänglichen schwarzen Farbe umrahmt, die Pandora so sorgfältig aufgetragen hatte. Um ihre Stirn lag glitzernd das rubinbesetzte goldene Diadem, das Pandora dort mit liebevoller Hand befestigt hatte. Selbst die Schlangenarmreife an ihren wohlgeformten Oberarmen waren eine Gabe Pandoras. Und beide trugen die Sandalen an den Füßen, die Pandora so sorgsam befestigt hatte. In der Lichtfülle kam es mir so vor, als wäre der Teint der beiden bleicher geworden, und heute, Jahrhunderte später, weiß ich, dass das stimmte. Sie genasen zusehends von den Folgen des Schreckensfeuers.
    Bei diesem Besuch achtete ich besonders auf Enkils Miene. Mir war nur zu gut bewusst, dass er mich nie zu glühender Verehrung hingerissen hatte. Als ich sie damals in Ägypten gefunden hatte – ich, ein von Begeisterung erfasster junger Bluttrinker, entflammt von Akashas Bitte, sie aus Ägypten herauszuschaffen –,

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