Chronik der Vampire 08 - Blut und Gold
Roms Größe erfreuen konnte, wollte meine Heimatstadt nicht geplündert sehen! Nachdem ich erst einmal begonnen hatte, mich dafür zu interessieren, erfuhr ich bald, dass ganz Italien, ebenso wie Sizilien, Korsika, Sardinien und Nordafrika, sich unter der Herrschaft des Imperators Maxentius befand. Er war es gewesen, der Severus zurückgeschlagen hatte und gerade einen weiteren Eindringling, Galerius, vertrieb.
Dieser Maxentius, der nur sechs Meilen vor den Stadtmauern residierte, war selbst eine Bestie. Er ließ es zu, dass die Prätorianer, seine persönliche Garde, ein Massaker unter der Bevölkerung Roms anrichteten. Und er war den Christen außerordentlich feindlich gesinnt und verfolgte sie grausam und ohne Not; es wurde gemunkelt, dass er mit mehreren Ehefrauen hochrangiger Bürger Ehebruch trieb. Die Senatoren mussten unter ihm wirklich viele Beleidigungen ertragen, indessen seine Soldaten sich in Rom austoben durften.
Das alles jedoch bedeutete mir nicht viel, bis ich hörte, dass einer der anderen Imperatoren – Konstantin – in Richtung Rom marschierte. Es war das dritte Mal im Laufe der letzten Jahre, dass meine geliebte Stadt bedroht wurde; und ich war sehr erleichtert, als Maxentius auszog, um die wichtigste Schlacht in sicherer Entfernung von den Stadtmauern zu schlagen. Das tat er natürlich, weil er wusste, dass die Römer ihm keine Unterstützung angedeihen lassen würden.
Aber wer hätte gedacht, dass dies eine der entscheidendsten Schlachten in der Geschichte der westlichen Welt werden würde? Natürlich hatte die Schlacht bei Tage stattgefunden, sodass ich erst Näheres darüber erfuhr, als ich bei Sonnenuntergang erwachte. Ich eilte sofort die Stufen meines unterirdischen Verstecks hinauf, und als ich in meinem Haus ankam, fand ich meine Gäste, die üblichen Philosophen, alle betrunken vor, also ging ich hinaus auf die Straßen, um von den Bürgern alles über den Ablauf des Kampfes zu hören.
Konstantin war der unanfechtbare Sieger. Er hatte Maxentius’ Truppen niedergemacht, und Letzterer war in den Tiber gefallen und ertrunken. Aber was alle, die dort draußen in Gruppen zusammenstanden, am bemerkenswertesten fanden, war das Gerücht, das besagte, Konstantin habe, ehe er in die Schlacht zog, ein Zeichen am Himmel gesehen, das Jesus Christus gesandt habe.
In der Tat hatte sich dieses Zeichen unmittelbar nach der Mittagszeit manifestiert, als Konstantin den Blick emporgerichtet und es direkt oberhalb der sich über den Zenit neigenden Sonne erblickt hatte – das Zeichen des Kreuzes mit der Inschrift darauf: In diesem Zeichen siege.
Meine Reaktion war Ungläubigkeit. War es möglich, dass ein römischer Imperator eine christliche, Vision hatte? Ich hastete zurück zu meinem Schreibtisch, schrieb alle Einzelheiten in mein Tagebuch und wartete ab, was der Lauf der Geschichte enthüllen würde.
Die Gesellschaft in meinem Speisesaal war derweil hellwach und in heftige Diskussionen über die ganze Angelegenheit vertieft. Keiner glaubte es, auch ich nicht. Konstantin ein Christ? Mehr Wein, bitte!
Aber gleich darauf offenbarte Konstantin zu jedermanns Erstaunen, aber zweifelsfrei allen, dass er ein Christ war. Anstatt, wie es der Brauch war, zur Feier seines großen Sieges neue Tempel zu stiften, weihte er christliche Kirchen und sandte seinen Statthaltern Nachricht, dass sie seinem Beispiel folgen sollten. Dann beschenkte er den Papst der Christen mit einem Palast auf dem caelischen Hügel. Und ich möchte betonen, dass dieser Palast tausend Jahre lang in den Händen der römischen Päpste verblieb. Die vorherigen Besitzer hatte ich einst gekannt, und ich ging persönlich hin, um zu sehen, wie sich der Stellvertreter des Christengottes bequem darin einrichtete. Ich überlegte, was dies alles zu bedeuten hatte.
Bald schon wurden Gesetze erlassen, die den Tod am Kreuz verboten; ebenso wurden die populären Gladiatorenkämpfe untersagt. Der Sonntag wurde ein heiliger Tag. Der Imperator überhäufte die Christen mit weiteren Wohltaten, und bald hörten wir, dass er Bittschriften von ihnen erhielt, mit denen er zu ihren Disputationen über die Doktrin der Kirche eingeladen wurde. In afrikanischen Städten wurde sogar so ernstlich über diese Angelegenheiten gestritten, dass Unruhen ausbrachen, während deren Christen sich gegenseitig töteten. Man wünschte, dass der Imperator eingriff.
Ich glaube, dass es sehr wichtig ist, das im Zusammenhang mit dem Christentum zu verstehen. Von Anfang
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