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Chronik der Vampire 08 - Blut und Gold

Chronik der Vampire 08 - Blut und Gold

Titel: Chronik der Vampire 08 - Blut und Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Rice
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was sie ihm angetan haben.«
    »Und dann hast du ihn hierher gebracht und versucht, Kopf und Arm wieder an den Körper zu fügen.«
    »Er lebte doch noch!«, sagte Avicus. »Die Kerle waren verschwunden, die besoffenen, taumelnden Bastarde. Und ich sah sofort, dass er noch lebte. Er lag da auf der Straße, das Blut strömte aus ihm heraus, und er schaute mich an! Er tastete mit dem heilen Arm nach seinem Kopf!«
    Er schaute mich an, als bettele er um mein Verständnis – oder vielleicht um meine Vergebung.
    »Er lebte«, wiederholte er. »Das Blut strömte aus seinem Hals, seinem Kopf. Auf der Straße noch habe ich seinen Kopf wieder angefügt! Den Arm habe ich erst hier wieder mit der Schulter verbunden. Und schau nur, was ich getan habe!« Maels Finger klammerten sich fester um meine Hand.
    »Kannst du mir antworten?«, fragte ich Mael. »Wenn nein, gib einfach einen Ton von dir.«
    Wieder stieß er dieses heisere Geräusch aus, aber dieses Mal kam es mir so vor, als hörte ich ein Ja daraus.
    »Willst du leben?«, fragte ich.
    »Ach, frag ihn doch nicht so etwas«, bat Avicus. »Ihm fehlt vielleicht jetzt gerade der nötige Mut. Hilf mir einfach, wenn du weißt, was man tun kann.« Er kniete sich neben Mael, beugte sich vor, während er vorsichtig die Lampe seitwärts von sich weghielt, und drückte seine Lippen auf Maels Stirn.
    Mael hatte noch einmal den gleichen Laut ausgestoßen: Ja.
    »Schaff mir mehr Licht«, bat ich Avicus, »aber zuerst musst du verstehen, was ich jetzt sage: Ich besitze keine besondere magische Fähigkeit für das hier. Ich glaube zu wissen, was geschehen ist, und ich glaube zu wissen, wie man es rückgängig machen kann. Das ist alles.«
    Avicus suchte sofort eine ganze Anzahl Öllampen im Hause zusammen und setzte sie angezündet in einem Oval um Mael nieder. Es sah seltsam aus, wie der Kreis, den ein Hexer für seinen Zauber umgrenzt, aber ich wollte meine Gedanken durch diese ärgerliche Tatsache nicht abschweifen lassen, und als ich in dem Licht schließlich alles bestens sehen konnte, kniete ich nieder und betrachtete alle vorhandenen Wunden, betrachtete die eingesunkene, blutleere, knochige Gestalt.
    Schließlich ging ich in die Hocke. Ich schaute Avicus an, der mir gegenüber an Maels Seite saß. »Sag mir ganz genau, wie du vorgegangen bist«, forderte ich ihn auf.
    »Ich habe den Kopf, so gut ich es konnte, wieder auf den Hals gesetzt, aber es war trotzdem falsch.«
    »Und den Arm? Der ist auch falsch angesetzt.«
    »Was sollen wir tun?«
    »Hast du die Teile gewaltsam, durch Druck, angefügt?«, fragte ich. Er überlegte, ehe er antwortete: »Ja, ich glaube schon. Ich habe fest gedrückt. Ich wollte, dass die Teile wieder fest zusammengefügt wären. Ich habe zu fest gedrückt!«
    »Nun gut, wir haben noch eine Chance, das in Ordnung zu bringen, denke ich; aber noch einmal: Sei dir klar darüber, dass ich keinerlei geheimes Wissen besitze. Ich lasse mich einfach von der Tatsache leiten, dass er noch immer lebt. Ich meine, wir müssen sowohl den Kopf als auch den Arm wieder abtrennen und dann sehen, ob sie sich, wenn man sie an genau die passende Stelle hält, nicht von selbst im richtigen Winkel an den Körper fügen.« Erst als ihm die Bedeutung meiner Worte dämmerte, hellte sich seine Miene auf.
    »Ja«, sagte er, »vielleicht ist es ja wirklich so! Wenn sie sich so verkehrt zusammenfügen, dann müssten sie doch auch so zusammenfinden können, wie es richtig ist.«
    »Ja«, stimmte ich zu, »aber das musst du in die Hand nehmen. Dir traut er.«
    Er blickte auf seinen Freund nieder, und ich sah ihm an, dass ihm diese Aufgabe nicht leicht fallen würde. Schließlich hob er langsam den Blick zu mir.
    »Wir müssen ihm zuerst zur Stärkung von unserem Blut geben«, sagte er.
    »Nein, erst hinterher«, erklärte ich. »Dann braucht er es zur Gesundung. Erst dann geben wir es ihm.« Mir missfiel, dass ich dieses Versprechen gab, aber mir wurde ganz unvermittelt klar, dass ich Mael nicht sterben sehen wollte. In der Tat wünschte ich das so wenig, dass ich mir überlegte, ob ich die gesamte Operation nicht selbst in die Hand nehmen sollte.
    Aber ich durfte nicht eingreifen. Der Fortgang der Sache lag bei Avicus. Urplötzlich hielt er mit der linken Hand Maels Schulter ganz fest und zog mit aller Kraft an dem verkehrt angesetzten Arm. Sofort löste sich der Arm vom Körper, und blutige Gefäße ragten zitternd daraus hervor wie die Wurzeln eines Baumes. »Nun leg den Arm ganz

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