Chronik des Cthulhu-Mythos I (German Edition)
schritten, hatten einige wenige Briefe und Dokumente gefunden und aufbewahrt, die ihnen sehr verwunderlich erschienen. Es handelte sich dabei um rätselhafte Formeln und Diagramme in Ornes Handschrift und auch in der von anderen. Ward ließ alles sorgfältig kopieren, darunter auch ein äußerst mysteriöser Brief in einer Schrift, die er anhand von Einträgen im Handelsregister ohne jeden Zweifel als die von Joseph Curwen erkannte.
Dieser Brief von Curwen, der keine Jahreszahl trägt, war offensichtlich nicht der, auf den Orne mit seiner konfiszierten Botschaft geantwortet hatte. Anhand des Inhalts datierte Ward den Brief auf nicht viel später als 1750. Vielleicht schadet es nicht, den Text hier komplett wiederzugeben, um etwas über den Stil eines Manns zu erfahren, dessen Dasein so dunkel und schrecklich war. Der Adressat wird als ›Simon‹ angesprochen, doch der Name ist später wieder durchgestrichen worden – ob nun von Curwen oder Orne, konnte Ward nicht feststellen.
Providence, den 1. Mai
Bruder: - -
Mein verehrter alter Freund, alle Ehrerbiethung und besten Wünsche vor Ihm, dem wir um der ew’gen Macht willen unterthan sind. Eben erst bin ich auf etwas gestoßen, das Ihr wissen solltet, und zwar bezüglich der Frage der letzten Extremität und wie man diese zu lösen vermag.
Ich bin mitnichten geneigt, Euerm Beispiel zu folgen und meiner Jahre wegen fortzugehen, denn Providence ist noch nicht so scharf darin wie die Bucht, Ungewöhnliches aufzustöbern und vor den Gerichtshof zu stellen. Ich bin an meine Schiffe und Güter gebunden und könnte gar nicht so thun, wie Ihr gethan, und zudem liegt unter meinem Gut in Pawtuxet das, wovon Ihr wisst, und dies würde nicht meiner Rückkehr als ein andrer harren.
Indessen bin ich auf ein hartes Los eingestellt, wie ich Euch bereits gesagt, und habe lang an Mittel und Wegen laborieret, nach einer Niederlage eine Rückkehr zu erwirken. Letzte Nacht schlug ich jene Worte an, welche den YOGGE-SOTHOTHE hervorbringen, und schaute zum ersten Male jenes Antlitz, von dem Ibn Schacabac im - - - - gesprochen. Und ES sprach, dass der III. Psalm im Liber Damnatus den Clavicus enthält. Mit der Sonne im V. Hause und dem Sathurn im Gedritt zeichnet das Pentagramm des Feuers und saget dreymal den neunten Vers. Diesen Vers wiederholet stets zur Walpurgisnacht und zu Allerseelen, und das Ding wird in den Äußeren Sphären entstehen.
Und aus der Saat des Alten soll Einer geboren werden, der zurückblicket und doch nicht weiß, wonach er suchet.
Doch wird all dies nicht fruchten, so es keynen Erben gibt und wenn die Saltze, oder die Kunde, die Saltze zu bereyten, nicht zu seyner Verfügung stehen. Und hier muß ich bekennen, daß ich weder die nötigen Schritte eingeleitet noch viel gefunden. Schwierig ist’s, sich diesem Prozeß zu nähern, und es bedarf so vieler Versuchsexemplare, daß es mir schwerfällt, genügend zu beschaffen, ungeachtet der Matrosen, die ich aus Westindien hab’. Die Menschen hier werden argwöhnisch, doch vermag ich, sie fernzuhalten. Die Edelleut’ sind schlimmer als der Pöbel, da sie mit ihrem Beschreiben mehr Eindrücke machen und man geneygt ist, ihnen Glauben zu schenken. Jener Pfaffe und Mr. Merritt haben, so fürcht’ ich, schon einiges erzählt, doch droht bislang noch keyne Gefahr. Die chymischen Substanzen sind leichthin zu beschaffen, der guthen Chymisten sind zweye in der Stadt: Dr. Bowen und Sam Carew. Ich folge dem, was der Borellus geschrieben, und habe Hilfe in Abdool Al-Hazred und seinem VII. Buche. Was ich auch erringe, soll Euer seyn. Und unterdeß versäumet nicht, die Worthe zu gebrauchen, die ich Euch gegeben. Ich habe sie richtig wiedergegeben, doch so es Euch verlangt, IHN zu schauen, so ziehet die Schrift über das Stück von - - - - heran, welches ich Euch beylege. Saget die Verse stets zur Walpurgisnacht und zu Allerseelen auf, und so Ihr nicht wanket, wird in ferner Zeit einer seyn, der zurückblicket und solche Saltze oder Mittel zu Saltzen gebraucht, die Ihr ihm hinterlasset. Buch Hiob XIV, XIV.
Es freut mich, Euch wieder in Salem zu wissen, und ich hoffe, Euch alsbald wiedersehen zu können. Ich habe einen guten Hengst, und erwäge, mir eine Kutsche zu besorgen; in Providence hat alleyn Mr. Merritt eine, doch sind die Straßen schlecht. Solltet Ihr reisen wollen, stattet mir einen Besuch ab. Von Boston nehmt die Poststraße durch Dedham, Wrentham und Attleborough; in jedem dieser Städtchen findet Ihr
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