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Chronik des Cthulhu-Mythos I (German Edition)

Chronik des Cthulhu-Mythos I (German Edition)

Titel: Chronik des Cthulhu-Mythos I (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. P. Lovecraft
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Febr. 1928.
    Bruder in Almousin-Metraton!—
    Heut’ erhielt ich Nennung von dem, was aus den Saltzen aufstieg, welche ich Euch gesandt. Es war falsch und besaget deutlich, daß die Grabsteyne vertauscht waren, als Barnabus mir das Exemplar verschaffte. So geschieth es häufig, wie auch Ihr wißt von jenem Etwas, das Ihr anno 1769 aus dem Friedhof der King’s Chapell beschaffet, und jenes vom Alten Friedhof anno 1690, das gleichermaßen geendet. Vor nun 75 Jahren bekam ich solcherley aus Aegyptus, und davon rühret die Narbe, die der Knab’ anno 1924 an mir sah. Wie ich Euch schon dazumal riet: Rufet nichts herbey, das Ihr nicht wieder wegzuschicken vermögt, ob nun aus den todten Saltzen oder den äußeren Sphaeren. Habet die Worte zur Bannung allerzeyt bereyt, und zögert nicht, so es irgend Zweyfel gibt, WEN Ihr vor Euch habt. Auf neun von zehn Kirchhöfen sind heutigen Tags die Steyne vertauscht. Man weiß es niemals sicher, ehe man nicht gefragt. Heut’ hörte ich von H., der Ärger mit den Soldathen hat. Es bereytet ihm Kummer, daß Siebenbürgen von Ungarn an Rumänien übergeht, und würd’ seinen Wohnort gern verlegen, hätt’ er nicht sein Schloss so voll von dem, was wir kennen. Doch hat er Euch hiervon gewißlich schon geschrieben. In meyner nächsten Sendung schick’ ich Euch etwas aus eynem Hügelgrabe im Orient, das Euch großes Entzücken bereyten wird. Unterdeß vergesset nicht, daß mich nach B. F. verlangt, so Ihr ihn für mich beschaffen vermögt. Ihr kennt G. in Philadelphia besser denn ich. Nehmt ihn als erstes, so Ihr es wünscht, doch gehet ihn nicht so hart an, daß er sich zieret, denn auch ich muß schließlich noch mit ihm sprechen.
    Yogg-Sothoth Neblod Zin
    Simon O.
    An Mr. J. C. in
    Providence.
    Mr. Ward und Dr. Willett saßen nach der Lektüre dieses offensichtlichen Beweises ungezügelten Wahnsinns völlig ratlos beisammen. Erst nach und nach dämmerte ihnen, was das Schreiben anzudeuten schien. Also hatte der abwesende Dr. Allen, und nicht Charles Ward, die Führung in Pawtuxet übernommen? Das musste die grauenhafte Erwähnung und Entschlossenheit im letzten panischen Brief des jungen Mannes erklären. Und was sollte es bedeuten, dass der bärtige und bebrillte Fremde mit ›Mr. J. C.‹ angeschrieben wurde? Die Folgerung daraus entging den beiden Männern keineswegs, doch gibt es Grenzen des vorstellbaren Grauens. Wer war ›Simon O.‹? Etwa der alte Mann, den Ward vier Jahre zuvor in Prag aufgesucht hatte? Vielleicht, doch hatte es in vergangenen Jahrhunderten einen anderen Simon O. gegeben – Simon Orne alias Jedediah Orne aus Salem, der im Jahre 1771 verschwand und dessen eigentümliche Handschrift Dr. Willett nun ohne jeden Zweifel anhand der Kopien der Orne-Dokumente wiedererkannte, die Charles ihm einst gezeigt hatte . Welche Schrecken und Mysterien, welche Widersprüche und Übertretungen der Natur waren hier nach anderthalb Jahrhunderten zurückgekehrt, um das alte Providence mit seinen dicht gedrängten Türmen und Kuppeln abermals heimzusuchen?
    Der Vater und der alte Arzt waren völlig überfragt, was sie nun denken oder tun sollten, und besuchten Charles in der Klinik, um ihn so unauffällig wie möglich über Dr. Allen, den Aufenthalt in Prag und alles, was er über Simon oder Jedediah Orne aus Salem wusste, zu befragen. Alle diese Fragen beantwortete der junge Mann höflich, aber doch ausweichend. Er gab in seinem rauen Flüstern lediglich zu verstehen, dass Dr. Allen seiner Erfahrung nach einen bemerkenswerten spirituellen Gleichklang mit gewissen Geistern der Vergangenheit aufweise und dass sein Briefpartner aus Prag wahrscheinlich ähnlich begabt sei. Als Mr. Ward und Dr. Willett ihn wieder verließen, erkannten sie zu ihrem Verdruss, dass in Wirklichkeit sie diejenigen waren, die ausgefragt worden waren – der eingesperrte junge Mann hatte den beiden, ohne selbst irgendetwas von Belang zu enthüllen, ganz geschickt alles entlockt, was der Brief aus Prag enthalten hatte.
    Die Doktoren Peck, Waite und Lyman maßen der sonderbaren Korrespondenz des Gefährten des jungen Ward keine große Bedeutung bei, wussten sie doch um die Neigung von artgleichen Exzentrikern und Monomanen, sich zusammenzuschließen. Deshalb glaubten sie, dass Charles oder Allen nur einen im Ausland lebenden Gefährten aufgetrieben hatten – eine Person vielleicht, die Ornes Handschrift nur nachahmte, weil sie versuchte, sich selbst zur Wiedergeburt dieser Gestalt aus früheren

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