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Chronik des Cthulhu-Mythos I (German Edition)

Chronik des Cthulhu-Mythos I (German Edition)

Titel: Chronik des Cthulhu-Mythos I (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. P. Lovecraft
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Jahrhunderten zu stilisieren. Bei Allen selbst handelte es sich möglicherweise um einen ähnlich gearteten Fall; vielleicht hatte er Charles davon überzeugt, ihn als den Wiedergänger des lange verstorbenen Curwen zu akzeptieren. So etwas hatte es schon früher gegeben. Mit diesen Argumenten taten die sturköpfigen Ärzte auch Willetts wachsendes Unbehagen über Charles Wards derzeitige Handschrift ab, die er ohne Wissen des jungen Mannes anhand verschiedener Schriftproben untersuchte. Willett glaubte nämlich, endlich ihrer merkwürdigen Vertrautheit auf die Spur gekommen zu sein – er war überzeugt, dass sie der Handschrift des alten Joseph Curwen in persona glich. Die anderen Ärzte sahen darin jedoch bloß eine Phase der Nachahmung, die man bei einer Manie dieser Art durchaus erwarten könne, und lehnten es rundweg ab, diesem Umstand irgendeinen günstigen oder ungünstigen Belang beizumessen.
    Als Willett sich dieser nüchternen Haltung seiner Kollegen bewusst wurde, riet er Mr. Ward, den Brief, der am zweiten April für Dr. Allen aus dem transsilvanischen Rakus eintraf, für sich zu behalten. Dieser Brief war in einer Handschrift verfasst, die derart stark und grundlegend an die Geheimschrift von Hutchinson erinnerte, dass sowohl Vater als auch Arzt bestürzt innehielten, ehe sie das Siegel erbrachen. Der Inhalt lautete wie folgt:
    Schloß Ferenczy
    07. März 1928.
    Lieber C:—
    Eine Schwadron von 20 Milizmännern war hier, um den Gerüchten des Landvolkes nachzugehen. Muß tiefer graben und dafür sorgen, daß weniger vernommen wird. Diese Rumänen setzen mir ganz schön zu, denn sie sind beflissen und kleynlich, wo man einen Magyaren mit einem Schnaps und einem Mahl bestechen konnte.
    Letzten Monath verschaffte M. mir den Sarkophag der Fünf Sphingen aus der Akropolis, wo Er, den ich heraufbeschwor’n, mir die Stelle bezeichnet, und dreimal hab’ ich mit Dem gesprochen, was darinnen beygesetzt gewesen. Es geht geraden Weges zu S. O. nach Prag, und hernach zu Euch. Es ist unduldsam, doch wißt Ihr ja, wie Ihr damit umzugehen habt.
    Ihr handelt klug, weniger als damals um Euch zu haben, denn unnötig ist’s, die Wächter in Form zu halten und sie einander die Häupter fressen zu lassen, und im Falle einer Entdeckung sorgt dies für weitere Unannehmlichkeyten, wie Ihr nur allzu gut wißt. Nun könnt Ihr umziehen und andernorts arbeyten, ohne Probleme beim Tödten zu haben, obzwar ich hoffe, daß nichts Euch zu einem so unangenehmen Kurs verleyten wird.
    Ich bin erfreut, daß Ihr nicht so viel Verkehr mit Denen Da Draußen pfleget, lag dareyn doch immerzu eine tödtlich Gefahr begriffen, und Ihr wisset wohl, was geschah, da Ihr eynen um Schutze batet, der diesen nicht zu spenden geneygt.
    Ihr übertreffet mich darin, die Formeln zu beschaffen, auf daß ein anderer sie mit Erfolg zu sprechen vermag; alleyn Borellus vermeynte, es wäre so, so es nur die rechten Worthe seyen. Macht der Knab’ häufig davon Gebrauch? Mich reut, daß er so zimperlich wird, wie ich es schon geahnt, als er für fast fünfzehn Monde bei mir war, doch bin ich guter Ding’, daß Ihr wisset, wie er anzupacken sey. Ihr könnt ihn nicht mit den Formeln bannen, denn solcherley fruchtet nur bei jenen, welche durch die andern Formeln aus den Saltzen heraufbeschworen; nichtsdestotrotz habet Ihr starke Hände, ein Messer und eine Pistole, und es ist nicht schwer, ein Grab zu schaufeln oder scharfe Säuren zu beschaffen.
    O. sagt, Ihr habet ihm B. F. versprochen. Hernach muß ich ihn haben. B. geht alsbald zu Euch, und er möge Euch geben, was Ihr Euch erhofft von jenem Dunklen Ding unter Memphis. Gehet mit Sorgfalt an das, was Ihr heraufbeschwöret, und habet acht auf den Jungen.
    In einem Jahreslauf wird es reif seyn, die Legionen der Unterwelt zu rufen, und hernach wird dem, was unser seyn soll, keyne Grenzen gesetzt seyn. Habet Zutrauen in meine Worte, denn Ihr kennt doch O., und mir standen 150 Jahre mehr als Euch zur Verfügung, um diese Angelegenheyten zu erkunden.
    Nephreu – Ka nai Hadoth
    Edw: H.
    An J. Curwen, Esq.
    Providence.
    Mochten Willett und Mr. Ward auch davor zurückschrecken, diesen Brief den Nervenärzten zu zeigen, so ließen sie sich doch nicht davon abbringen, selbst zur Tat zu schreiten. Keine noch so aufgeklärte Spitzfindigkeit konnte die Tatsache bestreiten, dass Dr. Allen, der sonderbare bärtige Brillenträger, den Charles in seinem panischen Brief als monströse Bedrohung dargestellt hatte, eine vertraute

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