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Chronik des Cthulhu-Mythos I (German Edition)

Chronik des Cthulhu-Mythos I (German Edition)

Titel: Chronik des Cthulhu-Mythos I (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. P. Lovecraft
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und finstere Korrespondenz mit zwei unerklärlichen Gestalten führte, die Ward im Laufe seiner Reisen aufgesucht hatte und die unmissverständlich behaupteten, die alten Salemer Kollegen von Curwen oder deren Reinkarnationen zu sein, und dass Allen selbst sich als Wiedergeburt von Joseph Curwen betrachtete und mörderische Pläne hegte – oder doch zumindest zu diesen angestiftet wurde –, die sich gegen einen ›Knaben‹ richteten, bei dem es sich wohl nur um Charles Ward handeln konnte.
    Ein organisiertes Grauen stand bevor, und egal, wer damit begonnen hatte, jetzt stand der verschollene Allen im Zentrum der Sache. Mr. Ward dankte deshalb dem Himmel dafür, dass Charles nun in der Klinik in Sicherheit war. Er betraute unverzüglich Detektive damit, so viel wie nur möglich über den rätselhaften bärtigen Doktor in Erfahrung zu bringen; sie sollten herausfinden, wo er herkam und was in Pawtuxet über ihn bekannt war, und falls es nur irgend möglich war, sollten sie seinen derzeitigen Aufenthaltsort ermitteln. Er überließ den Männern einen der Schlüssel zum Bungalow, die Charles herausgegeben hatte, und drängte sie, Allens leeres Zimmer zu durchsuchen, das identifiziert worden war, als man die Habseligkeiten des Patienten zusammengepackt hatte. Sie sollten anhand seiner Hinterlassenschaften alle Hinweise sammeln, die sich nur finden ließen.
    Mr. Ward unterhielt sich in der alten Bibliothek seines Sohnes mit den Detektiven, die sich spürbar erleichtert fühlten, als sie diesen Raum endlich verlassen konnten, weil er von einer unbestimmten Aura des Bösen erfüllt zu sein schien. Vielleicht lag es daran, was sie über den berüchtigten alten Hexenmeister gehört hatten, dessen Porträt früher von der Wand über dem Kamin herabgestarrt hatte, vielleicht war es aber auch etwas anderes, Unwichtiges; jedenfalls spürten sie alle einen unbegreiflichen Krankheitsherd, der seinen Ursprung in den geschnitzten Überresten aus einem alten Gebäude zu haben schien und dessen Ausstrahlung sich zuweilen geradezu greifbar verdichtete.
    Fünftes Kapitel: Ein Albtraum und eine Katastrophe
    1
    Und nun folgte schon bald das grausige Erlebnis, das in die Seele des Marinus Bicknell Willett ein unauslöschliches Stigma der Angst einbrannte und einen Mann, dessen Jugend ohnehin schon lange zurücklag, um ein Jahrzehnt altern ließ. Dr. Willett hatte sich lange mit Mr. Ward beratschlagt und in mehreren Punkten ein Abkommen getroffen, das die Nervenärzte jedoch, davon waren beide überzeugt, verspotten würden. Es gab, so schlussfolgerten sie, in dieser Welt eine schreckliche Bewegung, deren unmittelbare Verbindung mit einer Nekromantie, die noch älter war als die Hexerei von Salem, nicht bezweifelt werden konnte. Dass mindestens zwei lebende Männer – und ein weiterer, an den sie nicht zu denken wagten – absolute Gewalt über Seelen oder Persönlichkeiten ausübten, die bereits um 1690 oder sogar noch früher gelebt hatten, war ebenfalls eine kaum zu widerlegende Tatsache, auch wenn sie allen bekannten Naturgesetzen widersprach. Was diese schrecklichen Kreaturen – und auch Charles Ward – taten oder vorhatten, ging aus ihren Briefen sowie aus allen alten und neuen Schlaglichtern auf den Fall wohl ziemlich klar hervor. Sie plünderten die Gräber aller Epochen, darunter auch die der weisesten und größten Männer der Welt, weil sie hofften, aus der Asche alter Zeiten irgendeinen Rest des Bewusstseins und Wissens zu gewinnen, das diese Männer einst belebt und durchdrungen hatte.
    Zwischen diesen albtraumhaften Ghoulen bestand ein scheußlicher Handel – die Gebeine von berühmten Persönlichkeiten wurden mit der seelenruhigen Berechnung von Schuljungen, die Bücher tauschen, hin und her gereicht und von dem, was sie dem Staub der Jahrhunderte abnötigten, erhielten sie eine Macht und eine Weisheit, die alles übertraf, was in diesem Kosmos je ein Mensch oder eine Gruppe erringen konnte. Sie hatten gottlose Mittel und Wege entdeckt, um ihre Gehirne am Leben zu erhalten, ob nun im selben Körper oder einem anderen, und offensichtlich stand ihnen ein Weg offen, das Bewusstsein der Toten, die sie sich beschafften, anzuzapfen. Der schrullige alte Borellus hatte wohl tatsächlich etwas Wahres mitgeteilt, als er sich darüber ausließ, wie man selbst aus den ältesten Überresten noch gewisse ›essenzielle Saltze‹ herzustellen vermag, aus denen man die Gestalt eines lange verstorbenen Lebewesens heraufbeschwören kann.

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