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Chronik des Cthulhu-Mythos I (German Edition)

Chronik des Cthulhu-Mythos I (German Edition)

Titel: Chronik des Cthulhu-Mythos I (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. P. Lovecraft
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ableiten, dass das Leben des jungen Ward sich inzwischen in der Tat in merkwürdigen Bahnen vollzog. Gewöhnliche Menschen wollten durchaus einen Zusammenhang zwischen seinem Haus und den vampirischen Attacken des vergangenen Sommers herstellen, und die nächtliche Ankunft und Abfahrt der Lastwagen löste weitere dunkle Mutmaßungen aus. Die Händler der Gegend sprachen darüber, wie sonderbar die Bestellungen seien, die der heimtückisch aussehende Mulatte bei ihnen aufgab, vor allem die übermäßigen Mengen an Fleisch und frischem Blut, die in den beiden Metzgereien in der unmittelbaren Umgebung eingekauft wurden. Für einen Haushalt von bloß drei Personen waren diese Mengen ziemlich absurd.
    Dazu kamen noch die Geräusche aus der Erde. Die Berichte darüber waren schwieriger zu lokalisieren, doch in gewissen Grundaussagen stimmten diese unklaren Andeutungen überein. Es ertönten wohl Geräusche ritueller Natur, die sogar zu hören waren, wenn im Bungalow alles dunkel war. Diese konnten natürlich aus dem bekannten Keller heraufdringen, doch es hielten sich beharrlich Gerüchte, es gäbe noch weit tiefere und ausgedehntere Gewölbe. Willett und Mr. Ward nahmen besonders diesen Teil des Geredes ernst, da sie sich an die alten Geschichten über Joseph Curwens Katakomben erinnerten und davon ausgingen, dass Charles den Bungalow gerade deshalb ausgewählt hatte, weil er sich auf dem Gelände der alten Curwen-Farm befand, was er anhand der hinter dem Bild entdeckten Dokumente wusste.
    Die beiden Männer suchten mehrmals, doch ohne Erfolg nach dem Eingang in der Böschung, der in den alten Manuskripten erwähnt wurde. Was die Meinung der Leute über die drei Bewohner des Bungalows betraf, so wurde bald deutlich, dass man den Portugiesen aus Brava verabscheute, den bärtigen und bebrillten Dr. Allen fürchtete und dem fahlen jungen Gelehrten sehr misstraute. In den letzten ein, zwei Wochen hatte Charles Ward sich offenkundig stark verändert, seine Versuche aufgegeben, freundlich zu wirken, und sich bei den wenigen Gelegenheiten, da er das Haus verlassen hatte, nur durch ein raues und merkwürdig abstoßendes Flüstern verständigt.
    Solcherart waren die Fetzen und Fragmente, die Mr. Ward und Dr. Willett hier und dort zusammenlasen, und sie unterhielten sich oft und lange und ernsthaft darüber. Sie versuchten, all ihre Vernunft, Urteilskraft und kreative Fantasie einzusetzen und jede bekannte Tatsache über Charles’ letzte Jahre, einschließlich des panischen Briefes, den der Arzt inzwischen dem Vater gezeigt hatte, mit den spärlich dokumentierten Fakten über den alten Joseph Curwen in Beziehung zu setzen. Sie hätten viel darum gegeben, einen Blick auf die von Charles entdeckten Unterlagen werfen zu können, denn ganz eindeutig lag der Schlüssel zum Wahnsinn des jungen Mannes in dem, was er über den alten Hexenmeister und dessen Taten erfahren hatte.
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    Doch es waren nicht die Bemühungen von Mr. Ward oder Dr. Willett, die der nächsten Entwicklung in diesem eigenartigen Fall vorangingen. Der Vater und der Arzt, zurückgewiesen und verwirrt von einem Schemen, der zu gestaltlos und ungreifbar war, um ihn zu bekämpfen, kamen mit ihrer Sache nicht so recht voran, und auch die maschinegeschriebenen Nachrichten des jungen Ward an seine Eltern wurden immer seltener.
    Dann kam der Erste des Monats mit den üblichen finanziellen Regelungen, und die Angestellten einiger Banken schüttelten heftig die Köpfe und telefonierten untereinander. Mitarbeiter, die Charles Ward vom Sehen kannten, gingen zum Bungalow, um nachzufragen, weshalb jede Unterschrift seiner Schecks sich als plumpe Fälschung herausstelle, und sie waren weniger beruhigt, als sie es hätten sein sollen, als der junge Mann mit rauer Stimme erklärte, er leide in letzter Zeit unter einer nervlichen Störung, die ihm das normale Schreiben unmöglich mache. Er könne, behauptete er, nur unter größten Schwierigkeiten Buchstaben bilden, was er dadurch beweisen könne, dass er gezwungen gewesen sei, alle Briefe der letzten Zeit auf einer Schreibmaschine zu schreiben, sogar die an seine Eltern, die seine Aussage belegen könnten.
    Was die neugierig Gewordenen verblüffte, war weniger dieser Umstand an sich, da es sich hierbei um nichts Ungewöhnliches oder grundlegend Verdächtiges handelte. Es war nicht einmal das Gerede der Leute in Pawtuxet, das bis zu einigen von ihnen gedrungen war. Nein, es war das wirre Gefasel des jungen Mannes, das sie verwunderte,

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