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Chronik des Cthulhu-Mythos I (German Edition)

Chronik des Cthulhu-Mythos I (German Edition)

Titel: Chronik des Cthulhu-Mythos I (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. P. Lovecraft
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Oberlauf des Miskatonic unternommen werden – und gegen das monströse Geschöpf, das der Menschenwelt als Wilbur Whateley bekannt war.
    VI
    Das Grauen von Dunwich begann zwischen dem ersten August und der Frühlings-Tagundnachtgleiche des Jahres 1928, und Dr. Armitage zählte zu jenen, die Zeuge seines schaurigen Auftaktes wurden. Er hatte in der Zwischenzeit von Whateleys grotesker Reise nach Cambridge und seinen verzweifelten Versuchen gehört, das Necronomicon der Widener Library ausleihen oder wenigstens teilweise abschreiben zu können. Aber seine Bemühungen waren vergeblich gewesen, da Armitage alle verantwortlichen Bibliothekare, die über das gefürchtete Buch verfügten, eindringlich gewarnt hatte. Wilbur hatte in Cambridge überaus nervös gewirkt; begierig, das Buch zu erlangen, und gleichermaßen ungeduldig darauf aus, wieder nach Hause zu kommen, als könne eine zu lange Abwesenheit böse Folgen haben.
    Anfang August kam es dann zu dem Vorfall, den Dr. Armitage im Grunde bereits erwartet hatte; in den frühen Morgenstunden des 3. August wurde er von dem wilden, wütenden Bellen des Wachhundes auf dem Universitätscampus aus dem Schlaf gerissen. Darauf folgte ein furchtbares, dunkles, wahnwitziges Knurren und Grollen, das, von widerwärtig vielsagenden Pausen unterbrochen, stetig lauter wurde. Dann erscholl ein Schrei aus einer ganz anderen Kehle – ein Schrei von solcher Gewalt, dass er fast alle Bürger Arkhams aus den Betten warf und sie heute noch in ihren Träumen heimsucht –, ein Schrei, wie er von keinem Wesen dieser Welt stammen konnte.
    Armitage kleidete sich hastig an und stürzte über die Straße und den Rasen hin zu den Universitätsgebäuden, sah, dass andere ihm bereits voraus waren, und hörte die Alarmglocke, die in der Bibliothek noch immer schrillte. Ein offenes Fenster klaffte schwarz im Mondlicht. Was immer es sein mochte, es hatte sich jedenfalls erfolgreich Einlass verschafft, denn das Bellen und Kläffen, das nun in leises Knurren und Jaulen überging, kam zweifellos aus dem Innern des Gebäudes. Irgendein Instinkt warnte Armitage, dass das, was dort drinnen vor sich ging, kein Anblick für unvorbereitete Augen sei, und mit seiner ganzen Autorität drängte er die Menge zurück, ehe er die Tür zur Vorhalle aufschloss. Inmitten der anderen sah er Professor Warren Rice und Dr. Francis Morgan, Männer, denen er einige seiner Mutmaßungen und Befürchtungen anvertraut hatte; und diesen beiden bedeutete er, mit ihm hineinzugehen. Die Geräusche drinnen waren bis auf das monotone Winseln des Hundes ganz verstummt, doch Armitage fuhr erschrocken zusammen, als im Gebüsch des Campus Ziegenmelker im lauten Chor ein teuflisches Pfeifkonzert begannen, in einem Rhythmus, der dem der letzten Atemzüge eines Sterbenden glich.
    Das Gebäude war erfüllt von einem fürchterlichen Gestank, der Dr. Armitage nur allzu vertraut war, und die drei Männer eilten durch die Halle zu dem kleinen Leseraum der genealogischen Abteilung, aus dem das leise Winseln kam. Eine Sekunde lang wagte niemand das Licht anzuschalten, dann sammelte Armitage seinen ganzen Mut und betätigte den Schalter. Einer der drei Männer – wer, ist nicht sicher – schrie laut auf beim Anblick dessen, was vor ihnen zwischen den umgestoßenen Tischen und Stühlen lag. Professor Rice erklärt, er habe einen Augenblick lang das Bewusstsein verloren, obwohl er weder stolperte noch hinfiel.
    Das Ding, das zusammengekrümmt in einer stinkenden Lache grünlich-gelben Blutes und einer teerartigen, ekelhaften Masse auf der Seite lag, war fast zwei Meter achtzig groß, und der Hund hatte ihm die gesamte Kleidung und einen Teil der Haut vom Leibe gerissen. Es war noch nicht ganz tot, sondern zuckte stumm und krampfhaft, während seine Brust sich in widernatürlichem Einklang mit dem irren Gekreisch der wartenden Ziegenmelker draußen hob und senkte. Teile von Schuhleder und Kleidungsfetzen waren im ganzen Raum verstreut, und unmittelbar unter dem Fenster lag ein leerer Leinwandsack, der dort offensichtlich fallen gelassen worden war. Neben dem Schreibtisch in der Mitte des Raums fand sich ein Revolver auf dem Boden, in dessen Lauf eine verformte Patrone klemmte, was erklärte, warum von der Waffe kein Gebrauch gemacht worden war. Doch das Ding selbst verdrängte alle anderen Eindrücke. Es klänge abgedroschen und wäre nicht ganz korrekt, wollte man sagen, dass keine menschliche Feder es beschreiben könne, doch darf man getrost

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