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Chronik des Cthulhu-Mythos I (German Edition)

Chronik des Cthulhu-Mythos I (German Edition)

Titel: Chronik des Cthulhu-Mythos I (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. P. Lovecraft
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behaupten, dass niemand es sich leibhaftig vorzustellen vermag, dessen Begriffe von Aussehen und Gestalt den gewöhnlichen Lebensformen dieses Planeten und der drei uns bekannten Dimensionen zu eng verhaftet sind. Es war teilweise menschlich, das stand außer Zweifel, und hatte die Hände und den Kopf eines Menschen; das ziegenbockähnliche, kinnlose Gesicht trug den Stempel der Whateleys. Doch der Rumpf und die unteren Teile des Körpers waren auf so unglaubliche Weise missgestaltet, dass nur eine vollständige Bekleidung ihm ermöglicht haben konnte, auf der Erde zu existieren, ohne angefeindet und erschlagen zu werden.
    Oberhalb der Hüfte war das Ding halbwegs menschenförmig; die Brust jedoch, auf der die Pfoten des Hundes noch wachsam ruhten, wies die lederige, netzförmig gemusterte Haut eines Krokodils oder Alligators auf. Der Rücken war gelb und schwarz gescheckt und erinnerte schwach an die schuppige Haut gewisser Schlangen. Von der Hüfte abwärts jedoch wurde es entsetzlich, denn hier fehlte jede Ähnlichkeit mit einem Menschen, und ein schierer Albtraum begann. Die Haut war dicht bedeckt mit rauem schwarzen Fell, und vom Bauch hing eine Vielzahl langer grünlich-grauer Tentakel mit roten saugenden Mündern schlaff herab. Ihre merkwürdige Anordnung schien einer kosmischen Geometrie zu folgen, die auf der Erde oder in diesem Sonnensystem unbekannt ist. Auf jeder der Hüften befand sich tief in einer rosafarbenen mit Wimpern besetzten Höhle etwas, das ein rudimentäres Auge zu sein schien; anstelle eines Schwanzes wuchs dort eine Art Rüssel oder Fühler mit purpurroten ringförmigen Streifen, bei dem es sich allem Anschein nach um einen unterentwickelten Mund oder einen Hals handelte. Die Beine glichen, abgesehen vom schwarzen Fell, vage den Hinterläufen der gewaltigen prähistorischen Saurier. Sie endeten in venenüberzogenen Pfoten, die weder Hufe noch Klauen waren. Atmete das Ding, so wechselten der Schwanz und die Tentakel rhythmisch die Farbe, was wohl durch die Zirkulation seines grünlichen nichtmenschlichen Blutes verursacht wurde. Im Schwanz wich zwischen den purpurroten Ringen die gelbliche Färbung einem kränklichen Grauweiß. Es war kein richtiges Blut, sondern eine stinkende grünlich-gelbe Flüssigkeit, die sich um die klebrige Masse herum ausbreitete und den gestrichenen Boden entfärbte.
    Die Anwesenheit der drei Männer störte das sterbende Wesen auf, und es begann zu murmeln, ohne den Kopf zu wenden oder anzuheben. Dr. Armitage hielt seine Äußerungen nicht schriftlich fest, versichert aber glaubhaft, dass kein englisches Wort darunter war. Zunächst wiesen die Silben keinerlei Beziehung mit einer irdischen Sprache auf, doch gegen Ende konnte man einige unzusammenhängende Wortfetzen verstehen, die offenkundig dem Necronomicon entstammten, jener monströsen Blasphemie, auf deren Suche das Wesen zugrunde gegangen war. Die Fragmente lauteten nach Armitages Erinnerung etwa so: »N’gai, n’ha’ghaa, bugg-shoggog, y’hah; Yog-Sothoth, Yog-Sothoth …« Sie verloren sich im Nichts, während die Ziegenmelker in rhythmischem Crescendo unheiliger Vorfreude kreischten.
    Dann endete das Keuchen, und der Hund hob seinen Kopf zu einem langen schwermütigen Geheul. Das gelbe ziegenbockähnliche Gesicht des niedergestreckten Wesens veränderte sich, und seine großen schwarzen Augen fielen auf widerwärtige Weise ein. Vor dem Fenster war das schrille Gekreisch der Ziegenmelker plötzlich verstummt, und über dem Murmeln der anwachsenden Menschenmenge vernahm man panisches Geflatter und Flügelschlagen. Vor dem Mond zeichneten sich große Schwärme der gefiederten Wächter ab und verschwanden auf ihrer wilden Flucht vor dem, was sie als ihre Beute betrachtet hatten.
    Mit einem Mal sprang der Hund auf, bellte verängstigt und sprang aus dem Fenster, durch das er hereingekommen war. Ein Schrei erhob sich aus der Menge, und Dr. Armitage rief den Männern draußen zu, dass niemand vor Ankunft der Polizei oder des Gerichtsmediziners eingelassen werden dürfe. Er war dankbar dafür, dass die Fenster gerade hoch genug waren, um keinen Einblick zu gestatten, und zog sorgfältig die schwarzen Vorhänge zu. Mittlerweile waren zwei Polizisten eingetroffen; Dr. Morgan ging ihnen in der Eingangshalle entgegen und beschwor sie, um ihrer selbst willen den von Gestank erfüllten Leseraum nicht eher zu betreten, bis der Mediziner käme und man das am Boden liegende Ding zudecken könne.
    Währenddessen gingen

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