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Chronik des Cthulhu-Mythos I (German Edition)

Chronik des Cthulhu-Mythos I (German Edition)

Titel: Chronik des Cthulhu-Mythos I (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. P. Lovecraft
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äußerstem Realismus gezeichnet – ist nötig, um das Fremde, ganz »andere« des himmlischen Besuchers im Kontrast zur Geltung zu bringen. Das gelingt äußerst überzeugend, und das Schicksal der Farmersfamilie, die allmählich ihren Lebensmut und schließlich ihr Leben verliert, ist mit starken und plausiblen Strichen gezeichnet.
    Wie in ›The Case of Charles Dexter Ward‹ liegt der Schrecken auf zwei Ebenen. Was mit jener bedauernswerten Bauernfamilie geschah, ist unerfreulich genug. Aber was wird mit jenen Städten und Dörfern, die ihr Trinkwasser nun aus dem neuen Stausee beziehen? Dieser Stausee ist ganz real; Lovecraft denkt wohl an das Quabbin Reservoir, für welches die Pläne im Jahr 1926 intensiv in der Presse diskutiert wurden und für das eine Räumung der Städte Dana, Greenwich, Enfield u. a. erforderlich war. Vollendet wurde es aber erst 1939 und besteht in dieser Form noch heute. Lovecraft hat allerdings in einem Brief gesagt, die unmittelbare Idee für den Stausee verdanke er nicht den besagten Plänen im ländlichen Massachusetts, sondern dem Scituate Reservoir in Rhode Island, das 1926 errichtet wurde, jedoch deutlich kleiner ist. Lovecraft hatte es im Oktober 1926 besichtigt, als er seine Verwandtschaft in Foster, Rhode Island besuchte (Brief an Richard Ely Morse vom 13. Oktober 1935 bzw. an Frank Belknap Long vom 26. Oktober 1926). Beide Stauseen mögen ihn beeinflusst haben, der reale, den er besichtigt hatte, und der geplante, von dem er in jedem Fall gewusst haben muss. Wie auch immer: Was wird geschehen, wenn sich jene vampirische Farbe dort einschleicht, leise und lauernd, wo jetzt das neue Wasser getrunken wird? Müdigkeit, grauer Verfall, ein kaum erklärliches Schwinden der Lust am Leben in Menschen, Tieren und Pflanzen wird die Folge sein. Es dürfte nicht schwer sein, für so etwas Indizien zu finden … ›The Colour Out of Space‹ lädt also unterschwellig den Leser ein, seine Umgebung (denn beträchtliche Teile von Neuengland trinken von diesem Wasser, insbesondere in der Großstadt Boston) in einer neurotisch-angstbesetzten Weise anzuschauen, mit einem mythologischen »Grundverdacht« – wenn auch natürlich nur spielerisch, denn wir befinden uns in der Welt der Literatur, deren Schnittflächen mit der Realität einem ständigen Wechsel unterliegen. Die Schlusssätze scheinen zu suggerieren, dass die vampirische »Farbe« auch bei dem Erzähler (der sie ja nur von Hörensagen kennt!) eine unerquickliche Wirkung zu entfalten beginnt.
    In einem Brief an F. Lee Baldwin von 1934 hat Lovecraft gezeichnet, wie er sich »Blasted Heath« vorstellt; Lovecraft hat seine Briefe gerne mit kleinen Zeichnungen bereichert, die sich sonst meist auf architektonische Sehenswürdigkeiten beziehen. Der Begriff »Blasted Heath« hat eine literarische Vorgeschichte: Er steht sowohl bei Shakespeare (in der Hexenszene in Macbeth ) als auch bei dem von Lovecraft besonders geliebten Milton ( Paradise Lost I, 615). Welchen von beiden Lovecraft mit seinem Verweis auf einen »Dichter« meint, der den Begriff geprägt habe, ist leider nicht deutlich.
    Man kann, wenn man möchte, ›The Colour Out of Space‹ als eine Parabel darauf lesen, wie sich die »Nähe« kosmischer Fremdheit, kosmischer Präsenz auf die heimelige, aber fragile Welt der Menschen auswirkt. In einer bemerkenswerten Passage lässt Lovecraft Nahum Gardners Frau beschreiben, wie jene »Farbe«, die es in unserer Welt nicht gibt, sie beeinflusst. Lovecraft gelingt es hier, das Bild einer Sprache zu erzeugen, die nur Verben und Adjektive hat, aber sich nicht zum Substantiv, d. h. nicht zum Begriff zu verdichten vermag.
    ›The Colour Out of Space‹ erschien im September 1927 in dem Science-Fiction-Magazin Amazing Stories. Ob die Erzählung je Weird Tales zur Annahme vorlag, ist umstritten (Sam Moskowitz hat dies behauptet, verdankt die Information aber wohl nur dem in Sachen Gedächtnis notorisch unzuverlässigen Frank Belknap Long). Es ist immerhin aufschlussreich, dass Lovecraft sich in einem neuen Markt bewegt: Amazing Stories ist das erste amerikanische Magazin, das sich ausschließlich auf Science Fiction spezialisiert hatte (die »Golden Era of SF« sollte erst einige Jahre später beginnen). In einem Science-Fiction-Rahmen könnte man die Wirkung der »Farbe aus dem All« als eine Art Radioaktivität verstehen.
    Doch Lovecraft veröffentlichte in Amazing Stories danach nie mehr, weil er, wie viele andere Autoren, mit der Unsitte

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