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Chronik des Cthulhu-Mythos I (German Edition)

Chronik des Cthulhu-Mythos I (German Edition)

Titel: Chronik des Cthulhu-Mythos I (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. P. Lovecraft
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ein letzter schwacher Überrest lauern musste, ist ihm seither nicht mehr richtig wohl gewesen.
    Ammi sollte nie wieder in die Nähe dieses Ortes gehen. Es sind nun vierundvierzig Jahre verstrichen, seit das Grauen sich zutrug, doch er war seither nicht mehr dort und ist froh, wenn das neue Staubecken alles unter sich begraben wird. Auch ich werde darüber froh sein, denn mir hat nicht gefallen, wie das Sonnenlicht über dem Brunnenloch die Farbe wechselte, als ich daran vorbeikam. Ich hoffe, dass der Wasserstand immer sehr hoch sein wird – doch so oder so werde ich nie davon trinken. Ich glaube nicht, dass ich den Landkreis Arkham noch einmal aufsuchen werde. Drei der Männer, die Ammi begleitet hatten, kehrten am folgenden Morgen zurück, um sich die Ruinen im Licht des Tages anzusehen, aber es gab keine wirklichen Ruinen. Nur die Ziegelsteine des Kaminschlots, die Reste der Kellermauern, hier und da etwas mineralische und metallische Streu – und die Einfassung des abscheulichen Brunnens. Mit Ausnahme von Ammis totem Pferd, das sie fortschafften und vergruben, und seinem Einspänner, den sie ihm bald darauf zurückbrachten, war alles von hier verschwunden, was lebte oder je gelebt hatte. Zwanzigtausend grässliche Quadratmeter graue Staubwüste waren alles, was geblieben war, und seitdem ist dort auch nichts mehr gewachsen. Bis zum heutigen Tag breitet sie sich unter freiem Himmel aus wie ein großer Fleck, den Säure in die Wälder und Felder gebrannt hat, und die wenigen, die es ungeachtet der bäuerlichen Erzählungen gewagt haben, einen Blick darauf zu werfen, haben sie die »verfluchte Heide« getauft.
    Diese Geschichten der Bauern sind sehr sonderbar. Sie wären noch viel sonderbarer, kämen Städter und Chemiker von der Universität auf die Idee, das Wasser aus dem unbenutzten Brunnen oder den grauen Staub, den kein Wind je verweht, zu analysieren. Auch sollten Botaniker einmal die verkümmerte Flora an den Rändern dieses Flecks untersuchen, denn so könnten sie vielleicht die Wahrheit über das landläufige Gerücht entdecken, dass der Fluch sich ausbreite – ganz allmählich, vielleicht wenige Zentimeter pro Jahr. Die Menschen sagen, dass die Farben der Pflanzen in der näheren Umgebung im Frühjahr nicht ganz natürlich erscheinen und dass das Wild im Winter sonderbare Spuren auf der Schneedecke hinterlässt. Auf der verfluchten Heide liegt nie so viel Schnee wie anderswo. Pferde – die wenigen, die im Zeitalter des Automobils noch benutzt werden – scheuen in dem stillen Tal; Jäger können sich in der Nähe der grauen Staubfläche nicht auf ihre Hunde verlassen.
    Es heißt auch, dass es üble mentale Einflüsse gebe; einige Leute wurden in den Jahren nach Nahums Tod wunderlich, und lange Zeit fehlte es ihnen an Kraft, um fortzugehen. Dann verließen alle geistig stärkeren Menschen die Region, und nur Ausländer versuchten noch, in den zerfallenden alten Häusern zu wohnen. Doch sie konnten nicht bleiben, und man mag sich fragen, welche Einsichten sie aufgrund ihrer eigenen unheimlichen Überlieferungen voller Aberglauben und Hexenwahn wohl gewonnen hatten. Sie beklagten sich, dass ihre nächtlichen Träume in diesem grotesken Land fürchterlich seien; allein der Anblick dieser finsteren Wüste reicht ja schon aus, um morbide Fantasien zu nähren. Kein Wanderer in diesen sonderbaren Schluchten konnte sich je einem Gefühl der Fremdartigkeit entziehen, und Künstler erschaudern, wenn sie die dichten Wälder voller sichtbarer und unsichtbarer Rätsel malen. Ich selbst hegte merkwürdige Empfindungen auf meinem einsamen Spaziergang, noch ehe Ammi mir seine Geschichte erzählt hatte. Als die Abenddämmerung anbrach, hatte ich mir gewünscht, Wolken würden aufziehen, denn eine eigenartige Furcht vor dem weiten Himmelszelt über mir hatte sich in meine Gedanken geschlichen.
    Fragen Sie mich nicht nach meiner Meinung. Ich weiß es nicht – und das ist alles. Ich konnte außer Ammi keinen Menschen befragen, denn die Bewohner von Arkham reden nicht über die seltsamen Tage, und die drei Professoren, die damals den Meteoriten und die farbige Kugel sahen, sind alle verstorben. Es gab noch weitere Kugeln – dessen können wir sicher sein. Eine musste überdauert haben und entkommen sein, und wahrscheinlich gab es eine weitere, die später hinzukam. Ohne Zweifel ist sie immer noch unten im Brunnen – ich weiß, dass mit dem Sonnenlicht an dem übel riechenden Brunnenloch etwas nicht in Ordnung war. Die

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