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Chronik des Cthulhu-Mythos I (German Edition)

Chronik des Cthulhu-Mythos I (German Edition)

Titel: Chronik des Cthulhu-Mythos I (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. P. Lovecraft
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optischen Eindruck sowohl bei einer Dunstschwade vor einem vom Morgenlicht erhellten Fenster wie auch jetzt in der Nacht bei einem phosphoreszierenden Nebel über der schwarzen öden Landschaft haben konnte. Das ging nicht mit rechten Dingen zu – das verstieß gegen die Natur –, und er dachte an die letzten grausigen Worte seines leidenden Freundes: »Es kommt von irgendwoher, wo alle Sachen anders sind als hier … Einer von den Professoren hat das gesagt …«
    Alle drei Pferde, die draußen an der Straße an ein verkümmertes Bäumchen gebunden waren, wieherten und stampften panisch. Der Kutscher wollte zur Tür, um etwas zu unternehmen, doch Ammi legte ihm zitternd die Hand auf die Schulter. »Gehen Se nicht raus«, sagte er. »Da steckt mehr hinter, als wir wissen. Nahum sagte, dass was im Brunnen wohnt, das einem das Leben aussaugt. Er sagte, es wär aus einer der Kugeln gewachsen, die wir in dem Meteor gesehen ham, der letzten Juni einschlug. Es saugt und brennt, sagte er, und es wär bloß ’ne Farbwolke, genau wie die da draußen, die man kaum sehen kann und wo man nicht weiß, was es is. Nahum glaubte, dass es sich von allem Lebendigen ernährt und dabei immer stärker wird. Er sagte, er hätte es letzte Woche gesehen. Es muss irgendwas von ganz weit her sein, so wie’s die Männer von der Universität letztes Jahr über den Meteor gesagt ham. So, wie’s gemacht is und wie’s sich verhält, gehört’s nicht zu Gottes Geschöpfen. Es kommt von irgendwo da draußen.«
    Und so verharrten die Männer unentschlossen, während das Licht aus dem Brunnen immer heller wurde und die angebundenen Pferde in steigender Panik stampften und wieherten. Es war ein wirklich grauenhafter Moment: die Angst, die in dem uralten verfluchten Gebäude umging, die entsetzlichen Überreste vierer Personen – zwei aus dem Haus und zwei aus dem Brunnen –, die im Holzverschlag hinterm Haus lagen, und dann dieser unbekannte scheußliche Lichtstrahl aus den schleimigen Tiefen des Brunnens. Ammi hatte den Kutscher instinktiv zurückgehalten, er hatte vergessen, dass die feuchte Berührung des farbigen Dunstes in der Dachkammer ihm gar nichts angehabt hatte; gleichwohl war es vielleicht besser, dass er so gehandelt hatte. Niemand wird je wissen, was in dieser Nacht Schrecken verbreitete, und auch wenn das blasphemische Wesen bislang keinem ungeschwächten Menschen Schaden zugefügt hatte, so konnte man doch nicht wissen, was es in jenem letzten Moment vielleicht getan hätte – als es unter dem wolkenverhüllten, mondhellen Himmel all seine gesteigerte Kraft und Zielstrebigkeit zeigte.
    Plötzlich entfuhr einem der am Fenster stehenden Polizeibeamten ein Keuchen. Die anderen sahen ihn an, folgten dann rasch seinem Blick zu einer Stelle, auf die er zufällig geschaut hatte. Niemand musste noch etwas sagen. Was man bislang als Bauerngeschwätz betrachtet hatte, war nun nicht mehr von der Hand zu weisen, und wegen dieses Wesens, so waren sich alle Männer der Gruppe später stillschweigend einig, würden sie in Arkham nie über die seltsamen Tage sprechen. Es ist nötig, vorauszuschicken, dass es zu diesem Zeitpunkt windstill war. Etwas später kam Wind auf, doch im fraglichen Moment regte sich kein Lüftchen. Nicht einmal die trockenen Spitzen der grauen und spröden Wegrauke oder die Fransen am Dach des Mannschaftswagens bewegten sich. Und doch – in dieser angespannten, gottlosen Stille regten sich die hohen kahlen Äste aller Bäume auf dem Hof. Krankhaft zuckten sie, griffen wie in einem epileptischen Wahn nach den Wolken und dem Mond, peitschten ohnmächtig die verpestete Luft, als wären sie unsichtbar mit unterirdischen Schreckgespenstern verbunden, die unter ihren schwarzen Wurzeln wimmelten und um sich griffen.
    Mehrere Sekunden lang wagte niemand auch nur zu atmen. Dann verdeckte eine dunkle Wolke den Mond, und die Silhouetten der um sich schnappenden Äste verblassten. Da schrien alle erschrocken mit heiserer Stimme auf. Mit dem Mondlicht war das Grauen keineswegs geschwunden, denn in diesem Augenblick tiefster Dunkelheit sahen alle Anwesenden in der Höhe der Baumkronen Tausende winzige Punkte eines schwachen und unheiligen Lichtes tanzen, jeden Ast wie Elmsfeuer umgebend, oder wie die Flammen, die zu Pfingsten auf die Häupter der Apostel herabkamen. Es war eine ungeheuerliche Konstellation widernatürlichen Lichtes – wie ein übersättigter Schwarm von Glühwürmchen, die sich von Leichen genährt haben und nun

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