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Chronik des Cthulhu-Mythos I (German Edition)

Chronik des Cthulhu-Mythos I (German Edition)

Titel: Chronik des Cthulhu-Mythos I (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. P. Lovecraft
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nómos »Gesetz« und eikón »Bild«); jedenfalls sollte er das nach Lovecrafts eigener Auffassung heißen. Lovecrafts Erklärung ist allerdings fehlerhaft (S. T. Joshi übersetzt auch nicht völlig befriedigend als »an examination or classification of the dead«). Die Form des Titels erinnert in jedem Fall an klassische Werke wie das Astronomicon des Manilius, das Lovecraft natürlich kannte.
    Eine (nicht weniger fiktive) englische Übersetzung des John Dee hat zuerst Frank Belknap Long erfunden (u. a. in der Erzählung ›The Space-Eaters‹, Weird Tales , Juli 1928); Lovecraft hat diese Idee dann in ›The Dunwich Horror‹ übernommen. John Dee ist natürlich der berühmte Renaissance-Magus (1527–1608), historisch ein hochgebildeter, aber ziemlich wichtigtuerischer, leichtgläubiger und nicht rundherum erfreulicher Zeitgenosse von Königin Elisabeth I. In den letzten Jahren gab es eine Flut von Textveröffentlichungen von und über ihn, die Lovecrafts und Longs Interesse an seiner Gestalt einsichtig machen können. Für Lovecraftfreunde dürfte interessant sein, dass sich auch Montague Rhodes James mit Dee beschäftigt hat. 1921 erschien in Oxford sein List of Manuscripts Formerly Owned by Dr. John Dee, ein schmales Bändchen von vierzig Seiten, das leider keine lovecraftianischen Überraschungen bietet. Lovecraft hat die Bemerkung über Dee später in seinen Text eingefügt; die Verbindung mit dem Necronomicon war ja erst eine Idee F. B. Longs gewesen. Lovecraft hatte Longs Erzählung ›The Space Eaters‹ im September 1927 zugeschickt bekommen: Also ist ›History and Chronology of the Necronomicon‹ wohl zwischen Ende April und Anfang September 1927 entstanden.
    Schwieriger ist es mit Lovecrafts Bezugnahme auf eine angebliche (in Wahrheit ebenfalls fiktive) lateinische Übersetzung durch Olaus Wormius. Dieser ist alles andere als ein Unbekannter, vielmehr eine der großen Persönlichkeiten der dänischen Literaturgeschichte (dänisch Ole Worm), der sich u. a. intensiv mit dem germanischen Erbe seines Landes beschäftigt hat und zu den Ersten gehörte, die systematisch Runeninschriften gesammelt und publiziert haben. Er gilt gemeinhin als Begründer der skandinavischen Archäologie. Allerdings lebte Worm 1588–1654 (oder 55), was sich mit Lovecrafts Chronologie nicht verträgt. (Der Codex Wormianus ist eine nach ihm benannte Handschrift der berühmten Snorra-Edda). Auch sonst hat Worm sehr viel geschrieben: Seine Bücher sind in vielen Bibliotheken mit alten Beständen vorhanden und auch eine Edition seiner Briefe aus dem 18. Jahrhundert ist leicht zugänglich. Ich habe 1977/1978 bei zwei Aufenthalten in London durchgeblättert, was im Britischen Museum London von Worm vorhanden ist, aber nichts gefunden, was Lovecrafts Verbindung des Necronomicons mit Wormius erklären könnte. (Heute sind viele Schriften Worms als Digitalisate der Universität Straßburg an verschiedenen Stellen im Internet greifbar). Wir können aber doch immerhin etwas genauer eruieren, woher der Irrtum Lovecrafts kommt, und woher er überhaupt von Ole Worm wusste.
    Bereits Lovecrafts frühes sehr kriegerisches Gedicht ›Regner Lodbrog´s Epicedium‹ (wohl 1914, veröffentlicht erst posthum 1944) geht nämlich auf einen bei Ole Worm tradierten Text zurück. Es handelt sich um eines der kuriosesten Gedichte Lovecrafts, von dessen jugendlicher Begeisterung für martialische Tugenden wir schon sprachen. Ole Worm überliefert nun in seinem Werk De literatura Runica ein Kriegspoem, das dann wiederum Hugh Blair in A Critical Dissertation on the Poems of Ossian (1763) lateinisch abdruckt und in englischer Sprache paraphrasiert. Blair (1718–1800) war presbyterianischer Pfarrer, einer der Vordenker der schottischen Aufklärung und Professor für Rhetorik und Literatur in Edinburgh; Lovecraft schätzte seine bis heute einflussreichen Vorträge über literarischen Stil (›Lectures on Rhetoric and Belles lettres‹, 1783; Lovecraft besaß einen Druck von 1829) wegen ihrer unübertroffenen Präzision und Klarheit, die in der Tat dem Werk eine Nachwirkung bis heute bescheren. Blairs Paraphrase des alten Gedichtes ist neben dem lateinischen Text selbst Lovecrafts unmittelbare Vorlage gewesen. Mit De litteratura Runica meint Blair genauer die Runer seu Danica literatura antiquissima vulgo Gothica dicta luci reddita. Cui accessit de prisca Danorum poesi dissertatio (2. Aufl. Hafniae 1651). Einige der lateinischen Zeilen zitiert Lovecraft auch

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