Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Chroniken der Schattenjäger 1 - Clockwork Angel

Chroniken der Schattenjäger 1 - Clockwork Angel

Titel: Chroniken der Schattenjäger 1 - Clockwork Angel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cassandra Clare
Vom Netzwerk:
Gelenk abfiel und vor ihren Füßen auf dem Boden auftraf. Gleichzeitig wirbelte die Frau zu Jem herum und ruckelte sirrend und klickend auf ihn zu. Jem holte aus und versetzte der Frau einen heftigen Schlag mit dem Knauf seines Spazierstocks, wodurch sie einen Schritt zurückgeworfen wurde. Dann trieb er sie mit weiteren Schlägen rückwärts, bis sie so hart gegen das Brückengeländer stieß, dass sie das Gleichgewicht verlor. Ohne einen einzigen Ton von sich zu geben, stürzte sie über die Brüstung hinab in den Fluss. Sofort stürmte Tessa zum Geländer - und konnte gerade noch sehen, wie die Frau stumm in den Fluten verschwand, ohne dass eine einzige Luftblase an die Oberfläche stieg.
    Tessa wirbelte erneut herum. Jem stand ein paar Schritte entfernt. Sein Atem ging schwer und Blut lief aus einer Schnittwunde an seiner Schläfe, aber ansonsten schien er unversehrt. Er hielt seine Waffe locker in einer Hand und starrte auf den dunklen, buckligen Korpus, der sich vor seinen Füßen wand. Erst bei näherem Hinsehen erkannte Tessa, dass es sich um den zuckenden Rumpf des Kutschers handelte, dessen Metallflächen zwischen den zerfetzten Kleidungsstücken hervorschimmerten. Sein Kopf war sauber abgetrennt und eine schwarze, ölige Flüssigkeit strömte pulsierend aus seinem Halsstumpf und ergoss sich über den Brückenbelag.
    Jem strich sich die schweißfeuchten Haare nach hinten und verschmierte dabei das Blut auf seiner Wange. Seine Hand zitterte.
    Zögernd berührte Tessa ihn am Arm. »Alles in Ordnung?«, fragte sie besorgt.
    »Das sollte ich dich fragen.« Jem schenkte ihr ein mattes Lächeln und schauderte dann leicht. »Diese mechanischen Dinger werden langsam wirklich lästig. Diese Kreaturen ...« Plötzlich verstummte er und schaute an Tessa vorbei.
    Am südlichen Brückenende war mindestens ein halbes Dutzend weiterer Klockwerk-Kreaturen aufgetaucht und marschierte nun mit stakkatoartigen Schritten auf sie zu. Trotz der ruckartigen Bewegungen kamen sie erschreckend schnell näher und hatten einen Moment später bereits ein Drittel der Brückenlänge zurückgelegt.
    Entschlossen drückte Jem auf einen Knopf an seinem Spazierstock, woraufhin die Klinge mit einem lauten Klick im Schaft verschwand. Dann packte er Tessas Hand und stieß atemlos hervor: »Lauf.«
    Und dann rannten sie los, wobei Tessa nur ein einziges Mal einen entsetzen Blick über die Schulter warf: Die Kreaturen waren inzwischen bis zur Brückenmitte vorgedrungen und stürmten mit zunehmender Geschwindigkeit auf sie zu. Es handelte sich ausschließlich um männliche Gestalten, die alle dieselben Filzhüte und dunklen Wollmäntel wie der Kutscher trugen. Ihre Gesichter glänzten im Mondlicht.
    Endlich erreichten die beiden Flüchtenden den Treppenaufgang am Ende der Brücke, und während sie die Stufen hinabliefen, hielt Jem Tessas Hand umklammert. Als Tessa auf einer besonders feuchten Steinstufe ausrutschte, fing er sie auf, wobei sein Spazierstock gegen ihren Rücken schlug. Tessa spürte, wie sich seine Brust schwer hob und senkte, als würde er nach Luft ringen. Aber er konnte doch nicht derart außer Atem sein, oder? Schließlich war er ein Schattenjäger und im Codex stand, dass diese meilenweit laufen konnten. Als Jem sich aufrichtete, sah Tessa die Anspannung in seinem Gesicht - es schien, als hätte er starke Schmerzen. Sie wollte ihn fragen, ob er verletzt sei, doch dazu blieb keine Zeit: Über ihnen hörten sie bereits das Dröhnen schwerer Schritte auf den Stufen. Wortlos packte Jem erneut Tessas Handgelenk und zog sie wieder hinter sich her.
    Sie liefen ein Stück über die Uferpromenade, im Schein der Laternen, um deren gusseiserne Pfähle sich verspielte Delfine rankten. Dann bog Jem abrupt ab und zog Tessa in einen schmalen Steg zwischen zwei Gebäuden. Die leicht ansteigende Gasse führte vom Fluss fort und roch muffig und feucht. Über ihren Köpfen spannten sich Leinen von Fenster zu Fenster, an denen Wäschestücke flatterten wie Gespenster. Das rutschige Kopfsteinpflaster schien zentimeterhoch unter Dreck und Schlamm zu liegen und Tessas Füße in den modischen Schuhen sandten wütende Proteste aus. Mittlerweile raste ihr Herz wie wild, doch ihr blieb keine Zeit zum Verschnaufen: Sie konnte die Kreaturen bereits hinter sich hören und ihre sirrenden, klickenden Geräusche kamen immer näher.
    Sekunden später öffnete sich die Gasse zu einer breiten Straße und vor ihnen ragte die imposante Silhouette des Instituts aus

Weitere Kostenlose Bücher