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Chroniken der Schattenjäger 2 - Clockwork Prince

Titel: Chroniken der Schattenjäger 2 - Clockwork Prince Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cassandra Clare
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Tessa sie beide für unzertrennlich gehalten hatte, all das bedeutete Nate nichts.
    »Sie sollten nicht länger grübeln, Miss«, sagte Sophie und wischte sich den Staub von den Händen. »Er ist es nicht ... ich meine, das ist er gar nicht wert.«
    »Wer ist es nicht wert?«
    »Ihr Bruder. Über ihn hatten Sie doch gerade nachgedacht, oder?«
    Tessa musterte das Dienstmädchen argwöhnisch. »Bist du in der Lage, meine Gedanken zu lesen ... weil du das Zweite Gesicht hast?«
    Doch Sophie lachte. »Gütiger Gott, nein, Miss. Aber ich kann es Ihrer Miene ablesen ... wie aus einem Buch. Jedes Mal, wenn Sie an Mr Gray denken, haben Sie diesen Ausdruck auf dem Gesicht. Aber er ist ein übler Geselle, Miss, und nicht wert, dass Sie auch nur einen Gedanken an ihn verschwenden.«
    »Er ist mein Bruder.«
    »Das bedeutet aber nicht, dass Sie wie er sind«, erwiderte Sophie entschieden. »Manche Menschen kommen schon böse auf die Welt - und mehr gibt es dazu nicht zu sagen.«
    Irgendein »Alb der Perversheit« stachelte Tessa zu der Frage an: »Und was ist mit Will? Meinst du noch immer, er wäre böse zur Welt gekommen? Hübsch anzusehen, aber giftig wie eine Schlange ... so ähnlich waren doch deine Worte.«
    Sophie hob eine ihrer feinen Augenbrauen. »Der junge Herr Will hat etwas Rätselhaftes an sich, daran besteht kein Zweifel.«
    Bevor Tessa darauf reagieren konnte, schwang die Tür auf und Jem erschien im Türrahmen. »Charlotte hat mich geschickt, um dir mitzuteilen ...«, setzte er an, verstummte dann aber und starrte Tessa mit großen Augen an.
    Verwundert schaute Tessa an sich herab. Hose, Schuhe, Hemd, Weste ... alles so, wie es sich gehörte. Natürlich war es ein merkwürdiges Gefühl, als Frau Männerkleidung zu tragen - die Sachen saßen an ungewohnten Stellen eng und an anderen sehr weit und sie kratzten -, aber das erklärte wohl kaum den Ausdruck auf Jems Gesicht.
    »Ich ...«, stotterte Jem verlegen und eine verräterische Röte breitete sich vom Hals bis zu den Wangen aus. »Charlotte hat mich geschickt, um dir mitzuteilen, dass wir in der Bibliothek auf dich warten«, brachte er schließlich hervor, machte dann auf dem Absatz kehrt und hastete aus dem Zimmer.
    »Du meine Güte«, sagte Tessa verblüfft. »Was war das denn gerade?«
    Sophie lachte leise. »Nun ja, sehen Sie sich doch einmal an.«
    Verwirrt schaute Tessa in den Spiegel. Ihr Gesicht war leicht gerötet und ihre Haare fielen offen über Hemd und Weste. Obwohl das Hemd bereits mit Rücksicht auf eine weibliche Figur geschneidert war und über dem Busen nicht gar so sehr spannte, wie Tessa befürchtet hatte, saß es dennoch recht knapp - aufgrund Jessamines zierlicherer Gestalt. Auch die Hose war eng geschnitten, ganz wie es der gängigen Mode entsprach, und schmiegte sich um ihre Beine. Tessa neigte den Kopf leicht zur Seite. Die Kleidung hatte tatsächlich etwas Unschickliches an sich ... Ein Mann sollte eigentlich die Konturen der Oberschenkel oder Hüften einer Dame nicht erahnen können. Irgendetwas an dieser Herrenkleidung bewirkte, dass sie nicht maskulin aussah, sondern ... unbekleidet. »Oh, mein Gott«, stieß Tessa hervor.
    »In der Tat«, bestätigte Sophie. »Aber machen Sie sich keine Sorgen. Die Sachen werden viel besser passen, sobald Sie sich erst einmal verwandelt haben. Und außerdem ... findet er ohnehin Gefallen an Ihnen.«
    »Ich ... äh ... meinst du wirklich, er mag mich?«
    »Oh ja«, sagte Sophie gelassen. »Sie sollten einmal sehen, wie er Sie anblickt, wenn er sich unbeobachtet fühlt. Oder wie er aufschaut, wenn sich eine Zimmertür öffnet, und wie sich die Enttäuschung auf seinem Gesicht abzeichnet, wenn nicht Sie hereinkommen, sondern jemand anderes. Der junge Herr Jem ist nicht wie Mr Herondale. Er kann seine Gedanken und Gefühle nicht verbergen.«
    »Und du bist nicht ...« Tessa suchte nach den passenden Worten. »Sophie, du bist nicht verstimmt ... über mich verärgert?«
    »Warum sollte ich über Sie verärgert sein?« Der belustigte Unterton in Sophies Stimme war verschwunden und sie klang nun sorgsam neutral.
    Jetzt musst du mit der Sprache herausrücken, dachte Tessa resigniert. »Ich hatte nur angenommen, dass es vielleicht einmal eine Zeit gegeben hatte, als du Jem eine gewisse Bewunderung entgegengebracht hast. Das ist auch schon alles. Ich wollte damit nichts Unschickliches andeuten, Sophie.«
    Das Dienstmädchen schwieg derart lange, dass Tessa überzeugt war, sie hätte Sophie verärgert, oder

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