Chroniken der Schattenjäger 2 - Clockwork Prince
Hexenwesen verbrüdert. Und zwar nicht nur mit dieser Göre hier, sondern auch mit Magnus Bane. Wenn man mich mithilfe des Engelsschwertes befragt und ich deine Beschuldigungen widerlege, wem von uns beiden wird der Rat dann wohl glauben, dir oder mir?«
Will tauschte einen raschen Blick mit Charlotte und Tessa. Dann hatten sie also richtig vermutet: Benedict fürchtete das Schwert nicht. »Es gibt noch andere Beweise, Benedict«, erwiderte Will.
»Ach, wirklich?« Lightwood verzog die Lippen zu einem höhnischen Grinsen. »Und das wäre?«
»Der Beweis, den dein eigenes infiziertes Blut liefert«, erklärte Charlotte. »Gerade eben, als du in unsere Richtung gestikuliert hast, konnte ich kurz dein Handgelenk sehen. Wie weit ist die Zersetzung der Haut schon fortgeschritten? Es beginnt am Rumpf, nicht wahr? Und breitet sich dann über die Arme und Beine aus ...«
»Wovon redet sie?«, fragte Gabriel, aus dessen Stimme eine Mischung aus Wut und Entsetzen sprach. »Vater?«
»Dämonenpocken«, erläuterte Will mit der Genugtuung derjenigen, die sich wahrhaft bestätigt sehen.
»Welch eine widerwärtige Anschuldigung ...«, setzte Benedict an.
»Dann widerlege sie doch«, forderte Charlotte ihn auf. »Zieh deinen Ärmel hoch und zeig uns deinen Arm.«
Benedicts Kiefer mahlte und ein Muskel an seinem Mundwinkel zuckte. Fasziniert beobachtete Tessa den alten Lightwood, der ihr im Gegensatz zu Mortmain keine Angst einjagte, sondern sie eher anwiderte - wie ein fetter Wurm, der sich durch den Garten schlängelte. Im nächsten Moment wirbelte Benedict zu seinem älteren Sohn herum. »Du«, knurrte er. »Du hast es ihnen erzählt. Du hast mich verraten.«
»Das habe ich in der Tat«, sagte Gideon, hob den Kopf und löste die bis dahin verschränkten Arme. »Und ich würde es jederzeit wieder tun.«
»Gideon? Vater?«, rief Gabriel verwirrt. »Wovon redet ihr?«
»Dein Bruder hat uns hintergangen, Gabriel. Er hat unsere Geheimnisse den Branwells verraten«, fauchte Benedict giftig. Dann wandte er sich wieder an seinen Ältesten; sein Gesicht wirkte nun deutlich älter, die Falten an den Mundwinkeln gruben sich tief in die Haut, aber sein eisiger Ton war unverändert. »Gideon Arthur Lightwood ... ich schlage vor, du denkst einmal gründlich darüber nach, was du getan hast und was du als Nächstes zu tun gedenkst.«
»Das habe ich bereits«, antwortete Gideon mit seiner sanften, leisen Stimme. »Seit dem Moment, als du mich aus Spanien zurückgerufen hast, habe ich ununterbrochen nachgedacht. Als Kind hatte ich immer angenommen, dass alle Schattenjäger so leben würden wie wir: Dämonen am Tage verurteilen und verdammen, aber sich im Schutz der Nacht mit ihnen verbrüdern. Ich musste erst ins Ausland gehen, um zu begreifen, dass das nicht stimmt. Nicht wir alle leben nach dieser Devise, Vater, sondern nur du. Du hast Schimpf und Schande über den Namen Lightwood gebracht.«
»Es besteht nicht der geringste Grund, gleich melodramatisch zu werden ...«
»Melodramatisch?« Aus Gideons sonst so ruhiger Stimme sprach tiefe Verachtung. »Vater, ich fürchte um die Zukunft der Brigade, solltest du das Institut in die Finger bekommen. Und ich sage dir hier und jetzt unmissverständlich: Ich werde bei der Ratssitzung gegen dich aussagen. Ich werde das Engelsschwert in meinen Händen halten und Konsul Wayland mitteilen, warum ich der Ansicht bin, dass Charlotte tausendmal besser als du zur Führung des Instituts geeignet ist. Ich werde jedem einzelnen Ratsmitglied erzählen, was hier nachts vor sich geht. Ich werde ihnen verraten, dass du für Mortmain arbeitest. Und ich werde ihnen den Grund dafür nennen.«
»Gideon!«, unterbrach Gabriel seinen Bruder scharf. »Du weißt, dass die Verwaltung des Instituts Mutters letzter Wunsch war. Und die Fairchilds sind schuld, dass sie überhaupt gestorben ist ...«
»Das ist eine Lüge«, sagte Charlotte. »In Wahrheit hat sie sich das Leben genommen - aber nicht deshalb, weil mein Vater irgendetwas getan hätte.« Sie schaute Benedict nun direkt ins Gesicht. »Es lag eher daran, was dein Vater getan hat.«
»Was wollen Sie damit sagen?«, rief Gabriel mit erhobener Stimme. »Wie können Sie so etwas behaupten? Vater ...«
»Halt den Mund, Gabriel«, befahl Benedict barsch, aber in seinen Augen stand zum ersten Mal auch Furcht. »Charlotte, was willst du damit sagen?«
»Du weißt ganz genau, was ich damit sagen will, Benedict«, entgegnete Charlotte. »Bleibt die Frage:
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