Chroniken der Schattenjäger 2 - Clockwork Prince
Möchtest du, dass ich mein Wissen mit dem Rat teile? Und mit deinen Kindern? Du weißt, was das für sie bedeuten würde.«
Benedict lehnte sich zurück. »Und ich weiß auch, wie Erpressung aussieht, Charlotte. Was also willst du von mir?«
Sofort meldete Will sich zu Wort, unfähig, sich länger zurückzuhalten: »Ziehen Sie Ihre Kandidatur zurück. Treten Sie vor dem Rat für Charlotte ein. Teilen Sie ihm mit, warum Sie der Überzeugung sind, dass das Institut bei Charlotte in guten Händen ist. Sie sind ein wortgewandter Mann. Ihnen wird schon etwas einfallen, da bin ich mir ganz sicher.«
Langsam schaute Benedict von Will zu Charlotte. Dann verzog er spöttisch die Lippen. »Sind das eure Bedingungen?«
Noch bevor Will reagieren konnte, warf Charlotte ein: »Nein, nicht alle. Wir müssen außerdem wissen, auf welche Weise du mit Mortmain kommuniziert hast und wo er sich befindet.«
Benedict lachte leise in sich hinein. »Ich habe über Nathaniel Gray mit ihm kommuniziert. Aber da ihr den ja getötet habt, dürfte er als Informationsquelle wohl ausfallen.«
»Soll das heißen, niemand sonst weiß, wo Mortmain steckt?«, fragte Charlotte bestürzt.
» Ich weiß es jedenfalls nicht«, erwiderte Benedict. »Mortmain ist nicht dumm - zu eurem Pech. Er wollte, dass ich das Institut übernehme, um die Gemeinschaft der Nephilim von innen heraus zu zerschlagen. Aber das war nur einer seiner vielen Pläne, ein Faden seines Netzes. Mortmain wartet schon sehr lange auf diesen Moment: Er wird den Rat besiegen. Und er wird sie in seinen Besitz bringen.« Benedicts Augen ruhten auf Tessa.
»Und was hat er dann mit mir vor?«, fragte Tessa fordernd.
»Keine Ahnung«, erklärte Benedict mit einem verschlagenen Lächeln. »Ich weiß lediglich, dass er sich ständig nach deinem Wohlergehen erkundigt hat. Wie rührend, solche Besorgnis bei einem zukünftigen Bräutigam zu sehen!«
»Er behauptet, er hätte mich erschaffen«, sagte Tessa. »Was meint er damit?«
»Ich habe nicht die leiseste Ahnung. Ihr irrt euch gründlich, wenn ihr glaubt, er hätte mich ins Vertrauen gezogen.«
»Richtig«, bemerkte Will, »denn ihr beide scheint nicht viel gemein zu haben, abgesehen von einer Vorliebe für Dämoninnen und üble Machenschaften.«
»Will!«, fauchte Tessa.
»Ich hab doch nicht dich gemeint«, sagte Will, mit einem überraschten Ausdruck auf dem Gesicht. »Ich meinte damit den Pandemonium Club ...«
»Falls ihr mit eurem Geplänkel fertig seid, würde ich meinem Sohn gern etwas unmissverständlich deutlich machen«, unterbrach Benedict die beiden und wandte sich an seinen Ältesten: »Gideon, sei dir über eines im Klaren: Wenn du Charlotte Branwell in dieser Angelegenheit unterstützt, wirst du in meinem Haus nicht länger willkommen sein. Es heißt nicht umsonst, dass ein Mann niemals nur einen Nachfolger haben sollte.«
Statt einer Antwort hob Gideon die Hände, fast wie zum Gebet. Aber Schattenjäger beteten nicht und Tessa erkannte recht schnell, was er tatsächlich tat: Er zog einen Silberring von seinem Finger. Einen Ring, der Jems Ring sehr ähnelte, allerdings war er mit einem umlaufenden Flammenmuster statt mit Zinnen versehen - der Familienring der Lightwoods. Bedächtig platzierte er ihn auf den Schreibtisch seines Vaters und wandte sich anschließend an seinen Bruder: »Gabriel, wirst du mich begleiten?«
Gabriels grüne Augen funkelten vor Zorn. »Du weißt, dass ich das nicht kann.«
»Doch, das kannst du.« Gideon streckte seinem Bruder die Hand entgegen.
Benedict schaute hastig von Gideon zu Gabriel. Er war sichtlich bleich geworden, als habe er plötzlich erkannt, dass er möglicherweise nicht nur einen, sondern gleich beide Söhne verlieren könnte. Seine Hände umklammerten die Schreibtischkante, bis die Knöchel weiß hervortraten. Tessa schaffte es nicht, den Blick von Benedicts breitem Hautstreifen abzuwenden, der unter dem hochgerutschten Ärmel zum Vorschein gekommen war. Die Haut war sehr blass und mit schwarzen Riefen und Striemen versehen, die sich um das Handgelenk wanden. Irgendetwas an diesem Anblick bereitete Tessa Übelkeit und sie erhob sich abrupt von ihrem Stuhl. Will war ebenfalls aufgesprungen, nur Charlotte saß noch immer vollkommen ruhig da, so untadelig und gelassen wie immer.
»Gabriel, bitte«, sagte Gideon. »Bitte, komm mit mir mit.«
»Und wer soll sich dann um Vater kümmern? Was werden die Leute sagen, wenn sie erfahren, dass wir beide ihn verlassen haben?«,
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