Chroniken der Unterwelt Bd. 2 City of Ashes
schwarze Wand erhob und das Gold verdeckte – der Schatten der Jacht.
Mit einem Ausruf der Überraschung ließ Jace sie los und rappelte sich auf. Clary kam nur unbeholfen auf die Beine, da Jace’ schwere Jacke sie aus dem Gleichgewicht brachte. Aus den Fenstern der Fahrerkabine stoben blaue Funken, in deren Licht Clary erkannte, dass der Rumpf des Schiffs aus schwarzem Wellblech bestand. An einer Seite erstreckte sich eine schmale Leiter und um das Deck verlief eine Metallreling, auf der mehrere Schatten hockten – große, sonderbar geformte Vögel. Von der Jacht wehten Kältewogen wie kalte Luft von einem Eisberg herüber. Als Jace Clary etwas zurief, stieß er weiße Atemwolken aus, während seine Worte im plötzlichen Dröhnen der Schiffsmotoren untergingen.
Stirnrunzelnd sah sie ihn an. »Was? Was hast du gesagt?«
Er packte sie, glitt mit der Hand unter ihre Jacke und strich mit den Fingerspitzen über ihre nackte Haut. Überrascht quietschte sie auf. Er riss die Seraphklinge, die er ihr gegeben hatte, aus dem Gürtel und drückte sie ihr in die Hand. »Ich sagte …« – nun ließ er sie los – »du sollst Abrariel zücken, weil sie kommen.«
»Wer kommt?«
»Die Dämonen.« Er zeigte hoch. Zunächst sah Clary gar nichts. Dann bemerkte sie die riesigen, sonderbaren Vögel, die sie zuvor schon gesehen hatte. Einer nach dem anderen ließ sich wie ein Stein von der Reling der Jacht hinabfallen, breitete die Schwingen aus und steuerte direkt auf den Pick-up zu, der auf einem Wellenkamm dahintrieb. Als sie näher kamen, erkannte Clary, dass es überhaupt keine Vögel waren, sondern hässliche flugsaurierartige Kreaturen, mit breiten, ledrigen Flügeln und knochigen, dreieckigen Köpfen. In ihren weit aufgerissenen Schnäbeln blitzten mehrere Reihen gezackter Haifischzähne und ihre Klauen glänzten wie Rasierklingen.
Jace kletterte auf das Dach der Fahrerkabine; Telantes leuchtete in seiner Hand. Als das erste der Flugwesen ihn erreichte, ließ er die Klinge durch die Luft sausen. Sie traf den Dämonen und trennte ihm das Schädeldach ab, als würde man ein Ei köpfen. Mit einem hohen, lang gezogenen Kreischen und zuckenden Flügeln geriet die Kreatur ins Trudeln, und als sie im Meer verschwand, brodelte das Wasser.
Der zweite Dämon zielte auf das Dach des Pick-ups und riss mit seinen Klauen tiefe Rillen in das Metall. Dann stürzte er sich auf die Windschutzscheibe, die in Tausende haarfeine Risse zersplitterte. Clary schrie Lukes Namen, doch im nächsten Moment näherte sich ein weiterer Dämon im Sturzflug und raste wie ein Pfeil aus dem stahlfarbenen Himmel auf sie herab. Ruckartig schob Clary den Ärmel von Jace’ Jacke hoch und streckte den Arm aus, um ihm die Schutzrune entgegenzuhalten. Beim Anblick des Mals kreischte auch dieser Dämon – genau wie der vor Lukes Haus – auf und schlug mit den Flügeln, um seinen Angriff abzubremsen. Doch er war bereits zu nah und befand sich direkt in ihrer Reichweite. Clary erkannte, dass er keine Augen hatte, nur Vertiefungen auf jeder Seite des Schädels, und rammte ihm Abrariel in die Brust. Der Dämon zerplatzte und hinterließ nur eine schwarze Rauchfahne.
»Gut gemacht«, rief Jace. Er war inzwischen von der Fahrerkabine gesprungen, um eine weitere der kreischenden Kreaturen zu erledigen, und hielt einen Dolch in der Hand, dessen Griff vor schwarzem Blut glänzte.
»Was sind das für Biester?«, keuchte Clary, während sie mit Abrariel so ausholte, dass sie einem der Flugdämonen die Brust aufschlitzte. Er krächzte und schlug mit den Schwingen nach ihr. Aus dieser Nähe erkannte sie, dass an den Enden seiner Flügel messerscharfe Knochenspitzen saßen. Der Dämon erwischte den Ärmel von Jace’ Jacke und zerriss ihn.
»Meine Jacke! «, schnaubte Jace empört, stach dann auf seinen Kontrahenten ein, als dieser sich erhob, und durchbohrte ihm den Rücken. Die Kreatur stieß einen gellenden Schrei aus und verschwand. »Ich habe diese Jacke geliebt «, rief er ungehalten.
Clary starrte ihn an und wirbelte dann herum, als das durchdringende Knirschen von Metall schmerzhaft an ihre Ohren drang. Zwei der Flugdämonen hatten ihre Klauen in das Dach der Fahrerkabine gegraben und rissen es von der Karosserie. Die Luft war erfüllt vom quietschenden Lärm berstenden Metalls. Luke stand auf der Motorhaube und schlug mit seinem Kindjal auf die beiden Wesen ein. Einer der Dämonen stürzte von der Seite des Pick-ups herab und verschwand, bevor er auf dem
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