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Chroniken der Unterwelt Bd. 2 City of Ashes

Chroniken der Unterwelt Bd. 2 City of Ashes

Titel: Chroniken der Unterwelt Bd. 2 City of Ashes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cassandra Clare
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stieß die Spitze der Stele gegen die Wand und begann zu zeichnen. Die Linien schienen nur so aus ihr herauszufließen, schwarz und verkohlt, heiß wie ihr glühender Zorn. Wieder und wieder schlug sie mit der Stele gegen die Wand und die schwarzen Linien strömten wie Flammen aus ihrer Spitze. Als Clary schwer atmend einen Schritt zurücktrat, sah sie, dass Maia sie überrascht anstarrte.
    »Was soll das werden?«, fragte sie verwirrt.
    Clary wusste es selbst nicht genau. Die Wand sah aus, als hätte sie einen Eimer Säure dagegen geworfen. Das Metall um die Rune verformte sich und schmolz wie Eiscreme an einem Sommertag. Clary ging ein Stück zurück und beobachtete misstrauisch, wie sich in der Wand eine Öffnung vom Durchmesser eines großen Balls bildete. Dahinter konnte Clary Stahlstreben und andere Metallteile des Schiffsinneren erkennen. Die Ränder des Lochs zischten, während sich die Rune weiter bis zum Boden in das Metall fraß. Maia machte einen Schritt vorwärts und schob dabei Clarys Arm beiseite.
    »Warte mal«, meinte Clary plötzlich nervös. »Das geschmolzene Metall … es könnte irgendwelche giftigen Schadstoffe enthalten.«
    Maia schnaubte. »Ich komme aus New Jersey. Ich bin inmitten giftiger Schadstoffe geboren .« Sie ging zu der Öffnung und spähte hindurch. »Auf der anderen Seite ist ein Metallsteg«, verkündete sie. »Ich werde mich mal durchzwängen.« Sie drehte sich um, steckte erst die Füße, dann die Beine durch das Loch und schob sich langsam hindurch. Mit angespanntem Gesicht wand und zwängte sie ihren Körper durch die Öffnung. Doch plötzlich erstarrte sie. »Au! Meine Schultern hängen fest. Schiebst du mal?« Sie streckte die Hände aus.
    Clary packte Maia an den Schultern und drückte. Maias Gesicht wurde erst weiß, dann rot – und plötzlich kam sie frei, wie ein Sektkorken, der aus der Flasche knallt. Mit einem Aufschrei taumelte sie zurück. Dann ertönte ein dumpfer Schlag. Besorgt steckte Clary den Kopf durch das Loch. »Alles in Ordnung?«
    Maia lag auf einem schmalen Metallsteg etwa zwei Meter unterhalb der Öffnung. Sie drehte sich langsam um und versuchte, sich aufzusetzen, zuckte dann aber zusammen. »Mein Knöchel … ist aber kein Problem«, fügte sie hinzu, als sie Clarys Gesicht sah. »Wir Werwölfe heilen ziemlich schnell.«
    »Ich weiß. Okay, ich bin dran.« Als Clary sich bückte, um Maia durch das Loch zu folgen, drückte ihr die Stele unangenehm in die Magengrube. Der Sprung hinunter auf den Steg jagte ihr Angst ein, aber nicht so viel wie die Vorstellung, im Laderaum auf das zu warten, was möglicherweise auf sie zukam. Sie drehte sich auf den Bauch, schob den Fuß durch die Öffnung …
    Und wurde plötzlich von hinten gepackt und hochgerissen. Ihre Stele fiel aus dem Gürtel und landete klirrend auf dem Boden. Clary stieß einen erschreckten Schmerzenslaut aus; das Halsbündchen ihres Pullovers schnitt ihr in die Kehle und sie bekam kaum Luft. Im nächsten Augenblick wurde sie freigelassen. Sie krachte zu Boden, wobei ihre Knie mit einem hohl klingenden Schlag auf dem Metall auftrafen. Würgend drehte sie sich auf den Rücken und schaute hinauf– sie ahnte bereits, was sie sehen würde.
    Über ihr stand Valentin. In einer Hand hielt er eine Seraphklinge, deren weißes Licht ihr grell in den Augen stach. Seine andere Hand, mit der er sie gepackt hatte, war zur Faust geballt. Ein höhnisches Lächeln lag auf seinem weißen, wie aus Stein gemeißelten Gesicht. »Wie die Mutter, so die Tochter, Clarissa«, sagte er. »Was hast du jetzt wieder angestellt?«
    Unter Schmerzen hockte Clary sich auf die Knie. Sie schmeckte salziges Blut in ihrem Mund; ihre Lippe war aufgeplatzt. Während sie zu Valentin hochschaute, stieg eine siedend heiße Wut in ihr auf. Dieser Mann, ihr Vater, hatte Simon getötet und ihn wie Dreck auf dem Boden liegen lassen. Sie hatte geglaubt, schon zuvor Hass verspürt zu haben, doch sie hatte sich getäuscht. Das hier war wirklicher Hass.
    »Das Werwolfmädchen«, fuhr Valentin mit finsterem Gesicht fort, »wo ist es?«
    Clary beugte sich vor und spuckte ihm Blut auf die Schuhe. Valentin stieß einen überraschten und zugleich angewiderten Laut aus, wich einen Schritt zurück und hob die Klinge in seiner Hand. Einen Moment lang sah Clary die unverhohlene Wut in seinen Augen und glaubte schon, er würde es tatsächlich tun, würde sie an Ort und Stelle töten – weil sie ihm auf die Schuhe gespuckt hatte.
    Doch dann ließ er

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