Chroniken der Unterwelt Bd. 2 City of Ashes
die Division einberufen und hierhergebracht. Ich … ich schulde dir und deiner Familie eine Entschuldigung.« »Zur Kenntnis genommen«, sagte Jace. Er hasste Entschuldigungen. »Was ist mit Alec und Isabelle? Sind sie hier? Werden sie dafür bestraft werden, dass sie mir geholfen haben?«
»Sie sind hier und werden selbstverständlich nicht bestraft.« Sie starrte ihn mit forschenden Augen an. »Ich verstehe Valentin nicht«, sagte sie. »Dass ein Vater das Leben seines Kindes wegwirft, seines einzigen Sohnes …«
»Ja«, sagte Jace. Sein Kopf schmerzte und er wünschte sich, sie würde den Mund halten oder ein Dämon würde sie beide angreifen. »Das ist ein Rätsel, wohl wahr.«
»Es sei denn …«
Nun schaute er sie überrascht an. »Es sei denn, was? «
Sie stieß ihm mit dem Finger gegen die Schulter. »Wo hast du das her?«
Jace schaute an sich herab und sah, dass das Gift des Spinnendämons ein Loch in sein T-Shirt gefressen und große Flächen seiner linken Schulter freigelegt hatte. »Das Shirt? Das ist von Macy’s. Aus dem letzten Winterschlussverkauf.«
»Die Narbe . Diese Narbe da auf deiner Schulter.«
»Ach die.« Jace wunderte sich über ihren bohrenden Blick. »Ich weiß es nicht genau. Ist irgendwann passiert, als ich noch ganz klein war, hat mir mein Vater erzählt. Ein Unfall oder so etwas. Warum?«
Die Inquisitorin stieß hörbar den Atem aus. »Das kann nicht sein«, murmelte sie. » Du kannst doch nicht …«
»Ich kann nicht was? «
In der Stimme der Inquisitorin schwang Unsicherheit mit. »Diese ganzen Jahre«, sagte sie, »während deiner Kindheit … hast du wahrhaftig geglaubt, du wärst der Sohn von Michael Wayland …?«
Eine heiße Wut loderte in Jace auf, die durch das Gefühl der Enttäuschung noch verstärkt wurde. »Beim Erzengel «, fauchte er, »Sie schleppen mich mitten im Kampf hierher, nur um mir wieder die gleichen gottverdammten Fragen zu stellen? Sie haben mir beim ersten Mal nicht geglaubt und Sie glauben mir noch immer nicht! Sie werden mir wohl nie glauben, trotz allem, was passiert ist … obwohl alles, was ich Ihnen gesagt habe, der Wahrheit entspricht.« Er zeigte mit dem Finger auf die Szenerie auf der anderen Seite der Lichtwand. »Ich sollte da draußen sein und kämpfen. Warum halten Sie mich hier fest? Damit Sie, wenn das hier alles vorbei ist – und falls dann noch irgendeiner von uns leben sollte –, zum Rat gehen und ihm erzählen können, ich hätte nicht an Ihrer Seite gegen meinen Vater kämpfen wollen? Netter Versuch.«
Ihr Gesicht war nun leichenblass. »Jonathan, das ist nicht der Grund, warum ich …«
»Ich heiße Jace!« , schrie er. Die Inquisitorin zuckte zusammen und öffnete den Mund, als wolle sie noch etwas sagen. Doch Jace wollte es nicht hören. Er marschierte an ihr vorbei, wobei er sie fast umgestoßen hätte, und trat gegen eine der Seraphklingen auf dem Deck. Die Waffe kippte um und die Lichtwand verschwand.
Dahinter herrschte Chaos. Dunkle Schatten sausten auf dem Deck hin und her, Dämonen kletterten über zusammengebrochene Körper und die Luft war erfüllt von Rauch und Geschrei. Jace bemühte sich, im Getümmel jemanden zu sehen, den er kannte. Wo war Alec? Isabelle?
»Jace!« Die Inquisitorin eilte ihm hinterher, das Gesicht vor Angst verzerrt. »Jace, du hast keine Waffe, nimm doch wenigstens …«
Sie unterbrach sich, als plötzlich ein riesiges Wesen aus der Dunkelheit auftauchte und wie ein Eisberg vor einem Schiffsbug drohend vor Jace aufragte – allerdings keine Kreatur, die er schon einmal gesehen hätte. Der Dämon besaß das runzelige Gesicht und die flinken Hände eines gewaltigen Affen, aber den langen, stachelartigen Schwanz eines Skorpions. Seine rollenden Augen schimmerten gelb. Durch zerbrochene, spitze Zähne zischte er Jace an. Und ehe Jace sich ducken konnte, schnellte sein Schwanz blitzartig wie eine angreifende Kobra vor. Jace sah, wie die nadelförmige Spitze auf sein Gesicht zuschoss …
Und zum zweiten Mal an diesem Abend schob sich ein Schatten zwischen ihn und den Tod. Mit einer langen Klinge in der Hand warf sich die Inquisitorin vor Jace, sodass sich der Skorpionstachel tief in ihre Brust grub.
Sie schrie auf, blieb jedoch auf den Beinen. Der Schwanz des Dämons peitschte zurück, bereit für einen neuen Schlag … doch das Messer der Inquisitorin jagte bereits zielsicher auf den Dämon zu. Die in der Klinge eingravierten Runen leuchteten auf, als die Waffe dem Dämon die Kehle
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