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Chroniken der Unterwelt Bd. 2 City of Ashes

Chroniken der Unterwelt Bd. 2 City of Ashes

Titel: Chroniken der Unterwelt Bd. 2 City of Ashes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cassandra Clare
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irgendjemand sein Leben für mich opfert!«, schrie er.
    »Doch. Das tust du. Dir gefällt der Gedanke, dass Alec und Isabelle für dich sterben würden. Dass deine Schwester das Gleiche tun würde. Die Inquisitorin ist für dich gestorben, nicht wahr, Jonathan? Und du hast dabeigestanden und sie …«
    »Nein!«
    »Du bist genau wie ich – und das ist nicht verwunderlich, oder? Wir sind schließlich Vater und Sohn, warum sollten wir also nicht genau gleich sein?«
    »Nein!« Jace’ Hand schoss vor und packte die verbogene, aus der Wand ragende Metallstrebe, die mit einem heftigen Knall abbrach. Ihre spitze Bruchkante war rasiermesserscharf. »Ich bin nicht wie du!« , schrie er und rammte seinem Vater die Strebe mitten ins Herz.
    Valentins Mund klappte auf. Er taumelte rückwärts, die Strebe ragte aus seiner Brust. Einen Moment lang war Jace von nur einem Gedanken beherrscht: Ich habe mich getäuscht – er ist es wirklich. Doch dann schien Valentin in sich zusammenzufallen und sein Rumpf löste sich auf. Die Luft war erfüllt vom Gestank lodernder Flammen, als Valentins Körper zu Asche verbrannte und in der kalten Brise davonwehte.
    Jace legte sich eine Hand auf die Schulter. Dort, wo die Rune der Furchtlosigkeit sich verzehrt hatte, glühte seine Haut förmlich. Ein überwältigendes Gefühl der Schwäche überkam ihn. »Agramon« , flüsterte er und fiel auf die Knie.
    Jace musste nur wenige Augenblicke auf dem Boden knien, bis sein rasender Puls sich wieder beruhigt hatte, doch es kam ihm vor wie eine Ewigkeit. Als er schließlich wieder aufstand, waren seine Beine steif vor Kälte und seine Fingerspitzen hatten sich blau verfärbt. Noch immer lag der Geruch von Verbranntem in der Luft, doch von Agramon war nichts mehr zu sehen.
    Mit der Metallstrebe in der Hand ging Jace zur Leiter am Ende des Stegs. Es kostete ihn Mühe, sie nur mit einer Hand hinunterzuklettern, machte aber seinen Kopf frei. Er sprang von der letzten Sprosse auf einen weiteren schmalen Steg hinab, der an der Seite einer riesigen Metallkammer verlief. Dutzende weiterer Stege führten an den Wänden entlang, die von etlichen Rohren und Leitungen gesäumt waren. Aus den Leitungen drangen hämmernde Geräusche und immer wieder stieß eines der Rohre Dampf aus, doch die Luft blieb bitterkalt.
    Was für einen Platz hast du dir hier ausgesucht, Vater, dachte Jace. Das nackte, kahle Innere des Schiffs passte nicht zu dem Valentin, den er kannte – der Valentin, der selbst bei seinen Karaffen größten Wert darauf legte, dass sie nur aus bestem Kristallglas geschliffen waren. Jace sah sich um. Der Schiffsbauch glich einem riesigen Labyrinth; es ließ sich nicht erahnen, in welche Richtung er sich wenden sollte. Er drehte sich um, um die nächste Leiter hinunterzuklettern, als er einen dunkelroten Fleck auf dem Metallboden bemerkte.
    Blut. Er schabte mit der Spitze seines Stiefels darüber. Es war noch feucht und ein wenig klebrig. Frisches Blut. Sein Puls beschleunigte sich. Nachdem er den Steg ein Stück entlanggegangen war, entdeckte er erneut einen roten Fleck und dann, etwas weiter entfernt, wieder einen – wie eine Spur aus Brotkrumen im Märchen.
    Jace folgte der Blutspur, wobei der Klang seiner Schritte auf dem metallenen Steg laut widerhallte. Das Muster der Blutspritzer war sonderbar: Es sah nicht nach einem Kampf aus, sondern eher so, als sei jemand, der blutete, über den Steg geschleppt worden …
    Jace gelangte an eine schwarze Tür mit Dellen und Beulen, an denen der dunkle Lack abgeplatzt war und das darunterliegende Metall silbern durchschimmerte. In der Nähe des Türgriffs befand sich ein blutiger Handabdruck. Jace umklammerte die zerklüftete Metallstrebe fester und stieß die Tür auf.
    Eine Woge noch kälterer Luft schlug ihm entgegen, sodass er einen Moment lang die Luft anhielt. Der Raum war leer, abgesehen von einem Metallrohr an der Wand und einem Haufen Sackleinen oder etwas Ähnlichem in einer Ecke. Durch ein Bullauge hoch oben an der Wand drang ein wenig Licht herein. Als Jace vorsichtig den Raum betrat, fiel der Lichtstrahl auf die Ecke, und er erkannte, dass es sich nicht um einen Haufen Abfall handelte, sondern um einen menschlichen Körper.
    Jace’ Herz schlug wie eine klappernde Tür in einem Sturm. Der Metallboden war blutverschmiert. Bei jedem Schritt lösten sich Jace’ Stiefel mit einem hässlich schmatzenden Geräusch vom Untergrund, während er den Raum durchquerte und sich zu der zusammengesackten

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