Chroniken der Unterwelt Bd. 2 City of Ashes
Erzengels zuteil. Dafür hat euer Vater gesorgt, als dein Bruder ein kleines Kind war und du noch nicht auf der Welt.«
»Mein Vater hat mir überhaupt nichts gegeben«, erwiderte Clary. »Nicht einmal einen Namen.«
Jace schaute so verwirrt, wie Clary sich fühlte. »Während das Lichte Volk nicht lügen kann«, sagte er, »ist es durchaus möglich, dass es belogen wird. Ich glaube, Ihr seid das Opfer eines Tricks oder eines Scherzes, Mylady. An uns ist nichts Besonderes – weder an mir noch an meiner Schwester.«
»Wie geschickt du deinen Charme herunterspielst«, sagte die Königin mit einem Lachen. »Obwohl du doch wissen musst, dass du kein herkömmliches Menschenkind bist, Jonathan …« Sie schaute von Clary zu Jace, dann zu lsabelle, die ihren weit aufgesperrten Mund geräuschvoll schloss, und wieder zu Jace. »Ist es denkbar, dass du es gar nicht weißt?«, murmelte sie.
»Ich weiß nur eines: Ich werde meine Schwester nicht hier an Eurem Hof zurücklassen«, sagte Jace. »Und da es weder über sie noch über mich irgendetwas Interessantes zu erfahren gibt, hättet Ihr dann vielleicht die Güte, sie freizugeben?« Jetzt, nachdem Ihr Euren Spaß gehabt habt? , stand deutlich in seinen Augen geschrieben, auch wenn seine Stimme höflich und kühl wie Wasser klang.
Die Königin schenkte ihm ein Furcht einflößendes, zuckersüßes Lächeln. »Was wäre, wenn ich dir sage, dass sie durch einen Kuss erlöst werden könnte?«
»Ihr wollt, dass Jace Euch küsst? «, fragte Clary verwundert.
Die Feenkönigin brach in Gelächter aus und sofort fielen ihre Höflinge mit ein. Ihr Lachen klang bizarr und unmenschlich – eine Mischung aus Johlen, Quieken und Keckern wie hohe, schrille Schmerzensschreie von Tieren.
»Trotz seines Charmes würde dieser Kuss das Mädchen nicht befreien«, sagte die Königin.
Verwirrt sahen die vier Jugendlichen einander an. »Ich könnte Meliorn küssen«, schlug Isabelle vor.
»Auch dieser Kuss führt nicht zum Ziel, genauso wenig wie der eines meiner anderen Untertanen.«
Meliorn rückte ein wenig von Isabelle ab, die ihre Begleiter ansah und dann die Hände hochwarf. »Ich werde keinen von euch küssen. Dass das mal klar ist«, sagte sie entschlossen.
»Das ist auch nicht nötig«, meinte Simon. »Wenn es nur eines Kusses bedarf …«
Er ging auf Clary zu, die vor Überraschung wie versteinert dastand. Als er sie am Ellbogen berührte und an sich ziehen wollte, musste sie den Drang unterdrücken, ihn fortzustoßen. Natürlich hatte sie Simon schon zuvor geküsst, aber das hier war eine besondere Situation … selbst wenn es für sie vollkommen normal gewesen wäre, ihn zu küssen – was aber nicht zutraf. Andererseits war dies natürlich die logische Antwort, oder? Unwillkürlich schaute Clary sich zu Jace um, der ein finsteres Gesicht zog.
»Nein«, sagte die Königin mit einer Stimme wie klirrendes Glas. »Auch das ist nicht der Kuss, den ich zu sehen wünsche.«
Isabelle rollte mit den Augen. »Herrje, wenn es wirklich keinen anderen Ausweg gibt, dann werde ich Simon eben küssen. Das hab ich schon mal gemacht und es war gar nicht so furchtbar.«
»Vielen Dank auch«, sagte Simon. »Wirklich sehr schmeichelhaft.«
»Bedauerlicherweise …«, setzte die Königin des Lichten Hofes an und auf ihrem Gesicht spiegelte sich ein so grausames Vergnügen, dass Clary sich fragte, ob sie wirklich einen Kuss sehen wollte oder nur Spaß daran hatte, wie die vier sich vor Unbehagen wanden. »Bedauerlicherweise wird auch das nicht genügen.«
»Also, den Irdischen werde ich ganz bestimmt nicht küssen«, sagte Jace. »Lieber bleibe ich für immer hier und verrotte.«
»Für immer?«, fragte Simon. »Für immer ist eine verdammt lange Zeit.«
Jace zog eine Augenbraue hoch. »Ich hab’s doch gewusst«, sagte er. »Du willst mich küssen, stimmt’s?«
Verzweifelt riss Simon die Hände hoch. »Natürlich nicht. Aber wenn …«
»Dann stimmt wohl die Redensart«, unterbrach Jace ihn. »In den Schützengräben gibt es keine Heteros.«
»Das heißt Atheisten, du Blödmann«, erwiderte Simon rasend. »In den Schützengräben gibt es keine Atheisten .«
»Obwohl euer Geplänkel wirklich sehr amüsant ist«, sagte die Königin kühl und beugte sich vor, »kann das Mädchen jedoch nur durch den Kuss erlöst werden, den sie am meisten ersehnt.« Das grausige Vergnügen der Feenkönigin zeichnete sich noch deutlicher in ihrem Gesicht und ihrer Stimme ab und ihre Worte stachen Clary
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