Chroniken der Unterwelt Bd. 4 City of fallen Angels
Finger fanden den Verschluss ihres BHs. Clary erstarrte. Seine Augen waren groß und funkelten in der Dunkelheit und ein kleines Lächeln umspielte seine Lippen. »Ist das okay?«
Sie nickte. Ihr Atem ging nun stoßweise und schnell. Bisher hatte noch niemand sie je oben ohne gesehen — jedenfalls kein Junge . Jace schien ihre Nervosität zu spüren und legte ihr zärtlich eine Hand an die Wange. Seine Lippen neckten ihre und streiften sanft darüber, bis ihr gesamter Körper sich anfühlte, als müsste er jeden Moment vor Spannung zerspringen. Die langen, schwieligen Finger seiner rechten Hand strichen behutsam über ihr Gesicht, dann besänftigend über ihre Schulter. Aber Clary war noch immer angespannt und wartete darauf, dass seine andere Hand wieder zu ihrem BH-Verschluss zurückkehrte, doch stattdessen schien er nach irgendetwas zu tasten, das hinter ihm lag … Was um alles in der Welt hatte er vor?
Plötzlich musste Clary wieder an Isabelles Vortrag über Verhütung denken. Oh, schoss es ihr durch den Kopf. Sie erstarrte für einen Moment und zog sich ein wenig zurück. »Jace, ich bin mir nicht sicher, ob …« Doch im nächsten Augenblick zuckte ein silberner Blitz durch die Dunkelheit und etwas Kaltes, Scharfes schnitt ihr den Arm auf. Eine Sekunde lang verspürte Clary nur Überraschung — und dann erst den Schmerz. Blinzelnd riss sie ihre Hände zurück und sah, wie dunkelrotes Blut aus einer flachen Schnittwunde perlte, die sich von ihrem Ellbogen bis zu ihrer Schulter erstreckte. »Autsch«, stieß sie hervor, eher verärgert und überrascht als verletzt. »Was …?«
In einer einzigen, fließenden Bewegung rollte Jace sich zur Seite, herunter von Clary, herunter vom Bett und stand plötzlich in der Raummitte, mit nacktem Oberkörper und kreidebleichem Gesicht.
Eine Hand um den verletzten Arm gepresst, richtete Clary sich auf. »Jace, was …«, setzte sie an, doch dann verstummte sie.
In der linken Hand hielt er ein Messer — den silberbeschlagenen Dolch, den sie im Kästchen seines Vaters gesehen hatte. Eine schmale Blutspur zog sich quer über die scharfe Klinge.
Clary schaute auf ihre Hand, die noch immer ihren Arm umklammert hielt, und dann wieder zu Jace. »Ich verstehe nicht …«
Jace spreizte seine Finger und der Dolch fiel klirrend zu Boden. Einen Moment lang sah es so aus, als würde er wieder davonstürzen, so wie draußen vor der Mo Bar. Aber dann sank er auf die Knie und ließ den Kopf in die Hände sinken.
»Ich mag sie«, bemerkte Camille, als sich die Tür hinter Isabelle schloss. »Sie erinnert mich an mich.«
Simon drehte sich zu ihr um. Obwohl es inzwischen recht düster im Sanktuarium war, konnte er sie klar und deutlich erkennen: Sie stand mit dem Rücken an der Säule, die Hände dahinter gefesselt. Neben der Tür zum Institut war ein Schattenjäger als Wache postiert, aber entweder hatte er Camille nicht gehört oder er interessierte sich nicht für ihre Worte.
Langsam trat Simon näher an Camille heran. Die Fesseln, mit denen sie angekettet war, übten auf ihn eine seltsame Faszination aus. Geweihtes Metall. Die Kette, die sich über ihren Körper spannte, schien vor ihrer blassen Haut zu leuchten. Und er hatte fast den Eindruck, als könnte er ein paar Blutstropfen erkennen, die um die Handschellen herum aus ihrer Haut sickerten. »Isabelle ist kein bisschen wie Sie«, erwiderte er.
»Das glaubst du.« Camille neigte den Kopf ein wenig zur Seite. Ihr silberblondes Haar schien kunstvoll um ihr Gesicht gelegt, obwohl Simon genau wusste, dass sie dazu gar keine Gelegenheit gehabt hatte. »Du liebst sie wirklich sehr«, fuhr sie fort, »deine Schattenjägerfreunde. So wie ein Falke seinen Herrn liebt, der ihn fesselt und ihm die Augen zubindet.«
»So ist das überhaupt nicht«, widersprach Simon. »Schattenjäger und Schattenweltler sind keine Feinde.«
»Du kannst ja nicht einmal ihr Heim betreten«, höhnte Camille. »Du bist ausgeschlossen. Und doch so begierig darauf, ihnen zu dienen. Du würdest sogar mit ihnen zusammen gegen deine eigene Art kämpfen.«
»Ich habe keine eigene Art«, sagte Simon. »Ich mag zwar nicht wie sie sein, aber ich bin auch nicht wie ihr. Und vor die Wahl gestellt, wäre ich lieber einer von ihnen als einer von euch.«
»Du bist einer von uns«, stieß die Vampirdame aufgebracht hervor, riss dabei ungeduldig an ihren Ketten und stöhnte im nächsten Moment gequält auf. »Es gibt noch etwas, was ich dir in der Bank nicht erzählt
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