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Chroniken der Unterwelt Bd. 4 City of fallen Angels

Chroniken der Unterwelt Bd. 4 City of fallen Angels

Titel: Chroniken der Unterwelt Bd. 4 City of fallen Angels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cassandra Clare
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gerissen hatte und nun in den Abgrund raste, tausend Stockwerke tief. Natürlich war ihm der Gedanke schon vorher gekommen, aber er hatte ihn jedes Mal rasch verdrängt. Denn die Vorstellung, dass er für immer sechzehn bleiben würde, während Clary und Jace alterten und alle, die er kannte, erwachsen wurden und Kinder bekamen, wohingegen sich für ihn rein gar nichts änderte — dieser Gedanke war einfach zu überwältigend und schrecklich. Für immer sechzehn zu bleiben, klang nach einer tollen Idee, bis man einmal genauer darüber nachdachte. Dann erschien das Ganze plötzlich nicht mehr so verlockend.
    Magnus musterte ihn aus klaren goldgrünen Katzenaugen. »Na, starrst du gerade der Ewigkeit ins Gesicht? Nicht besonders lustig, oder?«
    Doch bevor Simon etwas darauf erwidern konnte, kehrte Maryse ins Sanktuarium zurück. »Wo ist Alec?«, fragte sie und schaute sich verwirrt um.
    »Er hat sich auf die Suche nach Isabelle gemacht«, erklärte Simon schnell, damit Magnus die Frage nicht beantworten musste.
    »Na schön.« Maryse strich ihre Jacke glatt, obwohl der Stoff überhaupt nicht zerknittert war. »Wenn es dir also nichts ausmacht …«, wandte sie sich an den Hexenmeister.
    »Ich werde mit Camille reden«, erklärte Magnus. »Aber nur unter vier Augen. Bitte warte im Institut; ich werde dich rufen lassen, sobald ich hier fertig bin.«
    Maryse zögerte. »Weißt du denn, was du sie fragen musst?«
    Magnus erwiderte ihren skeptischen Blick mit unverwandter Miene. »Ich weiß, wie ich mit ihr reden muss. Wenn sie bereit ist, überhaupt irgendetwas preiszugeben, wird sie es mir anvertrauen.«
    Sowohl Magnus als auch Maryse schienen Simons Anwesenheit vollkommen vergessen zu haben. »Dann sollte ich wohl besser auch gehen?«, fragte er und unterbrach damit den Niederstarrwettbewerb der beiden.
    Maryse warf ihm einen leicht abgelenkten Blick zu. »Hm? Ach, ja. Danke für deine Hilfe, Simon, aber du wirst hier nicht länger gebraucht. Wenn du willst, kannst du nach Hause gehen.«
    Da Magnus überhaupt nicht reagierte, machte Simon achselzuckend kehrt und ging zu der Tür in dem sakristeiartigen Vorbau, von wo aus er ins Freie gelangen würde. Bevor er die Klinke hinunterdrückte, blieb er kurz stehen und drehte sich noch einmal um: Maryse und Magnus diskutierten noch immer miteinander, obwohl der am Ausgang postierte Schattenjäger bereits die Tür zum Institut aufhielt. Lediglich Camille schien sich zu erinnern, dass Simon anwesend war. Sie lächelte ihm von der Säule aus zu, die Mundwinkel leicht hochgezogen und ein stilles Versprechen in den Augen.
    Schweigend verließ Simon das Sanktuarium und zog die Tür fest hinter sich ins Schloss.
    »Es passiert jede Nacht.« Jace saß auf dem Boden, die Beine hochgezogen und die Hände locker zwischen den Knien. Das Messer hatte er neben Clary auf das Bett gelegt — und während er erzählte, ließ sie ihre Hand darauf ruhen, allerdings eher zu seiner Beruhigung als zu ihrem eigenen Schutz. Sämtliche Energie schien aus Jace’ Körper gewichen; sogar seine Stimme klang ausdruckslos und distanziert, als würde er aus großer Entfernung zu ihr sprechen. »Ich träume, dass du in mein Zimmer kommst und wir das machen, was wir gerade gemacht haben. Und dann verletze ich dich. Ich schlitze dich auf oder erwürge oder ersteche dich. Und du stirbst. Und schaust mich aus deinen grünen Augen an, während dein Blut, dein Leben zwischen meinen Fingern zerrinnt.«
    »Das sind nur Träume«, sagte Clary sanft.
    »Du hast gerade selbst gesehen, dass es nicht nur Träume sind«, widersprach Jace. »Ich war hellwach, als ich nach dem Messer gegriffen habe.«
    Clary wusste, dass er recht hatte. »Machst du dir Sorgen, den Verstand zu verlieren?«
    Langsam schüttelte Jace den Kopf; dabei fiel ihm eine Strähne in die Augen, die er ungeduldig beiseitewischte.
    Seine Haare waren ein wenig zu lang, fand Clary — er hatte sie schon eine ganze Weile nicht geschnitten. Sie fragte sich, ob das wohl daran lag, dass ihm alles egal geworden war. Wieso hatte sie den dunklen Ringen unter seinen Augen, den abgekauten Fingernägeln und dem abgehärmten Ausdruck auf seinem Gesicht nicht mehr Beachtung geschenkt? Sie hatte sich so sehr darum gesorgt, ob er sie noch liebte, dass sie an nichts anderes mehr hatte denken können.
    »Nein, das macht mir eigentlich keine große Angst«, erklärte Jace. »Ich befürchte einfach nur, dass ich dich verletzen könnte. Ich befürchte, dass dieses Gift

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