Chroniken der Unterwelt Bd. 4 City of fallen Angels
Stolz, mit dem du mich in eine Falle locken könntest, und ich interessiere mich nicht für einen Zweikampf. Das ist ausschließlich eine Schwäche deines Geschlechts, aber nicht meines. Ich bin eine Frau. Und ich werde jede verfügbare Waffe nutzen, um das zu bekommen, was ich will«, konterte sie und ließ ihn beinahe verächtlich fallen.
Jace taumelte einen Moment, richtete sich dann blitzschnell auf und griff nach der Seraphklinge, die funkelnd auf dem Boden lag. Er bekam sie genau in dem Augenblick zu fassen, in dem Lilith spöttisch lachte und dann die Hände hob. Halb transparente Schatten lösten sich explosionsartig aus ihren Handflächen und selbst Jace wirkte geschockt, als sich die wabernden Schemen zu zwei schwarzen, identischen Dämonen mit roten Augen verdichteten. Knurrend und scharrend landeten sie auf dem Boden.
Das sind Hunde!, dachte Clary verwundert — zwei abgezehrte, bösartig blickende schwarze Hunde, die entfernt an Dobermänner erinnerten.
»Höllenhunde«, flüsterte Jace. »Clary …« Doch er verstummte abrupt, als einer der Hunde auf ihn zukam, mit weit aufgerissenem Maul und lautem, heulendem Bellen, das tief aus seiner Kehle kam. Einen Sekundenbruchteil später setzte auch der zweite zum Sprung an und warf sich direkt auf Clary.
»Camille.« Alecs Gedanken überschlugen sich. »Was machst du denn hier?«, stieß er hervor, erkannte allerdings im selben Moment, dass er wie ein Idiot klang. Er hätte sich vor den Kopf schlagen können — ausgerechnet vor Magnus’ ehemaliger Freundin benahm er sich wie ein kleiner Junge.
»Das ist alles Liliths Schuld«, erwiderte die Vampirin mit dünner, zitternder Stimme. »Sie hat ihren Sektenmitgliedern befohlen, ins Sanktuarium einzubrechen. Das Gebäude ist nicht durch Runen gegen Menschen geschützt und diese Leute sind nun mal Menschen — gerade eben noch. Sie haben meine Fesseln durchtrennt und mich hierhergebracht, zu ihr.« Camille hob die Hände, wodurch die Ketten, die ihre Gelenke an das Leitungsrohr fesselten, laut rasselten. »Sie haben mich brutal misshandelt.«
Alec hockte sich vor Camille, sodass er mit ihr auf einer Augenhöhe war. Bei Vampiren blieben Blutergüsse und Prellungen nicht lange zurück, dafür heilten sie zu schnell, aber Camilles Haare waren auf der linken Seite blutverklebt, was darauf hindeutete, dass sie die Wahrheit sagte. »Mal angenommen, ich glaube dir«, setzte er an. »Was hat Lilith denn von dir gewollt? Ich kann mich nicht erinnern, dass ich irgendwo gelesen hätte, Lilith würde sich besonders für Vampire interessieren.«
»Du weißt, warum der Rat mich festgenommen hat, oder?«, entgegnete Camille. »Du musst doch davon gehört haben.«
»Du hast drei Schattenjäger umgebracht. Laut Magnus behauptest du, du hättest es nur getan, weil jemand anderes es dir befohlen hat …« Er verstummte einen Moment und fragte dann: »War das Lilith?«
»Wenn ich es dir verrate, wirst du mir dann helfen?« Camilles Unterlippe zitterte. Ihre großen grünen Augen schauten ihn flehentlich an. Sie war wirklich sehr schön. Alec fragte sich, ob sie auch Magnus schon einmal auf ähnliche Weise angesehen hatte. Der Gedanke daran weckte in ihm den Wunsch, sie an den Schultern zu packen und zu schütteln.
»Vielleicht«, entgegnete er, selbst erstaunt über die Kälte in seiner Stimme. »Im Moment hast du ja nicht viel in der Hand, womit sich verhandeln lässt. Ich könnte genauso gut auch gehen und dich Lilith überlassen. Für mich würde das keinen großen Unterschied machen.«
»Doch, das würde es sehr wohl«, widersprach Camille und senkte ihre Stimme. »Magnus liebt dich. Doch er würde dich nicht mehr lieben, wenn du jemand wärst, der eine hilflose Person einfach ihrem Schicksal überlässt.«
»Er hat dich geliebt«, bemerkte Alec spitz.
Camille schenkte ihm ein kleines, wehmütiges Lächeln. »Allem Anschein nach hat er seitdem dazugelernt.«
Alec schaukelte auf den Fersen vor und zurück. »Hör zu, sag mir einfach die Wahrheit«, schlug er vor. »Dann schneide ich dich los und bring dich zur Division zurück. Der Rat wird dich besser behandeln als Lilith.«
Nachdenklich schaute Camille auf ihre gefesselten Handgelenke. »Der Rat hat mich in Ketten gelegt. Und Lilith hat mich in Ketten gelegt. Ich sehe da keinen großen Unterschied.«
»Es ist natürlich deine Entscheidung: Du kannst entweder mir vertrauen oder aber ihr. Das liegt ganz bei dir«, sagte Alec, wohl wissend, dass er damit ein Wagnis
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