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Chroniken der Unterwelt Bd. 4 City of fallen Angels

Chroniken der Unterwelt Bd. 4 City of fallen Angels

Titel: Chroniken der Unterwelt Bd. 4 City of fallen Angels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cassandra Clare
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durch die Säulen hindurch und passierten den weiten Platz mit den Sprechenden Sternen, wo die Stillen Brüder Clary zum ersten Mal von Magnus Bane erzählt hatten. Am Ende des Platzes befand sich ein hoher Torbogen mit zwei riesigen Eisentüren. Die Symbole, die in die Oberfläche geätzt waren, erkannte Clary als Runen für Totenruhe und Frieden. Über den Türen stand eine lateinische Inschrift, die in ihr den Wunsch weckte, sie hätte ihre Bücher dabei. Für eine Schattenjägerin lag sie mit ihren Lateinkenntnissen beklagenswert hinter dem Klassenziel zurück; die meisten Nephilim beherrschten diese Sprache fast fließend.
    Taceant colloquia. Effugiat risus. Hic locus est ubi mors gaudet succurrere vitae.
    »Das Reden verstumme, das Lächeln entfliehe, denn dies ist der Ort, wo der Tod sich erfreut, beizustehen dem Leben«, las Luke laut vor.
    Bruder Zachariah legte eine Hand auf die Tür. Der letzte der Ermordeten wurde für dich hergerichtet. Bist du bereit?
    Clary musste kräftig schlucken und fragte sich, in welche Situation sie sich da manövriert hatte. »Ich bin bereit.«
    Die Türen schwangen auf und Maryse, Luke und Clary folgten dem Stillen Bruder in den großen, fensterlosen Raum mit Wänden aus glattem weißem Marmor. Daran waren Haken befestigt, an denen silbernes Sezierbesteck hing: glänzende Skalpelle, hammerähnliche Objekte, Knochensägen und Rippenspreizer. In den offenen Regalen lagen weitere seltsame Gerätschaften: riesige, korkenzieherartige Werkzeuge, Bögen aus einem schmirgelpapierähnlichen Material und Gefäße mit farbigen Flüssigkeiten, darunter auch ein Glasbehälter mit grünlich schimmerndem Inhalt und der Aufschrift »Säure«, aus dem Dämpfe aufzusteigen schienen.
    In der Raummitte standen mehrere Reihen hoher Marmortische, die zum Großteil leer waren. Bei zweien der insgesamt drei besetzten Tische konnte Clary nur eine menschliche Gestalt unter einem weißen Tuch erkennen, während auf dem dritten Tisch ein Leichnam lag, bei dem man das Tuch bis unter den Brustkorb zurückgeschlagen hatte. Der von der Taille an nackte Tote war eindeutig männlich und genauso eindeutig ein Schattenjäger gewesen. Seine leichenblasse Haut zierten zahlreiche schwarze Runenmale. Gemäß Nephilimbrauch hatte man ihm die Augen mit einem weißen Seidentuch verbunden.
    Clary kämpfte gegen einen Übelkeitsanfall an und trat dann an den Tisch. Luke begleitete sie, eine Hand schützend auf ihre Schulter gelegt, während Maryse auf der gegenüberliegenden Seite des Tisches Position bezog und alles aus wachsamen Augen beobachtete, die dieselbe leuchtend blaue Farbe besaßen wie die ihres Sohnes Alec.
    Langsam nahm Clary die Stele aus der Tasche. Als sie sich über den Toten beugte, spürte sie die Kühle des Marmortisches durch ihr T-Shirt hindurch. Aus der Nähe betrachtet, konnte sie weitere Details erkennen: Der Mann hatte rötlich braunes Haar und seine Kehle war an mehreren Stellen glatt durchtrennt worden, als hätte eine riesige Klaue nach ihm geschlagen.
    Bruder Zachariah entfernte das weiße Seidentuch, unter dem die geschlossenen Lider des Toten zum Vorschein kamen. Du kannst nun beginnen.
    Clary holte tief Luft und setzte die Spitze ihrer Stele auf den Arm des toten Schattenjägers. Die Rune, die sie bereits im Gang des Instituts gesehen hatte, erschien sofort wieder vor ihrem inneren Auge, so deutlich wie die Buchstaben ihres eigenen Namens. Vorsichtig begann Clary zu zeichnen.
    Wie üblich ergossen sich die schwarzen Linien spiralförmig aus der Spitze ihrer Stele, aber ihre Hand fühlte sich schwer an und die Stele schien leicht zu schleifen, als würde sie in Lehm schreiben statt auf Haut. Clary hatte den Eindruck, als wäre ihr Werkzeug irgendwie verwirrt, während es holprig über die Oberfläche der toten Haut rutschte — als suche es nach dem lebendigen Geist des Schattenjägers, der jedoch nicht mehr existierte. Clarys Magen rebellierte, während sie die Rune auftrug, und als sie fertig war und die Stele vom Arm des Toten nahm, war sie schweißgebadet und dem Erbrechen nahe.
    Einen sehr langen Moment passierte gar nichts. Doch dann schlug der tote Schattenjäger mit erschreckender Plötzlichkeit die Augen auf. Das Weiß um die blauen Pupillen war von geplatzten Blutgefäßen rot durchsetzt.
    Maryse stockte der Atem. Es war offensichtlich, dass sie nicht daran geglaubt hatte, dass die Rune wirklich funktionieren würde. »Beim Erzengel!«, stieß sie hervor.
    Ein rasselndes Keuchen

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