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Chroniken der Weltensucher 03 - Der gläserne Fluch

Chroniken der Weltensucher 03 - Der gläserne Fluch

Titel: Chroniken der Weltensucher 03 - Der gläserne Fluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Thiemeyer
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Strafverfolgung auf Wunsch seiner Majestät ausgesetzt. Stop. Zeitungen angewiesen, nicht darüber zu berichten. Stop. Diplomatische Beziehungen zwischen Frankreich und England abgekühlt. Stop. Solltet Dakar schnell verlassen. Stop. Alles Gute, Malcolm.«
    »Gib mal her«, sagte Boswell und riss Max das Telegramm aus der Hand. »Das ist ja allerhand«, sagte er. »François Lacombe war einer der führenden Köpfe der astronomischen Fakultät Paris. Er war gerade in London, um dort einen Gastvortrag zu halten.«
    »Dazu ist es wohl nicht mehr gekommen«, sagte Max mit düsterer Miene. »Ich frage mich, wie Wilson mit so einer Sache durchkommen konnte. In unserem Land hätte man ihn aufgehalten, bis der Fall restlos aufgeklärt worden wäre.«
    »Ja, in den Vereinigten Staaten. Aber wir reden hier von Großbritannien, mein Freund.« Harry tippte auf das Wörtchen Majestät. »Das sagt mir, dass hier Kräfte am Werk sind, die bis in die höchsten Ebenen reichen. Vergiss nicht, Wilson ist ein Mann, der über erheblichen Einfluss verfügt.« Er strich über sein Kinn. »Malcolm schreibt, es sei ein Duell gewesen. In solchen Fällen ist die Rechtsprechung schwierig. Obwohl es ein barbarisches Ritual ist, genießt das Duell in Ländern wie England, Frankreich oder Spanien immer noch hohes Ansehen. Ja, es ist geradezu eine Ehrensache.«
    »Glaubst du im Ernst, dass es dabei um Ehre ging?« Max schüttelte den Kopf. »Wilson wollte sich den Bericht unter den Nagel reißen, und das hat er getan. Ich sage dir, dieser Mann ist in höchstem Grad gefährlich.«
    Boswell nickte sorgenvoll. »Die Frage ist, wie gehen wir mit dieser Information um? Du hast doch wohl nicht vor, ihm dieses Telegramm zu zeigen, oder?«
    »Natürlich nicht, ich bin doch nicht lebensmüde. Wir sollten die Information erst mal für uns behalten und weiter beobachten. Und wir sollten versuchen, Verbündete zu finden. Vielleicht gibt es ja den einen oder anderen in der Gruppe, den wir einweihen können.«
    »Unwahrscheinlich«, sagte Boswell. »Die stecken doch alle unter einer Decke. Die Männer sind Wilson bedingungslos ergeben. Manchen von ihnen hat er das Leben gerettet, andere schulden ihm Geld, wieder andere hat er aus dem Gefängnis geholt. Ein falsches Wort und …« Er strich sich mit dem Finger quer über den Hals.
    »Aber irgendetwas müssen wir tun.« Max spürte, wie es ihm vor Wut die Kehle zuschnürte. »Es ist doch ganz offensichtlich, dass Wilson Lacombe umgebracht hat, um an den Bericht zu kommen. Er ist ein Mörder.«
    »Und eben das macht ihn so gefährlich. Wer einmal getötet hat, wird es wieder tun. Ich rate dir, dich still zu verhalten. Vorerst.«
    Max rieb mit dem Finger über das Papier. »Und was soll der Hinweis, wir sollen Dakar möglichst schnell verlassen?«
    »Der Senegal steht unter französischem Protektorat. Wenn etwas von dieser Sache durchsickert, finden wir uns ruck, zuck im Gefängnis wieder.« Harry atmete tief durch. »Ich sage dir, was wir jetzt tun. Wir besorgen dein Schreibpapier und dann sehen wir zu, dass wir so schnell wie möglich zum Bahnhof kommen. Abfahrt ist in einer halben Stunde. Hoffentlich hat Wilson noch keinen Verdacht geschöpft. Und das da verbrennst du am besten.« Er deutete auf das Telegramm. »Eine schöne Scheiße, in die uns Vanderbilt da geritten hat, mein Freund.«

 
28
     
     
    Oskar schlug die Augen auf. Er war umgeben von weißen Kissen und weißen Laken. Ein Mückennetz hing wie ein Baldachin über seinem Kopf. An der Wand gegenüber seines Bettes war ein großes Kreuz befestigt. Einige Bilder, auf denen Heilige abgebildet waren, vervollständigten die Dekoration. Durch ein schmales Fenster strömte sanftes Licht in den Raum.
    Auf einem Stuhl neben seinem Bett lagen seine Sachen, gewaschen, gebügelt und fein säuberlich zusammengelegt. Er blickte an sich hinab und sah, dass er nur ein dünnes Hemd und eine Hose aus Leinenstoff trug. Sein Unterarm war bandagiert, nur noch die Finger schauten heraus. Er hob und senkte ihn und erkannte, dass er sich gut bewegen ließ. Sogar das Greifen bereitete ihm keine Probleme. Das Beste aber war, es tat nicht mehr weh. Das Jucken und Brennen war vollständig verschwunden.
    Auf einem Nachttisch neben seinem Bett standen ein Krug und ein Becher. Er richtete sich auf, hob das Mückennetz und füllte den Becher mit Wasser. Die klare Flüssigkeit strömte seine Kehle hinunter.
    In diesem Moment ging die Tür auf und eine junge Frau in einer weißen

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