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Chroniken der Weltensucher 03 - Der gläserne Fluch

Chroniken der Weltensucher 03 - Der gläserne Fluch

Titel: Chroniken der Weltensucher 03 - Der gläserne Fluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Thiemeyer
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eine so prächtig ausgestattete Klosteranlage vorzufinden, aber das ist nicht das erste Mal, dass ich mich geirrt habe.« Er lächelte verlegen. »Anfangs war ich ja dagegen, hierherzukommen, aber jetzt bin ich glücklich über die Entscheidung. Der Prior scheint ein ruhiger und intelligenter Mann zu sein. Er hat darauf bestanden, dich zu sehen, sobald du erwacht bist. Er ist Franzose, spricht aber recht gut Deutsch. Magst du mitkommen?«
    »Ja, gern.«
    »In Ordnung«, sagte der Forscher. »Dann lasst uns gehen.«

 
29
     
     
    Das Haus des Priors befand sich rechts von der Kirche. Es war ein schönes Gebäude: doppelstöckig, mit einer breiten Treppenflucht und geschnitzten Ebenholzsäulen rechts und links des Eingangs. Humboldt ging voran und steuerte auf die große Hauptpforte zu. Er betrat die Stufen und wollte gerade an die Tür klopfen, als diese aufschwang und ein hagerer Mann im Ordensgewand erschien. Er mochte sechzig oder siebzig Jahre alt sein und hatte silbergraues Haar. Seine hohen Wangenknochen und seine gebogene Nase verliehen ihm etwas Falkenähnliches, doch sein Lächeln wirkte warm und freundlich.
    »Bonjour, meine Freunde.« Er kam ihnen entgegen und schüttelte ihnen die Hand. »Du musst Oskar sein. Ich freue mich, dich wieder gesund und munter zu sehen. Du ahnst nicht, wie besorgt wir alle waren.« Seine Stimme war tief und wohlklingend und sein Händedruck war warm. Oskar mochte ihn.
    »Es geht schon wieder, vielen Dank«, sagte er.
    »Mit deinem Arm wieder alles in Ordnung?«
    »Oh ja.« Oskar blickte auf seinen Verband. »Es tut fast gar nicht mehr weh.«
    »Ein ziemlich böser Splitter«, sagte der Prior. »Die Wunde war entzündet und hatte zu einer Art Wundstarrkrampf geführt. Wir haben den Splitter entfernt und die Verletzung versorgt. Nun wird alles bald verheilen. Noch ein paar Wochen und du wirst nichts mehr davon spüren. Haben Sie schon gefrühstückt? Nein?« Er lächelte. »Dann erlauben Sie mir, dass ich Ihnen ein paar Spezialitäten aus unserem Garten anbiete. Wir haben Getränke, Früchte, Brot und Eier.« Er deutete in Richtung Wohnstube, wo an einem Tisch ein kleines Büfett angerichtet worden war. »Kommen Sie.«
    Oskar lächelte dankbar. Der Prior schien ein Mann zu sein, der praktisch veranlagt war. Kaum waren sie in der gemütlichen Wohnstube angelangt, als Oskar sich einen Teller schnappte und ihn mit Toast, Speck und einem Spiegelei belegte. Sein Magen meldete sich mit einem lauten und vernehmlichen Knurren.
    Der Prior lachte. »Lass es dir schmecken, mein Junge. Das gilt natürlich für alle. Kommen Sie, setzen Sie sich. Langen Sie zu. Ich glaube, ich werde noch eine Tasse Tee nehmen. Möchte noch jemand?«
    Schon bald waren alle um den Tisch versammelt und genossen das fabelhafte Frühstück. Oskar fühlte sich wie im siebten Himmel. Die Butter tropfte von seinem Mundwinkel und er schloss genießerisch die Augen. »Köftlich«, murmelte er mit vollem Mund. »Gampf köftlich.«
    »Alles aus eigenem Anbau«, erläuterte der Prior. »Wir stellen unser eigenes Brot her, unsere eigene Butter, Marmelade, Schinken, Eier, sogar Bier. Alles, was Sie hier sehen, sind die Früchte unserer Arbeit.«
    Humboldt tupfte seine Mundwinkel mit einer Serviette. »Wie kamen Sie auf den Gedanken, an einem so entlegenen Flecken eine Mission zu gründen? War das nicht ungeheuer aufwendig?«
    »Nun, die Wege des Herrn sind niemals einfach, nicht wahr?« Der Prior schenkte allen noch einmal Tee nach. »Mein Vater hatte eine Pfarrstelle in Bamako und ich bin hier aufgewachsen. Die Geschichte meiner Familie ist eng mit Afrika verbunden. Der Entschluss, hier eine Mission zu gründen, kam also nicht von ungefähr.« Er nippte an seiner Tasse. »Die ersten Jahre waren die schwersten. Wir lebten und arbeiteten unter härtesten Bedingungen. Brunnen graben, ein Bewässerungsnetz anlegen, Bäume pflanzen, Häuser bauen, all das erfordert eine Menge Wissen und Erfahrung. Und Menschen, die sich bedingungslos einem solchen Projekt verschreiben. Die erste Siedlung bestand aus zwei Bretterbuden und einer winzigen Kirche. Wir waren auf das angewiesen, was uns die Eingeborenen als milde Gabe übrig ließen. Dazu muss man sagen, dass die Dörfler hier in der Ebene selbst kaum genug zum Essen haben. Entsprechend mager fielen unsere Mahlzeiten aus. Aber wir ließen uns nicht unterkriegen. Dann folgten die fruchtbaren Jahre. Die Saat ging auf, unsere Felder trugen Ernten und unsere Viehbestände vermehrten

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