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Chroniken der Weltensucher – Das Gesetz des Chronos

Chroniken der Weltensucher – Das Gesetz des Chronos

Titel: Chroniken der Weltensucher – Das Gesetz des Chronos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Thiemeyer
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Apparate, auf die sich Charlotte keinen Reim machen konnte.
    Â»Was ist das?«, fragte sie ihren Onkel und deutete auf eine Art Dampfmaschine mit Raupenketten.
    Â»Ein AOR«, flüsterte Humboldt. »Ein autark operierendes Raupenfahrzeug. Sein Einsatzgebiet sind schwer zugängliche Gegenden, wie zum Beispiel die Arktis und die Tundra.« Er deutete nach rechts. »Da drüben steht ein Bohrer, der selbst härteste Gesteinsschichten zu durchbrechen vermag. Der Bohrkopf ist mit Diamantsplittern besetzt. Man kann sich sogar reinsetzen und ihn steuern, genau wie ein Automobil. Da drüben ist ein Modell für Pfefferkorns bisher ehrgeizigstes Projekt: eine Raumkapsel.«
    Charlotte hob die Brauen. »Um damit ins Weltall zu gelangen?« Humboldt nickte. »Das Geschoss wird über eine Holzrampe beschleunigt und dann in einem steilen Winkel nach oben geschossen, seht ihr? Die Geschwindigkeit muss so groß sein, dass die Erdanziehungskraft überwunden und das Fahrzeug aus dem Schwerefeld der Erde hinausbefördert wird. Die Belastungen für die Piloten dürften so enorm sein, dass vermutlich nur junge Menschen dazu in der Lage sind. Noch hat er dafür keinen Geldgeber gefunden, aber irgendwann wird man auf diese Erfindung zurückkommen, davon bin ich überzeugt.«
    Â»Und was ist das?« Oskar deutete auf ein Gerät, das aussah wie ein großer mechanischer Mann.
    Â»Ein mechanischer Lastenträger, auch MECH genannt«, sagte Pfefferkorn. »Die Idee dazu stammte von mir. Ich habe ihm von unseren Abenteuern im Mittelmeer erzählt. Die Kammer im Inneren bietet Platz für einen einzelnen Mann. Die Bewegungen des Piloten werden eins zu eins übertragen, sodass die Maschine in der Lage ist, selbst schwerste Lasten zu transportieren.«
    Charlotte war überwältigt. Es war, als habe ein einzelner Mann alle großen Erfindungen des kommenden Jahrhunderts vorweggenommen. Jetzt verstand sie, warum Humboldt so großen Wert auf Pfefferkorn legte. Der Mann war wirklich fantastisch.
    Die nachgedunkelten Ziegel, der allgegenwärtige Dampf und die von oben herabhängenden Ketten und Seile ließen den Ort wie eine mittelalterliche Folterkammer erscheinen. Sie steuerten den rückwärtigen Teil der Halle an. Dort standen einige Tische, die randvoll mit Plänen und Übersichtszeichnungen bedeckt waren. Auf Schiefertafeln waren Reihen mathematischer Formeln und Gleichungen zu sehen.
    Bisher hatte Humboldt noch kein Wort über den Zeitungsartikel verloren. Wie es schien, war Pfefferkorn ein derartiger Eigenbrötler, dass er nichts von all dem, was um ihn herum passierte, wahrnahm. Als sie den rückwärtigen Teil der Halle erreicht hatten, ließ Humboldt die Bombe platzen. Pfefferkorn wurde bei seiner Schilderung sichtlich bleicher.
    Â»Was sagst du da? Stangelmeier weiß von der Zeitmaschine?«
    Â»Und mit ihm die halbe Stadt, fürchte ich. Er hat mir allerdings versichert, dass er Fritz Ferdinand zu einer Gegendarstellung zwingen wird. Hoffen wir, dass er damit Erfolg hat.«
    Â»Trotzdem ist es ein riesengroßer Schlamassel«, grummelte Pfefferkorn. »Dieser Reporter. Woher … ich meine, wie konnte das durchsickern?«
    Â»Tja, daran bin ich wohl selbst schuld«, sagte Humboldt mit zerknirschter Miene. »Ich kenne Fritz Ferdinand schon sehr lange. Ein netter, anständiger Bursche, der über unsere Expeditionen immer sehr wohlwollend berichtet hat. Zu einer Zeit, wohlgemerkt, als alle anderen uns als Scharlatane und Wichtigtuer hingestellt haben. Seiner Berichterstattung haben wir einen Großteil unserer Aufträge zu verdanken. Sein Assistent muss in meinem Labor rumgeschnüffelt haben, als Ferdinand mich zu unserer Java-Reise befragt hat.«
    Â»Na toll. Und das soll mich jetzt wohl trösten, oder was?« Über Pfefferkorns Haupt schien sich eine dunkle Gewitterwolke zusammenzubrauen. »Und was ist, wenn Stangelmeier uns das Labor dichtmacht oder, schlimmer noch, die Versuchsergebnisse für sich beansprucht?«
    Â»Er könnte doch damit gar nichts anfangen. Nicht zum gegenwärtigen Zeitpunkt«, sagte Humboldt. »Die Einzigen, die wissen, wie man die Maschine aktiviert und wie man sie bedient, sind wir. Ich habe Stangelmeier nur von dem Versuchsmodell erzählt. Von dem Großen weiß er noch nichts.«
    Charlotte unterbrach: »Dem Großen …?«
    Â»Ganz recht.« Humboldt

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