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Chroniken der Weltensucher – Das Gesetz des Chronos

Chroniken der Weltensucher – Das Gesetz des Chronos

Titel: Chroniken der Weltensucher – Das Gesetz des Chronos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Thiemeyer
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gewaltigen Schatz aus feuerroten Edelsteinen, der von einem menschenfressenden Untier bewacht wurde. Die Geschichte stammte von Henry Rider Haggard, den Oskar seit seinen Büchern König Salomons Diamanten und Allan Quatermain über alle Maßen bewunderte.
    Wilma lag neben ihn gekuschelt, den Schnabel im Gefieder verborgen und tief in Schlaf versunken. Oskar spürte selbst einen Anflug von Müdigkeit, aber er durfte jetzt nicht einnicken. Der Blick auf die Uhr sagte ihm, dass er nur noch eine halbe Stunde durchhalten musste.
    Ein erneuter Windstoß fegte Regen gegen die Hütte und ließ die Zweige übers Dach kratzen. In der Ferne war Donnern zu hören.
    Â»Was für eine Nacht.« Oskar schüttelte den Kopf. »Wäre ich auf dem Blocksberg, würde ich sagen, es ist Hexensabbat. Wie du dabei nur so ruhig schlafen kannst. Na, ich glaube, ich werde mir mal ein bisschen die Beine vertreten und nach dem Rechten sehen. Schlaf du ruhig weiter und lass mich die ganze Arbeit machen.« Mit einem liebevollen Streicheln über Wilmas Kopf stand er auf, vergrub die Hände in den Hosentaschen und humpelte zu Heron hinüber. Sein rechtes Bein war eingeschlafen.
    Wie immer stand der kleine Roboter auf seinem Posten oben am Bug des Zeitschiffs und sah ihn ausdruckslos an. Vermutlich war er tief versunken in irgendwelche schweren mathematischen Befehlsketten. Man könnte meinen, er wäre abgeschaltet, aber das tiefe Glimmen in seinen Augen deutete darauf hin, dass er nur in Warteposition war.
    Wieder erzitterte das Gebäude. Der Regen prasselte auf das Dach, dass einem angst und bange werden konnte.
    Mann, Mann, Mann, dachte Oskar. Das ist ja ein Sauwetter da draußen. Er fragte sich, ob Humboldt bei dem Sturm überhaupt noch kommen würde. Und überhaupt: Wer sollte schon das Zeitschiff klauen? Es war doch viel zu groß und sperrig, um irgendwohin transportiert zu werden.
    Draußen ächzte und knarrte das Holz. Ein lautes Poltern ertönte. Sicher ein Ast, der auf das Dach gefallen war. Oder war es Humboldt?
    Oskar ging zur Tür. Durch das Schlüsselloch warf er einen Blick nach draußen. Ein Blitz zerriss die Nacht und tauchte den Wald für einen kurzen Moment in blendende Helligkeit. Niemand zu sehen.
    Â»Hallo?«
    Der Sturm antwortete mit einem donnernden Fauchen.
    Â»Ist da jemand?« Oskar schloss die Tür auf und streckte den Kopf zur Tür hinaus.
    Ein wahrer Hexenkessel empfing ihn. Scherenschnittartig zeichneten sich die Bäume gegen das wild flackernde Wetterleuchten ab. Der Himmel erstrahlte im Licht unzähliger Blitze.
    Rasch schloss er die Tür wieder ab, legte die Riegel wieder vor und sperrte das Chaos aus. Wie angenehm es doch war, ein paar Zentimeter Holz zwischen sich und der tobenden Natur zu haben. Ein Gutes hatte das Unwetter: Er war nicht mehr müde. Nur noch eine kurze Weile, dann würde Vater ihn ablösen. Er konnte es kaum erwarten, sich ins Bett zu verkriechen und die Bettdecke über seinen Kopf zu ziehen.
    Er war gerade auf dem Weg zurück zu seinem Buch, als ein heller Blitz aufzuckte. Er war greller als alle vorangegangenen und leuchtete direkt durch das Dachfenster. Auf dem Boden zeichnete sich ein leuchtendes Rechteck ab. Ein Rechteck mit einer fetten schwarzen Spinne in der Mitte. Die Arme nach beiden Seiten gestreckt, die Beine fest in den unteren Ecken verankert, saß sie da, bereit, sich auf ihr Opfer zu stürzen. Der Boden unter Oskars Füßen vibrierte vom Donner. Ein eisiger Schreck fuhr Oskar in die Glieder. So große Spinnen gab es doch gar nicht. Sein Blick ging nach oben. Gerade noch schnell genug, um zu erkennen, wie ihm ein riesiger schwarzer Schatten entgegenflog. Dann traf ihn das Ding. Mit fürchterlicher Wucht wurde er auf die Erde geschleudert. Der Aufprall quetschte ihm den Atem aus der Lunge. Es war, als wäre er gegen eine Mauer gerannt. Sternchen flimmerten vor seinen Augen. Er lag auf dem Boden und schnappte nach Luft. Nach einer gefühlten Unendlichkeit gelang es ihm endlich wieder, seine Lungen mit lebenspendendem Sauerstoff zu füllen.
    Â»Na, mein Kleiner? Wer hätte gedacht, dass wir uns so bald wiedersehen?«
    Der Schatten stand direkt über ihm. Breit, muskulös, mächtig.
    Behringer .
    Den Mund zu einem breiten Grinsen verzogen, stand der Unterweltboss da und blickte auf ihn herab. Ehe Oskar noch etwas entgegnen konnte, zerpflügte ein

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