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Chroniken der Weltensucher – Das Gesetz des Chronos

Chroniken der Weltensucher – Das Gesetz des Chronos

Titel: Chroniken der Weltensucher – Das Gesetz des Chronos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Thiemeyer
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Rindenstückchen behängt, sodass sie fast wie ein Tier aussah. Mir war aber trotzdem klar, dass es sich um einen Menschen handelte. Um einen recht kleinen Menschen.
    Eine Weile stand der Fremde so da, dann hob er den Arm und winkte uns zu. Als wir nicht sofort reagierten, klappte er seine Maske hoch. Er war in Wirklichkeit eine Sie . Ein Mädchen. Vielleicht zehn oder elf Jahre alt. Sie hatte eine gewölbte Stirn und eine Stupsnase mit Sommersprossen. Die Augen blickten recht grimmig. Als sie aus dem Wald trat und auf uns zukam, sah ich, dass ihre Haut ganz hell war, fast wie bei einem Albino.«
    Â»Was is’ ’n Albino?«, fragte Maus.
    Â»Das ist ein Lebewesen, dem die Hautpigmente fehlen«, wischte Humboldt die Frage vom Tisch. »Was mich interessiert: Was war unter der Kuppel? Konnte euch das Mädchen etwas darüber erzählen?«
    Â»Und ob«, sagte Oskar. »Dazu komme ich gleich. Sie sprach unsere Sprache, wenn auch mit einem komischen Akzent. Außerdem war sie ziemlich aufgebracht, was wir da für ein Spektakel veranstalteten. Sie hatte Angst vor etwas, das sie ›Druul‹ nannte.«
    Â»Druul?« Der Forscher runzelte die Stirn. »Nie gehört.«
    Â»Ich auch nicht. Sie hingegen schien sich zu wundern, dass wir den Begriff nicht kannten. Der Name des Mädchens war übrigens Tezz.«
    Â»Klingt ebenfalls komisch.«
    Oskar grinste. »Sie fand uns auch sehr komisch, das kann ich euch sagen. Besonders als ich ihr sagte, dass wir in die Kuppel wollten. ›Zu den Druul? Ihr seid wohl nicht ganz sauber‹, schrie sie. ›Von mir aus könnt ihr gerne weitermachen, aber ich verschwinde von hier. Keine Lust, mich wieder einsperren zu lassen.‹
    Ich konnte sie gerade noch daran hindern abzuhauen. Ich sagte, wir seien nicht von hier und wüssten nicht, wer die Druul seien, worauf sie mich fragte, ob wir die anderen auch nicht kennen würden. Die Nanobots , die Tracker , die Reaper , Sammler , Builder und Wächter . Ihr könnt euch vorstellen, wie blöd ich aus der Wäsche geguckt haben muss.«
    Â»Können wir«, sagte Charlotte grinsend.
    Â»Tezz ging es genauso. Ihr Blick wurde immer misstrauischer. Sie musterte mich von oben bis unten und fragte, was wir für Vögel seien. In diesem Moment ertönte ein tiefes Heulen. Fast wie bei einer Sirene, nur dunkler. Dann war ein Knacken zu hören. Tezz’ Augen weiteten sich vor Schrecken. Ohne ein weiteres Wort zu verlieren, drehte sie sich um und rannte in den Wald. Jetzt wurde mir richtig mulmig zumute. Behringer und ich warfen uns einen Blick zu, dann rannten wir über das Gras hinter ihr her. Als wir den Waldrand erreichten, blieb ich noch einmal stehen. Meine Neugier ließ mir einfach keine Ruhe. Quer durch die Kuppel verlief ein Riss. Etwa zwanzig Meter daneben ein zweiter. Sie reichten schnurgerade von oben nach unten und trennten die Kuppel sauber in drei Abschnitte. Während ich bemerkte, wie die Spalte breiter wurden, schob sich das mittlere Stück wie bei einer Torte aus der Kuppel heraus. Ich war wie gelähmt. Im Inneren dieses Tortenstücks war eine mächtige Erscheinung zu sehen. Der Anblick war so erstaunlich, dass ich vergaß, dass ich dringend hier wegmusste.
    Die Erscheinung trat aus dem Schatten der Kuppel heraus. Das Ding stand auf vier Beinen, wobei die hinteren Gliedmaßen deutlich kürzer waren als die vorderen. Fast wie bei einem Gorilla oder so. Es war zehn Meter hoch und vollkommen ohne Fell. Zwischen den mächtigen Vorderbeinen sah ich Achsen, Zahnräder, Schrauben und Winden, dazwischen Stangen, Getriebe, Gelenke und Verstrebungen. Der Kopf war eine Halbschale, in der sich zwei schlitzartige Augen und eine Nasenöffnung befanden. Ein Maul hatte das Ding nicht. Auf seinen Schultern waren zwei gelbe Lampen, die anfingen zu blinken, als es sich in Bewegung setzte. Der Anblick war derart überwältigend, dass ich beinahe die beiden riesigen Libellen übersah, die aus einer Öffnung im oberen Teil der Kuppel herausflogen.
    Vermutlich hätte ich immer noch dagestanden, wenn Behringer nicht zurückgekommen wäre und mich am Arm gepackt hätte.
    â€ºWas tust du denn da?‹, brüllte er und zerrte mich in den Wald. ›Wir müssen weg hier.‹
    Wir rannten, was das Zeug hielt. Blätter sausten an mir vorbei, Zweige klatschten mir ins Gesicht. Ich spürte, wie ich hinfiel, hochgerissen und

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