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Chronos

Titel: Chronos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Charles Wilson
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das tun sie gerade ... neben anderen Dingen.«
    »Aber Sie sprachen von einer ›ernsten Notlage‹. Demnach ist noch nichts repariert, und dieser sogenannte Eindringling ...«
    »Könnte sich entschließen, Ihnen hierher zu folgen. Genau dagegen schützen wir uns, ja.«
    »Aber er hat es noch nicht versucht. Vielleicht tut er es auch nicht.«
    »Schon möglich, ich hoffe es. Wir müssen trotzdem Vorsichtsmaßnahmen ergreifen.«
    Tom nickte. Das war vernünftig. »Wie gut sind wir geschützt?«
    Ben schien über die Frage nachzudenken. »Es gibt keinen Zweifel, dass wir ihn aufhalten können. Was mir Sorgen macht, ist, dass es vielleicht zu lange dauert.«
    »Ich verstehe nicht.«
    »Soweit ich es rekonstruieren kann, ist der Mann ein gepanzerter Rekrut, ein Deserteur aus den Territorialkriegen gegen Ende des nächsten Jahrhunderts. In gewissem Sinn ist er eigentlich nicht unser Feind; der Feind ist seine Rüstung.«
    »Ich hab ihn in New York gesehen«, sagte Tom. »Er schien nicht besonders gepanzert gewesen zu sein.«
    »Es ist eine Art kybernetische Rüstung, Tom. Dünn, flexibel, sehr raffiniert, sehr wirkungsvoll. Sie schützt ihn vor den meisten konventionellen Waffen und interagiert mit seinem Körper, um seine Reflexe zu verbessern und seine Aggression zu konzentrieren. Wenn er die Rüstung trägt, dann ist das Töten ein fast sexueller Drang. Er will und er kann nicht anders.«
    »Widerlich.«
    »Noch viel schlimmer als widerlich. Aber seine Stärke ist zugleich auch seine Schwäche. Ohne seine Rüstung ist er mehr oder weniger hilflos. Er hat dann vielleicht noch nicht einmal die Absicht, uns zu schaden. Die Tatsache, dass er den Tunnel zur Flucht benutzt hat, deutet an, dass seine Loyalität nicht so unerschütterlich ist, wie seine Armeeärzte es gerne gehabt hätten. Wenn wir die Rüstung ausschalten können, neutralisieren wir die Bedrohung.«
    »Gut«, sagte Tom. Er nahm einen Schluck Bier. »Können wir das?«
    »Ja, wir können, und zwar auf zwei Arten. Erstens, wir haben angefangen, spezialisierte kybernetische Helfer zu bauen – winzig kleine, nicht größer als ein Virus. Sie können in seinen Blutkreislauf eindringen und die Rüstung angreifen ... sie von innen beschädigen und vom Körper trennen.«
    »Warum haben sie das nicht schon längst getan?«
    »Dies sind nicht die Einheiten, denen er ausgesetzt war. Sie wurden ausdrücklich für diesen Zweck gebaut. Er hatte den Vorteil der Überraschung auf seiner Seite, und den hat er nun nicht mehr.«
    »Wenn er also hier auftaucht«, schlussfolgerte Tom, »wenn er die Luft einatmet ...«
    »Beginnen die kleinen Maschinen sofort mit ihrer Arbeit. Aber er kippt nicht einfach um und stirbt. Er wird für einige Zeit weiterfunktionieren oder wenigstens zum Teil funktionsfähig bleiben.«
    »Wie lange?«
    »Das lässt sich unglücklicherweise nicht berechnen. Zehn Minuten? Eine halbe Stunde? Jedenfalls lange genug, um großen Schaden anzurichten.«
    Tom ließ sich das durch den Kopf gehen. »Demnach sollten wir die Maschinenkäfer zurücklassen und von hier verschwinden. Wenn er auftaucht, sollen sie sich mit ihm befassen.«
    »Das können Sie gerne tun, Tom, wenn Sie wollen. Ich kann es nicht. Ich habe eine Verpflichtung, das Anwesen zu schützen und die Reparaturarbeiten zu leiten. Außerdem haben wir Waffen, die den Eindringling aufhalten können, während die kybernetischen Helfer ihn bearbeiten. Es kommt darauf an, ihn auf diesem Gelände festzuhalten. Die kybernetischen Helfer, die er einatmet, sind nicht vollkommen autonom. Sie brauchen Anweisungen von außen, und wenn er sich über einen bestimmten Radius hinaus entfernt, dann verlieren sie die Fähigkeit zur Kommunikation und schaffen es vielleicht nicht, ihn vollständig zu entwaffnen. Er könnte ein ganz schönes Durcheinander erzeugen, wenn er einfach den Highway hinunterwanderte.«
    Zweifellos traf das zu. »Doug und Catherine ...«
    »Haben freiwillig ihre Hilfe angeboten. Sie sind bewaffnet, und sie wissen, was zu tun ist, wenn der Alarm ertönt.«
    Er stellte die grundlegende Frage. »Was ist mit Joyce?«
    »Joyce macht einen schwierigen Anpassungsprozess durch. Sie hat sehr viel erlebt. Aber sie hat ihre Hilfe in Aussicht gestellt, sobald sie die Situation verarbeitet hat.«
    »Dann kann ich mich ja nicht ausschließen«, sagte Tom.
    Er fand Joyce im Garten in einem Liegestuhl, wo sie im Schatten der hohen Kiefern die Zeitung von Seattle las.
    Es war recht kühl für August. Eine

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