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Chronos

Titel: Chronos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Charles Wilson
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auf.« Es war ein erschreckender Gedanke, und er konnte sich nicht gegen den Impuls wehren, an ihr vorbei durch das gesprungene Glas der Haustür nach draußen zu blicken. Aber die Straße war leer.
    »Vielleicht können wir die Tür öffnen, ohne zu sehr aufzufallen«, sagte Joyce.
    »Wir sollten es nicht einmal versuchen. Wir sollten lieber zusehen, dass wir schnellstens von hier verschwinden.«
    »Hey, nein! Ich mache jetzt keinen Rückzieher.« Ihr Griff um seine Hand wurde fester. »Wenn das alles stimmt ... dann will ich es auch sehen.«
    Tom betrachtete das Schloss etwas eingehender. Ein billiges Modell. Er nahm seine Visa-Kreditkarte heraus und schob sie zwischen Tür und Türrahmen. So etwas funktionierte im Fernsehen immer, aber offensichtlich nicht im richtigen Leben. Die Karte stieß gegen den Riegel, schaffte es aber nicht, ihn zu verschieben. »Gib mir mal deine Schlüssel«, sagte er.
    Joyce reichte ihm den Schlüsselbund.
    Er probierte mehrere Schlüssel aus, bis er einen fand, der ins Schloss passte. Indem er ihn drehte, bis er einige Bolzen fasste, konnte er den Riegel ein Stück bewegen. Dann drückte er wieder die Karte in den Türspalt, bis die Tür ein kleines Stück aufsprang.
    Ein Schwall kühler Luft drang durch die Öffnung.
    Er spürte die Veränderung bei Joyce, als sie die Treppe hinunterstiegen. Sie war ziemlich selbstsicher und unbekümmert gewesen, hatte ihn angestachelt, herausgefordert, doch nun war sie still geworden und umklammerte mit beiden Händen seinen Arm.
    Im ersten Kellergeschoss zog er an der Lampenschnur, und die nackte Glühbirne warf einen matten Lichtkreis auf den Steinboden. »Wir hätten eine Taschenlampe mitnehmen sollen.«
    »Wahrscheinlich auch gleich eine Elefantenbüchse. Hier unten ist es unheimlich.« Sie sah ihn besorgt an. »Das ist doch alles real, oder?«
    »So real, wie es nur sein kann.«
    Das zweite Schloss in der Holztür im untersten Kellergeschoss war ebenfalls ersetzt worden. Joyce zündete ein Streichholz nach dem anderen an, während Tom den Mechanismus inspizierte. Wer immer das Schloss angebracht hatte, hatte es eilig gehabt. Das Vorhängeschloss war neu, aber nicht das Schließband. Es war mit drei Holzschrauben am Türrahmen befestigt. Tom drehte die Schrauben mit der Kante einer Zehncentmünze heraus und steckte sie in die Tasche.
    Und dann drangen sie in die Dunkelheit ein.
    Sie kletterten über Schutt. Joyce leuchtete mit weiteren Streichhölzern, bis Tom sie bat, es vorerst zu unterlassen. Erstens war das Licht viel zu schwach, um ihnen zu nützen, und zweitens machte er sich Sorgen wegen des brennbaren Abfalls auf dem Boden. Sie ließ das letzte Streichholz flackernd verlöschen, erschauerte aber, als die Dunkelheit sich um sie herum verdichtete. Sie fragte: »Bist du ganz sicher?«
    Aber dann befanden sie sich in dem Tunnel. Ein indirekter Lichtschein erhellte die sanfte, gleichmäßige Krümmung der Tunnelwände vor ihnen.
    Joyce machte ein paar Schritte, während Tom sich zurückhielt.
    »Es stimmt tatsächlich«, sagte sie. »Mein Gott, Tom! Wir könnten in die Zukunft gehen, nicht wahr? Könnten ein paar Jahrzehnte weiterspazieren.« Sie sah ihn an. »Nimmst du mich irgendwann mit?« Ihre Wangen waren gerötet. Sie sah zerbrechlich aus und wie im Fieber vor diesen kahlen weißen Wänden.
    »Ich weiß nicht, ob ich dir das versprechen kann. Wir haben es mit etwas sehr Gefährlichem zu tun, und wir wissen nicht, wie es reagiert. Ich kann noch nicht einmal dafür garantieren, dass es hier, wo wir stehen, für uns völlig sicher und gefahrlos ist. Vielleicht sind wir irgendwelcher Strahlung ausgesetzt. Möglich, dass sogar die Luft giftig ist.«
    »Das hat dich aber nicht daran gehindert hierherzukommen.«
    Das war vorher, dachte Tom. Als ich nichts zu verlieren hatte.
    Sie berührte die Wände – glatt, leicht elastisch, völlig nahtlos. »Ich möchte bloß wissen, wer das hier gebaut hat. Hast du dich das nie gefragt?«
    »Sehr oft sogar«, sagte er. »Diese Anlage existiert seit mindestens zehn Jahren. Möglicherweise auch länger.« Vielleicht seit die Indianer Manhattan besetzten.
    »Leute aus der Zukunft«, sagte Joyce. »Oder Marsbewohner oder ähnliche Wesen. Ich komme mir vor wie in einer Episode aus Twilight Zone.« Sie zeichnete mit ihrer Schuhspitze einen Strich in den Staub. »Wie kommt es, dass der Tunnel an diesem Ende eingestürzt ist?«
    »Keine Ahnung.«
    »Vielleicht wurde er von irgendjemandem im Kampf erobert«,

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