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Chronos

Titel: Chronos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Charles Wilson
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des Wesens. Er spürte sie um sich herum, spürte die Hitzestrahlung auf seiner Haut.
    Joyce nickte angespannt, und sie begannen, den Schutthaufen hinauf und aus dem Tunnel zu klettern. Es wurde Tom bewusst, dass dies die instinktive Reaktion auf ein gefährliches großes Tier und in diesem Fall zweifellos nicht angemessen war. Er starrte auf die Augenflecken der Kreatur und wusste – völlig ohne Worte –, dass ihr Interesse an ihnen zwar eingehend, aber nur vorübergehender Natur war; dass das Wesen sie jederzeit töten konnte, wenn es den Wunsch dazu hatte, dass es nur noch keine Entscheidung getroffen hatte. Dies war keine zufällige Unentschlossenheit eines Tiers, sondern etwas durchaus Gewolltes, Persönliches. Die Reaktion auf eine Entscheidung, ein Urteil, das gefällt worden war.
    Während er in die bleiche Leere starrte, fühlte er sich nackt und klein.
    Sie hatten fast die einladende Dunkelheit des Kellers erreicht, als das Wesen verschwand.
    Später diskutierte er mit Joyce über die Art und Weise, wie das Wesen verschwunden war. Tom blieb dabei, dass es ganz einfach schlagartig weg gewesen war. Joyce hingegen meinte, es habe sich in einer Weise zur Seite gedreht, die sie nicht beschreiben konnte. »Es bog um eine Ecke, die wir nicht sehen konnten.«
    Sie waren sich jedoch darin einig, dass sein Verschwinden abrupt und genauso geräuschlos abgelaufen war wie sein Erscheinen.
    Joyce rannte durch den dunklen Keller und zerrte Tom die Treppenstufen hinauf. Er spürte ihr Zittern. Das ist alles meine Schuld, dachte er.
    Er ließ sie einen Moment warten, während er das Schließband wieder an der Holztür befestigte. Er suchte in seiner Tasche nach den drei Schrauben und der Geldmünze, um sie einzudrehen, schaffte es bei zweien und ließ die letzte zu Boden fallen. »Mein Gott, Tom!«, stöhnte Joyce. Aber sie hielt mit bebender Hand ein flackerndes Zündholz hoch, während er auf den Knien umherkroch. Die Schraube war unter die Kante der Tür gerollt, und für einen schrecklichen Augenblick dachte er, er müsse das Schließband noch einmal abmontieren, um die letzte Schraube zu retten, was in diesem finsteren, übel riechenden Keller voller Wer-weiß-was-für-schrecklicher-Monstren so gut wie unmöglich wäre, aber dann erwischte er den Kopf der Schraube mit einem Fingernagel und schaffte es, sie herauszuziehen.
    Er ging dabei so vorsichtig vor, wie seine zitternden Hände es ihm erlaubten. Er wollte nicht, dass irgendjemand erfuhr, dass er hier gewesen war – obgleich das wahrscheinlich ein Ding der Unmöglichkeit war. Aber die Vorstellung von einem weiteren Hindernis zwischen sich und dem Tunnel, gleichgültig, wie unscheinbar, war beruhigend.
    Er drehte die letzte Schraube fest und ließ die Geldmünze wieder in seine Tasche gleiten. Sie stiegen die Treppe zur Vorhalle hinauf. Diesmal ging Joyce voraus.
    Er dachte an die obere Tür, die er mit einer Kreditkarte und Joyces Schlüssel geöffnet hatte. Ein entsetzlicher Gedanke: Wenn sie nun zugefallen war? Wenn der Riegel vorgeschnellt war und er sie kein zweites Mal öffnen konnte?
    Dann sah er den Lichtstreifen aus der Halle, konnte erkennen, wie Joyce die Hand nach der Tür ausstreckte und sie öffnete. Und sie stolperten zusammen hindurch, standen schwankend im Licht und hielten einander fest.

 
    12
    Billys Nerven hatten sich etwas beruhigt, als er nach Hause zurückkam, und zwei Tage lang widerstand er seiner heftigen Gier nach der Rüstung.
    Er sagte sich, dass er Zeit zum Nachdenken brauchte; dass er nichts gewinnen konnte, wenn er rein impulsiv handelte.
    Die Wahrheit war, dass er vor der Rüstung genauso viel Angst hatte wie vor dem Missbrauch des Tunnels.
    Er fürchtete sie genauso, wie er sich nach ihr sehnte.
    Die Tage wurden länger, heißer und zunehmend greller. Seine Wohnung war nur sehr sparsam möbliert. Er besaß ein Sofa, ein Messingbett, einen Westinghouse-Fernseher und einen Wecker. Er ließ die Fenster offen, und eine warme Brise spielte mit den Säumen der Spitzenvorhänge. Den endlosen Nachmittag hindurch lauschte Billy dem Ticken der Uhr und dem Lärm des Verkehrs unten auf der Straße.
    Er lauschte dem hohlen Klagen seines eigenen unerträglichen Hungers.
    Er fürchtete sich vor seiner Rüstung, weil er sie brauchte.
    Er würde niemals aufhören, sie zu brauchen ... aber es gab eine Tatsache, über die Billy nicht gerne nachdachte: Die Rüstung wurde allmählich alt.
    Billy pflegte sie, so gut er konnte. Er hielt die Rüstung

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