Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Chucks Welt

Chucks Welt

Titel: Chucks Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aaron Karo
Vom Netzwerk:
vorne zu stehen. Aber das ginge wohl jedem so. Wer ist sie, verdammt noch mal?
    Mr   Cimaglia hat eine spiegelblanke Glatze und eine entsetzlich monotone Stimme. Wie bei einer von diesen Telefonnummern, wo man nur so eine roboterartige Automatenstimme drankriegt. »Ich bitte um Ihre Aufmerksamkeit«, sagt er. »Aufmerksamkeit bitte! Ich möchte Ihnen eine neue Mitschülerin vorstellen. Das ist Amy Huntington. Sie ist aus San Diego hierhergezogen. Bitte heißen Sie Amy willkommen.«
    Amy. Amy   …
    Amy knickst halb, lächelt halb und verdreht halb die Augen. Schon klar, das sind zu viele Hälften, ausgerechnet im Matheunterricht, aber so lässt sich das am besten beschreiben. Sie setzt sich   – eine Reihe weiter rechts und zwei Plätze vor mir. Sie schaut nicht mal in meine Richtung. Durch den Pony kann man kaum sagen, wo sie hinguckt, in meine Richtung jedenfalls nicht, da bin ich mir sicher. Sie trägt solche Ballettschühchen, wie Mädchen sie mögen. Normalerweise finde ich das eher blöd. Aber bei ihr kommt es hin. Wer bist du, Amy Huntington? Und wer wechselt ein halbes Jahr vorm Abschluss die Schule?
    Mr   Cimaglia beginnt mit dem Unterricht. Wir machen da weiter, wo wir vor den Ferien aufgehört haben, bei den Stammfunktionen. Die habe ich gut drauf und finde sie todlangweilig (wie das meiste im Matheunterricht), also ist das eine gute Gelegenheit, Amy anzustarren. Als Mr   Cimaglia etwas an die Tafel schreibt, schlägt Amy ihr Spiralheft auf und merkt, dass sie keinen Stift hat. Das scheint ihr Mühe zu machen. Ich habe zwei Stifte. Sag was, Chuck. Sag was!
    Wendy Perfit, die Alibi-Brünette in Staceys Schar schönerblonder Mädchen, sieht es auch und gibt ihr einen. Was für ein Blödmann ich bin, so eine Chance zu verpassen. Amy lächelt. Ihr Lächeln   … tja, das lässt mich mitlächeln.
    »Chuck? Chuck. Was ist denn so komisch?«
    Verdammt. Mr   Cimaglia hat mich mit einem ebenso breiten wie dämlichen Grinsen im Gesicht erwischt.
    »Nichts, Mr   Cimaglia. Tut mir leid.«
    Peinlich berührt senke ich den Kopf, schaue an meinem Mathebuch vorbei und durch die Tischplatte bis auf den Boden. Dann werfe ich schnell einen Blick auf Amy. Ich will wissen, ob sie sich nach mir umgedreht hat. Doch sie sieht stur nach vorne. In der gesamten Stunde guckt sie kein einziges Mal nach hinten. Ich wüsste, wenn sie es täte, das könnt ihr mir glauben. Ich fühle mich schon wieder wie auf einer Achterbahn. Aber diesmal ist es anders.
    Wieder wischt sich Amy die Haare aus den Augen. Auf einmal ist mir die Abschlussfahrt vollkommen unwichtig.
    Anscheinend habe ich heute doch die richtigen Chucks an.

N ach der Schule bei Steve rede ich nonstop nur von Amy. Immerhin verstehe ich jetzt, wie es Steve mit seiner Wichsgeschichte geht.
    »Wieso kommen in meine Kurse nie irgendwelche geheimnisvollen heißen Mädchen?«, sagt Steve. »Ich wusste doch, ich hätte Analysis bei Mr   Cimaglia nehmen sollen.«
    »Ehrlich, Steve«, schwärme ich, »das ist das Mädchen, auf das ich gewartet habe.«
    »Gewartet?«
    »Genau.«
    »Willst du behaupten, du könntest dir egal welches Mädchen in der Schule angeln, hättest aber genau auf dieses gewartet?«
    Ich hole eins von meinen neuen Videospielen raus und ziehe Steve ein bisschen auf.
    »Du hast wohl echt keine Lust, das hier zu spielen, was?«
    »Okay, okay, schon gut«, sagt er. »Also, was hast du vor? Wirst du mit ihr reden?«
    Nie im Leben. »Na logisch tu ich das.«
    »Echt?«
    Nein, echt nicht. »Auf jeden Fall. Ich rede auf jeden Fall mit ihr.«
    Steve legt die Stirn in Falten.
    »Du brauchst einen Plan, Chuck.«
    »Stimmt. Was soll ich machen?«
    »Tja, was wissen wir denn von ihr?«
    »Ihr fällt dauernd der Pony in die Augen«, sage ich und überlege kurz. Da habe ich eine Idee. »Vielleicht kann ich ihr ein Haarband besorgen oder so?«
    Steve guckt mich an. »Du hast mehr drauf.«
    »Okay. Ein Haarband ist blöd.«
    »Was noch?«
    »Na ja, sie scheint nicht viele Stifte zu haben.«
    »Langsam kommen wir der Sache näher«, sagt Steve und grinst.
    Heute gehe ich bestens vorbereitet in den Mathekurs   – mit locker dreißig Stiften. Zehn schwarze, zehn blaue, ein rosaner, den ich Beth geklaut habe, sicherheitshalber noch ein paar Tintenroller und dazu einen von diesen richtig fetten Stiften, bei denen man die Farbe wechseln kann. Falls Amy einen Stift braucht, bin ich der Mann für sie. Allerdings gibt es da ein Problem: Amy ist nicht da. Es klingelt und Mr  

Weitere Kostenlose Bücher