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Chuzpe: Roman (German Edition)

Chuzpe: Roman (German Edition)

Titel: Chuzpe: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lily Brett
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hätte, sich zu einem Laden zu begeben und die Dinge dort zu kaufen. Und zu guter Letzt bestellte sie sinnlosen Unfug wie Bleistifthülsen, nur weil sie auf der gleichen Seite angeboten wurden wie die Anspitzer.
    »Man kann sich die durchschnittliche Spermienbeweglichkeit nach dem Auftauen nennen lassen«, sagte Therese. »Die ist wichtig, weil die verschiedenen Spermien gleichzeitig das Ei zu penetrieren versuchen, aber nur ein Spermium es schafft. Je mehr Spermien darum konkurrieren, um so größer sind folglich die Chancen, befruchtet zu werden. Wenn man sich für Tiffany’s unter den Samenbanken entscheidet, kann man Unmengen Informationen erhalten. Man kann erfahren, ob der Samenspender bereits lebende Kinder gezeugt hat und wenn ja, wie viele.«
    »Könnten Sie sich vorstellen, mit einem lebenden SamenspenderSex zu haben?« fragte Ruth. Sie schwieg für einen Augenblick. »Ich weiß nicht, warum ich von einem lebenden Samenspender gesprochen habe«, sagte sie. »Von Sex mit einem toten Samenspender dürfte man wohl kaum schwanger werden.«
    »Oh, wer weiß«, sagte Therese und lachte. »Vielleicht gibt es da Mittel und Wege. Vielleicht hat der Bursche noch eine letzte Erektion auf Lager, obwohl er schon tot ist. Ich kenne viele Lesbierinnen, die mit einem Mann Sex hatten, um schwanger zu werden. Für die einen ist es nichts Besonderes, und für andere ist allein die Vorstellung der reine Alptraum«, sagte Therese. »Ich persönlich hätte nichts dagegen, mit einem Mann zu schlafen. Nicht als dauerhafte Lösung, sondern als kurzfristiges Projekt mit eindeutigem Ziel.«
    »Einem sehr eindeutigen Ziel«, sagte Sonia.
    Ruth war sicher, daß die meisten Penisse ein ziemlich eindeutiges Ziel hatten. Und eine große Treffsicherheit. Die wenigsten Penisse verloren die Orientierung oder nahmen die falsche Abzweigung oder verließen ihre Route oder verirrten sich in die Gegenrichtung. Man begegnete selten einem Penis, der sich in der Pampa verlaufen hatte oder sich ratlos über eine Straßenkarte beugte oder einen Kompaß zu kaufen versuchte. Der Luftnavigationskarten konsultierte oder Längen- und Breitengrade oder den Sternenhimmel zu Rate zog. Die meisten Penisse waren nicht damit beschäftigt, Atlanten oder Enzyklopädien zu studieren oder eine tragbare Radarstation mit sich herumzuschleppen. Die meisten Penisse wußten, wo sie sich befanden. Wie sie dort hingekommen waren. Und wo sie hinwollten.
    »Ein Samenspender, der bloß sein Sperma hergibt, ist schwer zu finden«, sagte Therese.
    »Wie wird Ihnen das tiefgekühlte Sperma angeliefert?« fragte Ruth.
    »In einer kleinen Phiole auf Trockeneis«, sagte Therese.
    »Frauen greifen zunehmend öfter auf Samenbanken zurück«, sagte Therese. »Frauen, die ihre Chance, ein Kind zu bekommen, nicht verpassen wollen, nur weil sie den Richtigen oder den fast Richtigen noch immer nicht getroffen haben.«
    »Wenn noch mehr Frauen Gebrauch von Samenbanken machen, könnten die Männer sich bald überflüssig oder ausrangiert vorkommen«, sagte Ruth.
    »Aber sie wären dann als Samenspender sehr gefragt«, sagte Sonia. »Das könnte eine ganz neue Industrie entstehen lassen. Sperma als das perfekte Geburtstagsgeschenk. Spermakataloge und Spermageschenkgutscheine. Spermasonderverkauf und Sonderrabatte. Und Spermagroßhändler. Internetauktionen nicht zu vergessen.«
    Alle drei brachen in Gelächter aus.
    »Spermazucht könnte das nächste große Geschäft werden«, sagte Ruth, als sie zu lachen aufhörte. »Man würde in Spermaanteile und in die Zukunft des Spermas investieren«, sagte sie, obwohl sie vor erneutem Lachen kaum sprechen konnte.
    »Der Dow Jones Index würde vom Steigen und Fallen der Penispopulation abhängig werden«, kreischte Sonia, die sich vor Lachen die Seiten hielt.
    Auf einmal fiel Ruth auf, daß es um sie herum still geworden war. Daß die Stimmen sich zu einem Flüstern gesenkt hatten. Sie sah sich um. Die meisten Gäste an den anderen Tischen hatten zu reden aufgehört. Alle Blicke waren auf sie gerichtet. Hälse waren verdreht und verrenkt. Manche Gäste kehrten ihrem eigenen Tisch den Rücken zu.
    Therese folgte Ruths Blick, um zu sehen, was Ruth sah. »Oh, Mist«, sagte Therese. »Man hat uns zugehört.« Therese mußte wieder lachen. »Mir hat es einen Riesenspaß gemacht«, sagte sie. »Ich hoffe, das gilt für die anderen auch.«
    »Laßt uns bald wieder einmal miteinander essen gehen«, sagte Sonia.
    »Könnten wir eine Frauengruppe bilden?«

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