CIA: Die ganze Geschichte (German Edition)
die Geld und Personal der CIA geschleust wurden, wie etwa die Ford-Stiftung und die Asien-Stiftung – alle waren sie verstrickt in ein System aus Scheinfirmen und Tarnorganisationen, dessen Spur letztlich zur CIA führte. War erst einmal eine aufgeflogen, so flogen sie alle auf.
Die einflussreichsten Instrumente der politischen Kriegführung in der Geschichte der CIA dürften die Rundfunksender gewesen sein. Die CIA hatte sich ihre Unterstützung annähernd 400 Millionen Dollar kosten lassen und durfte davon ausgehen, dass Millionen von Hörern hinter dem Eisernen Vorhang jedes Wort, das sie sendeten, begierig aufnahmen. Ihre Entlarvung als von der CIA ausgestrahlte Programme untergrub nun aber ihre Legitimation.
Die CIA hatte ein Kartenhaus errichtet, und Helms wusste das. Die Unterstützungsgelder für die Rundfunksender und die Stiftungen zählten zu den umfänglichsten Programmen der CIA im Bereich verdeckter Aktionen. Aber um wahrhaft geheime Operationen handelte es sich dabei gar nicht. Zehn Jahre zuvor hatte Helms mit Wisner über die Möglichkeit gesprochen, die geheimen Zahlungen allmählich auslaufen zu lassen und dem Außenministerium die Sorge um die Rundfunksender zu überlassen. Sie waren übereingekommen, sich um die Zustimmung von Präsident Eisenhower zu diesem Plan zu bemühen, hatten die Sache aber nicht weiter verfolgt. Seit 1961 hatte Außenminister Dean Rusk warnend darauf hingewiesen, dass über die Millionen von Dollar, die von Seiten der CIA Studentengruppen und privaten Stiftungen zuflossen, »sowohl hier bei uns als auch im Ausland viel geklatscht oder geredet« werde. Ein Jahr lang wurde Ramparts von der CIA scharf beobachtet. Helms schickte ein Memorandum an Bill Moyers im Weißen Haus, in dem er in allen Einzelheiten über die politischen und persönlichen Einstellungen der Herausgeber und Reporter des Blattes berichtete.
Die CIA war freilich nicht die einzige Partei, die sich, was die Überwachung der verdeckten Aktionen betraf, Nachlässigkeit vorwerfen lassen musste. Jahrelang hatten es das Weiße Haus, das Pentagon und das Außenministerium versäumt, den Zentralen Nachrichtendienst im Auge zu behalten. Über dreihundert größere verdeckte Operationen waren seit der Amtseinführung Präsident Kennedys in die Wege geleitet worden – und über den größten Teil dieser Operationen wusste außer Helms niemand von den politisch Verantwortlichen Bescheid. »Uns fehlt es an angemessenen Informationen darüber, wie bestimmte Programme durchgeführt werden, und ebenso fehlt es uns an einer kontinuierlichen Unterrichtung über wichtige laufende Programme«, erklärte am 15.Februar 1967 ein fürs Nachrichtenwesen zuständiger Beamter des Außenministeriums.
Die Mechanismen, die eingerichtet worden waren, um die CIA zu überwachen und ihren Geheimdienst der präsidialen Autorität zu unterwerfen, funktionierten nicht. Sie hatten nie funktioniert. Im Weißen Haus, im Außenministerium, im Justizministerium und im Kongress wuchs das Gefühl, dass die Agency ein bisschen außer Kontrolle geraten war.
»Was sie, genau gesagt, im Schilde führen, ist seine Ermordung«
Am 20.Februar 1967 rief der Präsident den amtierenden Justizminister der Vereinigten Staaten, Ramsey Clark, an.
Fünf Wochen zuvor hatten sich LBJ und der für eine Reihe von Zeitungen arbeitende Kolumnist Drew Pearson eine Stunde lang unter vier Augen im Weißen Haus unterhalten. Nicht von ungefähr war Pearsons Kolumne Washingtoner Karussell betitelt. Er hatte dem Präsidenten eine schwindelerregende Geschichte über den Mafioso John Rosselli erzählt, einen treuen Freund Bill Harveys von der CIA und erbitterten Gegner von Senator Robert F. Kennedy.
»Da kursiert eine Geschichte über die CIA (…), die angeblich Leute losschickt, um Castro zu erledigen«, sagte LBJ zu Ramsey Clark. »Es ist unglaublich .« Er erzählte die Geschichte, wie sie ihm zugetragen worden war: »Sie haben jemanden, der beteiligt war, der nach der Schweinebucht mit einer Reihe von anderen in die CIA gebracht und dem von ihr und dem Justizminister aufgetragen wurde, Castro zu ermorden. (…) Es gab da diese Pillen.« Jedes Wort traf zu. Doch die Geschichte ging noch weiter. Sie führte Johnson zu einer entsetzlichen, wenn auch unbegründeten Annahme: Castro habe die Verschwörer festgenommen und »sie gefoltert. Und sie haben ihm alles darüber gestanden. (…) Daraufhin meinte er: ›Na gut. Darum werden wir uns kümmern.‹ Dann rief er Oswald
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