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Ciao, Don Camillo

Ciao, Don Camillo

Titel: Ciao, Don Camillo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giovanni Guareschi
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davonzuscheren. Es waren drei Unglückselige wie alle anderen, die nicht wußten, wer Lodovico Daboni war und mit welchem Konzept er seine Häuser gebaut hatte. Er erwog nicht einmal den Ratschlag, die Baracke zu stützen. Er suchte vielmehr einen anderen Architekten, und als er mit dem neuen Experten aus der Stadt zurückkam, sah er, daß der Palazzone eingestürzt war und dabei auch Ziegel, Fenster- und Türstöcke vernichtet hatte. Doch er ließ sich nicht unterkriegen:
    »Sie machen mir«, sagte er zum Architekten, »während ich dafür sorge, daß der Schutt weggeräumt wird, ein Projekt für das neue Haus und zugleich auch einen genauen Kostenvoranschlag.«
    »Sehr gut«, freute sich der Architekt: »Wir werden eine schöne solide Konstruktion errichten, modern und mit allem Komfort. Denn wer neu baut, muß neue Pläne haben.«
    »Keine Neuheiten, keine Phantasien«, stellte Carlo Davoni kategorisch fest. »Sie müssen mir ein Haus bauen, das dem Palazzone aufs Haar gleicht. Ich habe noch alle Pläne mit dem Grundriß und den Maßen. Machen Sie es mir identisch und am selben Platz.«
    Der Architekt warf einen Blick auf die Pläne, die Daboni ihm besorgt hatte, und versuchte zu retten, was noch zu retten war.
    »Da gibt es finstere Räume, falsche Proportionen, versuchen wir wenigstens, die gröbsten Fehler zu vermeiden.«
    »Mein Urgroßvater Lodovico hat niemals Fehler gemacht«, entgegnete Daboni: »Alles ist genau richtig, so wie es ist.«
    Der Architekt verlor die Geduld und rief:
    »Ich würde hoffen, daß Ihr mich wenigstens ein Badezimmer machen laßt!«
    »Nicht einmal im Traum«, erwiderte Daboni: »Ich will keine Schweinereien in meinem Haus. Wenn sich jemand baden will, dann läßt er sich den guten alten Kübel bringen. Und wenn jemand aufs Klo muß, dann geht er aus dem Haus und benützt jenes, das alle anständigen Menschen mit dem Kopf auf dem rechten Platz im Hof errichten lassen, im nötigen Abstand zum Wohnhaus. Diese Verrücktheiten mit den Klosetts im Haus soll man den Städtern überlassen.«
    Carlo Daboni bekam seinen Palazzone genauso wieder, wie ihn sich der Urgroßvater Lodovico erdacht hatte, und genau am selben Platz. Carlo Daboni war eben so ein Typ, und das war er immer schon gewesen, als wäre auch sein Gehirn vom Urgroßvater Lodovico gezeichnet und konstruiert worden.
    Don Camillo kannte ihn ganz genau, und wenn er wieder daran dachte, was Frau Ernestina angestellt hatte, fühlte er, daß die Arme sich keineswegs irrte, wenn sie ihre unschuldige Kinderei eine große Torheit nannte.
    »Schon als Mädchen«, hatte Frau Ernestina gesagt, »verspürte ich immer diese Versuchung, und ich hatte stets die Kraft, ihr zu widerstehen. Und jetzt nach vollen fünfundvierzig Jahren und mit vier Kindern…«
    In Wirklichkeit war es so, daß, weit mehr als sie selbst, es die anderen waren, die sie die Kraft hatten finden lassen, dieser Versuchung zu widerstehen. Denn Ernestina war bereits mit elf Jahren von ihrer fixen Idee besessen. Sie war ein schönes Mädchen mit kastanienbraunem Haar. Aber sie hörte andauernd Märchen, wo von Feen und Prinzessinnen mit goldenen Haaren die Rede war, und sah ständig irgendwelche Bilder von kleinen Engeln mit goldenen Locken, und so war sie überzeugt, daß es der sehnlichste Wunsch einer Frau sein mußte, blondes Haar zu haben.
    Und als sie als junges Mädchen in der Stadt lebte und dort zur Schule ging, war sie immer mehr von diesem Gedanken besessen, denn sie lernte endlich das Kino und die Illustrierten kennen. Das Verlangen nach den blonden Haaren verfolgte sie immer mehr, und mit siebzehn fand sie nach langen qualvollen inneren Kämpfen eines Tages den Mut, ihrer Mutter zu sagen: »Ich würde mir gern die Haare färben lassen.«
    Die Mutter blickte sie bestürzt an und erwiderte ihr, daß sie es nicht wagen sollte, an so eine Torheit auch nur zu denken. Dann sprach sie ihr strenges Urteil über die Frauen aus, die sich das Gesicht anmalen und die Haare färben.
    Mit achtzehn wagte Ernestina mit mehr Entschlossenheit denn je einen neuen Vorstoß, so daß die Mutter, die ihre Tochter so resolut sah, den Mann zu Hilfe rief. Ernestinas Papa sah seine Tochter an, als handelte es sich um eine Frau, die drauf und dran war, in den Schlund der Verderbnis zu schlittern. Er ließ sie nicht mehr in die Stadt und hielt sie zu Hause strengstens überwacht. Dann sagte er hie und da mit finsterem Ton, um sie daran zu erinnern, wie fest er entschlossen war, sie auf

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